Kapitel 34

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„Und, Joy, hat dir dein Gedenkgottesdienst gefallen?", fragte Black Soul verschmitzt.

Joy konnte ihre Gedanken nicht mehr ordnen. Sie war vollkommen überfordert. Der Gedenkgottesdienst spielte bereits keine Rolle mehr. Sie war erstarrt, als plötzlich die Stimme ihres Dads erklungen war. Erschrocken hatte sie daraufhin feststellen müssen, dass Nicholas seinen Laptop aufgebaut hatte und die Worte ihres Dads aus seiner Richtung kamen.

„Habt ihr ihn verwanzt?" Sie war außer sich gewesen, hatte jedoch nur ein Lachen dafür geerntet. Anschließend hatte Joy gebangt, hatte Angst gehabt vor jedem Wort, das ihr Dad gesagt hatte. Als Bryan Mills ihn angesprochen hatte, wäre ihr Herz beinahe stehen geblieben. Was wäre passiert, wenn ihr Dad etwas von seinem Telefonat und dem Beutel erzählt hätte? Eigentlich war es Unsinn, dass sie sich darüber Sorgen machte. Ihr Dad stand zu seinem Wort und der Mann hatte ihn eindringlich davor gewarnt, der Polizei etwas zu sagen. Joys Vater wusste, dass etwas auf dem Spiel stand, auch wenn ihm nicht bewusst war, dass es das Leben seiner eigenen Tochter war. Selbstverständlich hatte er nichts gesagt, aber Joy gelang es dennoch nicht, wieder zur Ruhe zu kommen.

„Hat er dir gefallen, Joy? Er war nur zu deinen Ehren." Black Soul starrte sie an. Überfordert schaute sie zurück. Sie war in Gedanken nur noch bei ihrem Dad.

„Ja, es... war schön", war alles, was sie herausbrachte.

„Du machst dir Gedanken wegen deines Dads, aye?" Black Soul schmunzelte. „Keine Sorge, sobald er zu Hause ist, müsste er hier anrufen. Dann erfährst du endlich den ganzen Plan. Bist du schon gespannt?"

„Ich will euren Scheißplan gar nicht hören!", platzte es aus ihr heraus.

Black Soul lachte. „Ich glaube, du hast mal wieder keine andere Wahl."

Nicholas stimmte in sein Gelächter mit ein. Er trug die Kopfhörer schief auf seinem Kopf, sodass er mit einem Ohr hören konnte, was ihr Vater und Stefanie im Auto sprachen. Es machte Joy verrückt, dass sie nicht mehr mithören konnte. Was, wenn ihr Dad etwas Falsches sagte? Wusste er, dass er abgehört wurde?

„Der Plan ist genial, weißt du? Jeder bekommt, was er verdient hat. Sogar du wirst zugeben müssen, wie gut der Plan ist. Wir werden auf jeden Fall sehr viel Spaß haben in den nächsten Tagen, darauf kannst du dich verlassen."

Irgendetwas sagte Joy, dass sie überhaupt keinen Spaß haben würde. Dass sie nur endlos leiden würde. Und ihr Dad noch mehr.

„Dein Dad kann sich auf ein paar heiße Tage freuen, Joy", mischte sich nun auch Nicholas in das Gespräch ein. „Sie reden nicht mehr", richtete er seine nächsten Worte an Black Soul. „James meinte, er müsse nachdenken. Und Stefanie ist wirklich sehr verständnisvoll."

„Wer ist denn diese Stefanie?", fragte Black Soul. Joy schluckte, als er, weil Nicholas mit den Schultern zuckte, sie fixierte. Ihr Herz pochte laut. „Aye, Joy? Wer ist Stefanie?"

Joy wollte darauf nicht antworten. Sie und Stefanie hatten vielleicht einen schwierigen Start gehabt, aber die Journalistin war wirklich in Ordnung und sie tat ihrem Dad gut. Im Moment war sie alles, was ihr Dad noch hatte.

„Ich hab dich was gefragt, Joy. Wer ist Stefanie?"

Joy war verzweifelt. Was sollte sie nur sagen? Sie wollte niemanden in Schwierigkeiten bringen! Verdammt, warum war das Leben nur so schwer? Und so unfair zu ihr.

Plötzlich kam Black Soul ihr gefährlich nahe und drückte ohne jede Vorwarnung mit seinem Zeigefinger auf ihre Wunde. Joy blieb einen Moment die Luft weg.

„Stefanie ist eine Freundin", presste sie schließlich schmerzerfüllt hervor. „Sie ist eine Freundin!"

Eine Freundin? Oder seine Freundin?", hakte Black Soul nach.

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt