Kapitel 35

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Dieses Kapitel enthält selbstverletzenden verhalten und Suizidgedanken

Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Poppy lebte zwar in London, aber ich wollte ihr die Last nicht aufbürden, mich aufnehmen zu müssen, während ich ein komplettes Desaster war.

Sie hatte genug eigene Dinge im Kopf und eigentlich wollten sie und ihre Großmutter diesen Sommer zusammen Tierwesen pflegen in Italien.

Ich konnte unmöglich zu Poppy gehen, doch ich konnte auch zu sonst niemandem.

Imelda lebte mehrere Stunden mit dem Zug entfernt und dann hätte ich noch eine Möglichkeit finden müssen die irische See zu überqueren. Ich hatte meinen Besen dabei, aber einfach los zu fliegen, während die Muggel mich jederzeit entdecken könnten? Natürlich wäre es eine Möglichkeit gewesen, meine Heimat wieder zu sehen. Ich wurde in Irland geboren, so wie meine Eltern, bevor sie nach England ausgewandert waren.

Nein, Irland war keine Option.

Die letzte Möglichkeit war Schottland. Zurück zu dem Ort, von dem ich gerade erst gekommen war. Nach Feldcroft und mich dort verstecken, wo jemand war, dem ich vertrauen konnte.

Damit würde ich Sebastian in Gefahr bringen und das konnte ich nicht riskieren, ich konnte nicht sein Leben riskieren.

Wie sollte ich überhaupt in drei Monaten nach Hogwarts zurückkehren? Sollen Zauberer nicht da als erstes nach jemandem suchen, der bekannterweise die Schule noch nicht abgeschlossen hatte? Würden sie meine Freunde besuchen und versuchen, mich dort zu finden?

Meine Mutter war noch nicht lange tot gewesen, als ich sie gefunden hatte. Ich war keine Medizinerin, aber ich wusste von all dem, was ich im fünften Schuljahr erlebt hatte, dass die Leichenstarre erst nach etwa vier Stunden einsetzte.

Ich musste sichergehen, dass meine Freunde in Sicherheit waren, es war völlig egal, ob mich die Muggel sahen. Damit müsste ich mich später befassen.

Ich hatte meinen Besen mit einem Schrumpfzauber in dem Beutel verstaut und kramte ihn heraus. Ich war eine gute Fliegerin, nicht so begnadet wie Imelda oder so rücksichtslos wie Sebastian, aber ich war gut.

Als ich losflog fing es zu regnen an und ich hatte nur die Kaputze meines Mantels um mich zu schützen, aber ich flog geradewegs in einen Sturm.

Ich musste mich beeilen, erst zu Poppy, um zu sehen, ob es ihr gut ging. Poppy hatte ihre Großmutter und sie war bereits siebzehn, so dass sie sich selbst verteidigen durfte, trotzdem musste ich nach ihr sehen.

Der Weg auf dem Besen war nicht annähernd so lang wie es mit der Kutsche gebraucht hätte. Der Flug war unangenehm, weil ich mir Mühe geben musste, nicht vom Wind von meinen Besen gefegt zu werden, doch es war schnell wieder vorbei.

Ich beobachtete das Haus, in dem die beiden lebten, etwa zwei Stunden. Als ich ankam, saßen sie gerade beim Abendessen. Poppy sah glücklich aus. Ich versteckte mich im Schatten der Straßenlampen, sie durften mich nicht entdecken. Sie war sicher. Fürs erste.

Bleib am Leben Poppy

Als das letzte Licht im Fenster ausging, verschwand ich, ich würde sie wieder sehen, das musste ich einfach.

Ich hatte zu viel erlebt für ein siebzehnjähriges Mädchen aus einem kleinen Vorort von London. Es war zu viel für eine gewöhnliche Hogwarts-Schülerin, doch das war ja das Problem. Ich war keine gewöhnliche Hogwarts-Schülerin. Ich war das Mädchen mit der alten Magie. Das Mädchen, das Hogwarts gerettet hat.

Ich war das Mädchen, das bis ans Ende der Welt gehen würde, um die zu beschützen, die sie liebte.

Mein nächster Stop war etwas weiter entfernt und ich war müde, ich hatte Hunger und ich hatte meine Kleidung vollgeschwitzt. Ich roch nach feuchter Erde, Urin und nach Tod. Wie lange war ich schon wach? Sicherlich mehr als einen ganzen Tag.

Against the dark Hearts - German/DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt