Kapitel 57

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James war wieder bei Mills. Er war frustriert. Warum brauchte Hansson so lange? Hatte er ihn womöglich doch nicht ernst genommen? Glaubte er nicht, dass Mills tatsächlich in Gefahr war?

Mills hing müde in seinen Fesseln. Die Anspannung schien an ihm zu nagen und vermutlich hatte er in der Nacht nicht viel Schlaf gefunden. James beschloss, dass es Zeit für ein frühes Mittagessen war. Zumindest sollte Mills etwas trinken. Gerade, als James zur Flasche greifen wollte, klingelte ein Handy und er zuckte unwillkürlich zusammen. Zum Glück stand er hinter Mills, sodass dieser seine Reaktion nicht sehen konnte. James wandte sich sofort zur Treppe und ging nach oben. Mills sah ihm hinterher. Ganz der neugierige Ermittler.

Nervös nahm James den Anruf an.

„Was ist?", fragte er, nicht so unfreundlich, wie er gerne wollte, falls wieder Joy am Hörer war. Doch es war nicht Joy.

„James, du Frohnatur", rief Henry und James konnte ihn über beide Backen grinsen sehen. „Hast du schon das Neueste gehört?"

James stöhnte. „Was gibt es denn?", fragte er genervt.

„Hast du noch keine Nachrichten gesehen?"

„Wie soll ich denn verdammt noch mal die Nachrichten sehen? Hab ich hier einen Fernseher oder was?"

„Du hast ein Tablet von Nicks Freund."

Achja, das Tablet von Nicholas. Das Tablet, das dieser garantiert gehackt hatte und jeden seiner Schritte nachverfolgen konnte, weshalb James sich hütete, es jemals zu verwenden. Aber er hatte eine Vorahnung, worauf das hinauslief, und er konnte es nicht erwarten, seine Ahnung bestätigt zu bekommen. Noch vor einer halben Stunde hatte er selbst danach gesucht und nichts im Internet gefunden. Konnte es wirklich sein, dass es jetzt so weit war?

„Also jetzt sag schon oder lass es bleiben, Henry."

„Hast du etwa was anderes vor, James? Ich hatte nicht den Eindruck, dass du im Moment viel zu tun hast. Störe ich dich bei etwas?"

„Hör auf mit deinen verdammten Spielchen, Henry. Das funktioniert bei mir nicht. Sag, was du sagen willst oder ich leg wieder auf."

„Ob Joy sich darüber so freuen würde?", gab Henry zu bedenken und Wut und Sorge kochten in James hoch. Er gab sich die größte Mühe, es herunterzuschlucken und wartete ab, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Henry wartete ebenfalls eine Weile, um James weiter auf die Folter zu spannen. Dann endlich ergriff er wieder das Wort.

„Also gut. Du ahnst vermutlich ohnehin, worum es geht. Wir haben eine E-Mail von unserem lieben Freund bei der Polizei erhalten. Er hat dein Video gesehen und sich sehr darüber gefreut. Da ihm das Leben seines Kollegen wichtig ist, ist er deiner Bitte nachgekommen. Wir haben es schon überprüft. Sein Auftritt ist überall im Internet. Schau ihn dir ruhig mal an, das macht einen Heidenspaß. Du wirst die meisten deiner eigenen Worte wiedererkennen."

Henry legte eine kurze Pause ein und lachte. James blieb jedoch stumm, er sah es nicht ein, mit Henry zu sprechen. Also sprach dieser schließlich weiter.

„Nun bittet der Detective dich, dein Versprechen einzulösen. Wir haben ihn bereits wissen lassen, dass du dich daran halten wirst."

James stieß vor Erleichterung die Luft aus. War das Henrys Ernst? Niemals hätte James geglaubt, dass das alles so schnell enden würde.

„Allerdings haben wir ihn auch darüber aufgeklärt, dass du nie gesagt hast, dass du Mills sofort laufen lässt. Wir wollen uns doch davon überzeugen, dass die Cops es auch ernst meinen, aye?"

James hatte doch geahnt, dass die Sache einen Haken hatte. Es konnte nicht so einfach sein, nicht mit Henry. Er stöhnte, aber er widersprach nicht. Damit würde er sich nur lächerlich machen. Henry hatte Joy in seiner Gewalt, James hatte überhaupt keine Verhandlungsgrundlage. Er musste tun, was dieses Monster von ihm verlangte.

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt