Kapitel 42

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Hansson legte erschöpft seinen Autoschlüssel auf den Tisch und ließ sich auf das Sofa fallen. Er warf seine Schuhe von sich und hievte die Füße auf den kleinen Couchtisch. Seufzend legte er den Kopf zurück und schloss die Augen. Es war ein langer Tag gewesen. Die Suche nach Chandler und Black Soul lief auf Hochtouren. Aber auch wenn Hansson sich für alles viel zu sehr verantwortlich fühlte, er brauchte Schlaf. Er war völlig fertig und die Suche ging auch ohne ihn weiter.

Hansson saß erst wenige Minuten da, als er bereits auf dem Sofa einschlief. Eigentlich hatte er ins Bett gehen wollen, aber wen interessierte es schon, wo er schlief? Hauptsache, er schlief.

Seine Träume waren chaotisch und unruhig, doch er wachte überraschenderweise nicht davon auf. Er schien den Schlaf wirklich dringend zu brauchen. Gerade verhörte er einen Verdächtigen, der ihm wichtige Hinweise geben wollte, da klingelte ein Handy. Hansson fluchte und nahm sein Handy aus der Tasche. Er hatte nicht vor, den Anruf entgegenzunehmen, das Verhör war wichtiger. Missmutig drückte er auf den roten Hörer und schaltete sein Handy aus. Auf das Verhör konzentriert, steckte er das Handy zurück an seinen Platz – doch es klingelte weiter. Verwirrt griff Hansson noch einmal danach. Wieder drückte er den roten Hörer, doch es hörte nicht auf zu klingeln. Verdammt, was sollte denn das? Der Verdächtige sah ihn bereits belustigt an, bis Hansson langsam begriff, dass dieser nur im Traum existierte, das Handyklingeln jedoch echt sein musste. Schlaftrunken schlug er die Augen auf.

Ein schwaches Licht erleuchtete den ansonsten stockdunklen Raum. Hansson brauchte einen Moment, bis er verstand, dass es sein Handy war, das auf dem Couchtisch lag und leuchtete, während es munter vor sich hin klingelte. Er schüttelte rasch den Kopf, um ein wenig wacher zu werden, dann griff er schnell zu dem kleinen Gerät. Jeder Anruf konnte der erlösende sein. Vielleicht waren Chandler und Black Soul aufgetaucht? Erwartungsvoll nahm er den Hörer ans Ohr.

„Hansson", lallte er.

„Detective Hansson? Tut mir Leid, habe ich Sie geweckt?"

„Nein", log Hansson. „Wer ist denn da?"

„Es tut mir leid. Officer Stein hier. Ich gehöre zu dem Streifenwagen, der Professor Lockwood zu Mr. Mills gebracht hat."

Hansson war augenblicklich hellwach und richtete sich auf dem Sofa auf. „Was gibt es denn?", fragte er vorsichtig, denn ein mulmiges Gefühl ließ ihn Böses erahnen. Wieso wollte der Mann ihn so spät am Abend so dringend erreichen?

„Es... also..."

„Rücken Sie schon raus mit der Sprache!" Spätestens jetzt wusste Hansson, dass etwas nicht stimmte. Er war bereits aufgestanden und suchte nach seinen Schuhen.

„Ich meine, es könnte auch gar nichts sein", stammelte der Officer.

„Officer Stein, was ist los?", schrie Hansson ungeduldig ins Handy. Ein Seufzen erklang am anderen Ende der Leitung.

„Naja, wir haben Mr. Lockwood hier abgesetzt und wie befohlen vor dem Haus auf ihn gewartet. Nun ist es schon nach elf und wir haben Lockwood vor über vier Stunden hergebracht. Das kam mir seltsam vor, weshalb ich mich erkundigen wollte, ob alles in Ordnung ist."

Hansson sah erschrocken auf die Uhr. Es war tatsächlich schon zehn nach elf. Er hatte eine ganze Stunde geschlafen. An Bryan hatte er gar nicht mehr gedacht. Das letzte Gespräch mit Commander Welsh hatte ihn beschäftigt.

„Und? Was ist damit?", fragte Hansson.

„Nun ja, es macht niemand die Tür auf. Als keine Reaktion kam, habe ich bei einem Nachbarn geklingelt und ihn gebeten, die Haustür für mich zu öffnen. Jetzt stehe ich direkt vor der Wohnung, aber mir macht immer noch niemand auf. Ich habe geklopft und gerufen. Keine Reaktion. Das ist doch schon ein wenig seltsam, oder?"

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt