Kapitel 56

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Überraschung! Ein Mittwochskapitel! :-)

Nächste Woche wird es zwar vermutlich wieder kein Mittwochskapitel geben, aber ich dachte, diese Woche mache ich euch eine Freude, weil ich mit der Überarbeitung besser vorangekommen bin als gedacht ;-)

Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen! <3
Eure Mary-Ann

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Hansson war nervös. Es durfte nichts schiefgehen, Bryans Leben hing davon ab. Nachdem er das Video gesehen hatte, hatte Hansson nicht weiter gezögert und sofort seinen Freund Robert bei der Zeitung angerufen. Er hatte ihm erklärt, dass er in dreißig Minuten eine inoffizielle Pressekonferenz geben würde. Robert sollte die Botschaft verbreiten, sodass Vertreter möglichst vieler Zeitungen und Fernsehsender anwesend sein würden. Als Ort hatte er die Eingangshalle von Roberts Zeitung gewählt. Das Polizeirevier stand außer Frage. Niemand dort durfte davon erfahren, bevor die Nachricht ausgestrahlt wurde. Cardwell würde dem sofort einen Riegel vorschieben. Er würde nicht zulassen, dass Hansson auf Lockwoods Forderung einging.

Hansson wusste, dass er sich darauf einstellen musste, als Folge seiner Pressekonferenz suspendiert oder sogar entlassen zu werden. Aber es ging hier um ein Menschenleben. Das war mehr wert als ein Job, auch wenn Hansson diesen Job liebte. An erster Stelle stand die Rettung von Bryan. Wenn Hansson auch seinen Job verlieren sollte, seinen Freund und Kollegen würde er nicht verlieren. Denn wenn Hansson eine Sache über Lockwood wusste, war es die, dass er sich tatsächlich an seine Versprechen hielt. Lockwood mochte vieles sein, ein eiskalter Lügner war er nicht. Hansson glaubte daran, dass er Bryan am Leben ließ, wenn Hansson auf seine Forderung einging. Er hatte keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen.

„Und du willst mir wirklich nicht sagen, worum es in deiner Pressemitteilung gehen soll?"

Hansson war bei Robert im Büro, um sich auf seine Ansprache vorzubereiten. Er wusste, dass in der Eingangshalle inzwischen die Hölle los war. Keiner hatte es sich nehmen lassen, bei einer geheimen Pressekonferenz zu Joys Fall dabei zu sein. Die Menschen rechneten mit einer spannenden Enthüllung. Vermutlich würde Hansson sie alle enttäuschen. Aber entscheidend war, dass möglichst viele hier waren und seine Mitteilung überall ausgestrahlt und gedruckt wurde. Lockwood musste überzeugt sein, dass Hansson alles gegeben hatte, um seiner Forderung gerecht zu werden. Dann war Bryan womöglich in einer Stunde schon ein freier Mann.

„Du wirst es gleich erfahren, Robert", antwortete Hansson seinem Freund und atmete nervös durch.

„Du bist also bereit? Und du bist dir sicher?"

Hansson stöhnte. „Ich bin mir sicher. Ich muss das tun."

Robert runzelte die Stirn und nickte. „Also gut, dann auf ins Gefecht."

Hansson folgte dem Journalisten nach unten in die Eingangshalle, die bis ins letzte Eck angefüllt war mit Männern und Frauen, Kameras und Mikrofonen, Laptops und Notizblöcken und vor allem neugierigen Blicken. Als die Menschen ihn auf der Treppe entdeckten, rückten sie alle ein paar Schritte nach vorn und die Menge wurde enger. Hanssons Kehle schnürte sich zu. Sein Herz rutschte in die Hose und er schluckte. Robert klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.

„Das ist dein Publikum. Viel Glück, Kumpel."

Robert trat ein paar Schritte von Hansson zurück und nickte ihm noch einmal aufmunternd zu. Hansson räusperte sich nervös.

Denk an Bryan. Er wartet auf dich. Er zählt auf dich.

Die Bilder aus dem Video kamen wieder in ihm hoch. Das blutverschmierte Gesicht, das Messer an Bryans Hals, die Angst in seinem Blick. Hansson tat das Richtige. Es war das Einzige, was er tun konnte. Also atmete er noch einmal tief durch, räusperte sich ein letztes Mal und erhob seine Stimme.

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt