Kapitel 41

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"Seid ihr bereit?", fragte ich die beiden Männer, die jedoch noch immer sehr unschlüssig zu sein schienen. Es war komisch. Es fühlte sich so an, als versuchten wir in Schuhe zu passen, aus denen wir seit Jahren heraus gewachsen waren.

Wir alle hatten zum Anfang des neuen Schuljahres neue Schuluniformen erhalten. Aus mir unbekannten Gründen wusste man in Hogwarts genau wo wir uns aufhielten und hatte uns die Sachen zum tropfenden Kessel geschickt.

Ich sah auf meine blaue Weste und den beinahe knöchellangen schwarzen Rock den ich trug, statt Krawatte trug ich ein blaues Band, das ich zu einer Schleife gebunden hatte.

"Das fühlt sich falsch an", sagte Sebastian und lockerte seine grüne Slytherin-Krawatte mit einer Hand. Sein Hemd hing locker aus seiner Hose heraus.

"Tja, ab morgen wirst du diese Sachen den ganzen Tag tragen müssen, denn außer dem hast du nur noch zwei paar Hosen", bemerkte ich und deutete auf meinen Beutel.

"Ich kauf mir was neues", antwortete Sebastian und knöpfte sein Hemd auf, "Da wir bis morgen noch in unseren normalen Sachen herum laufen können werde ich das tun"

Wir hatten die Sachen anprobiert, weil wir nicht sicher waren, ob sie wirklich zu uns kommen sollten, doch es war schnell klar, dass sie tatsächlich an die richtige Adresse geschickt worden waren.

Jeder hatte eine gesamte neue Ausstattung erhalten. Sommersachen, Wintersachen, neue Umhänge und selbst zwei neue Paar Schuhe für jeden. Ich fragte mich, ob das jedem Schüler so ging oder speziell für Siebtklässler so gehalten wurde, weil wir unser letztes Schuljahr hatten, denn letztes Jahr hatte ich nichts neues bekommen. Natürlich war es auch möglich, dass man in Hogwarts davon wusste, dass keiner von uns noch seine Sachen hatte, aber hätte Professor Weasley mich dann nicht kontaktiert, um zu fragen, was geschehen war? Vielleicht dachte sie, ich wäre wieder in irgendeine wichtige Sache verstrickt oder sie wusste es wirklich nicht.

"Wir fahren von Kings Cross aus", sagte ich und zog den Schulumhang aus.

"Ich bin noch nie mit dem Hogwarts Express gefahren", sagte Sebastian. Natürlich war er noch nie damit gefahren, immerhin hatte er nie weit weg von Hogwarts gelebt.

"Das wird wohl dein erstes und dein letztes Mal", sagte Ominis, er selbst hatte den Hogwarts Express schon mehrfach benutzt weil er nicht immer bei Sebastian gelebt hatte aber im vierten Schuljahr hatte er damit aufgehört.

"Was machen wir wenn das Schuljahr vorbei ist? Wo sollen wir dann wohnen?", fragte der sommersprossige Slytherin jetzt.

Das gab mir zu Nachdenken. Wo sollten wir wohnen? Sebastians Zuhause war niedergebrannt, da half auch Reparo nicht mehr. Ich wollte nie mehr zum Cottage zurückkehren, Ominis würde nicht zu seiner Familie gehen. Mein Plan war eigentlich gewesen, nach Hogwarts eine Ausbildung zur Aurorin zu machen und dann als solche zu arbeiten, aber das hatte ich tun wollen, während ich bei meiner Mutter lebte.

"Ist es nicht etwas zu früh uns darüber Sorgen zu machen?", fragte Ominis, doch ich dachte das nicht. Es war nicht zu früh. Irgendwann mussten wir uns ja Gedanken darüber machen, was nach Hogwarts passierte.

"Naja, ein Jahr vergeht schneller als man denkt", sagte ich, "Ich werde jedenfalls nicht ins Cottage zurück gehen, wenn es anders geht."

Ich wollte überhaupt nicht ins Cottage zurück, unter keinen Umständen. Wie sollte ich dort auch nur eine Auge zu kriegen, während meine Mutter im Garten begraben lag. Nein, darauf konnte ich gut und gerne verzichten.

"Ich bin sicher, im Raum der Wünsche ist Platz für alles, was man gebrauchen kann", sagte Sebastian und grinste mich an.

Was sollte ich eigentlich tun, wenn ich meinen Abschluss machte und nicht mehr regelmäßig nach Hogwarts konnte, um mich um meine Tierwesen zu kümmern. Ich müsste einen Ort finden den ich so umfunktionieren könnte, dass alles dort seinen Platz hätte und das vor allem meine Tierwesen sicher und geborgen wären.

"Ja und wenn ich alt und grau bin esse ich immernoch Mittagessen am Ravenclaw-Tisch mit meinen Enkeln, die auch im Raum der Wünsche leben", spottete ich.

"Naja in Feldcroft werden wir wohl nicht leben können", antwortete Sebastian, "Es sei denn du kennst einen Zauber um ein Haus aus Asche wieder aufbauen zu können"

Ich schüttelte den Kopf belustigt, aber ich war auch gerührt, weil Sebastian immer davon redete, wo wir leben wollten. Zusammen.

"Häuser bauen sich schnell mit Magie", sagte Ominis, "Und mit dem passenden Zauber macht man sie von innen größer als von außerhalb"

Die meisten Häuser von Zauberern waren so aufgebaut. Von außen konnte man eine Hütte sehen und wenn man rein ging, trat man in ein gemütliches Zuhause, in dem eine Familie Platz hatte. Leider waren diese Zauber nicht unendlich mächtig, weshalb Häuser, die von außen größer waren, auch innen mehr Raum hatten als eine einfache Hütte auf dem Land, die eher einer kleinen Familie reichen könnte.

Wir könnten auch eine Weile in einem Zelt leben und würden alles nötige zum Überleben haben. Das wäre keine dauerhafte Lösung, aber es wäre eine, mit der man vorerst zurechtkommen könnte.

"Dann ist das der Plan, wir bauen irgendwo eine Hütte und Magie regelt den Rest", sagte ich und wedelte mit dem Zauberstab.

Es war aufregend, diese Gabe zu haben. Magie war aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken und das obwohl ich erst seit zwei Jahren davon wusste.

Nachdem wir uns wieder umgezogen hatten, verbrachten wir die Zeit wieder im unteren Teil des tropfenden Kessels. Wir aßen und lauschten den Gesprächen. Vielleicht würden wir ja etwas hören, das uns weiterhelfen könnte.

"Ich glaube kaum, dass dunkle Zauberer hier herein spazieren und ihre Pläne offenbaren", flüsterte Ominis, er war immer die Stimme der Vernunft und was er sagte, stimmte ja auch. Niemand würde sich in den tropfenden Kessel setzen und über irgendwelche Pläne reden, in denen es darum ging, Schüler zu Tode zu jagen, aber wir mussten jeden Schnipsel nehmen, den wir kriegen konnten.

"Naja, wir sitzen auch hier und reden über unsere Pläne", antwortete Sebastian und auf Ominis Gesicht machte sich eine verwirrte Miene breit.

"Sebastian, du bist kein dunkler Zauberer", sagte der dunkelblonde Slytherin-Erbe streng.

"Nein, ich bin eine kleine süße Kräuterhexe, die für die Befreiung der Hauselfen kämpft", antwortete Sebastian spöttisch, ich verschluckte mich an meinem Butterbier, weil ich lachen musste. Ich erntete einen genervten Blick von dem sommersprossigen Mann, doch es half nichts, ich musste nur noch mehr lachen.

"Es tut mir leid, ich habe mir nur vorgestellt wie du die Sachen von Professor Garlick trägst und mit einer Hauselfen-Armee hinter dir einen Aufstand anzettelst", sagte ich lachend, jetzt musste sogar Ominis lachen und auch Sebastian stimmte mit ein.

"Das ist einer der Gründe, wieso ich dich liebe", sagte Sebastian, nachdem sich sein Lachen beruhigt hatte und er sich zu mir hinüber gelehnt hatte. Mir wurde warm.

Obwohl wir im selben Bett schliefen , war nichts zwischen uns passiert. Wir hielten uns sogar mit simplen Küssen zurück, aus Angst, dass wir uns nicht unter Kontrolle hatten und Ominis etwas mitkriegen würden, das ihn vermutlich verstören würde.

Sebastian drückte mir ein Kuss unter mein Ohr und ich zuckte ein wenig, weil das eine empfindliche Stelle war.

"Oh bitte ich spucke gleich mein Essen aus", sagte Ominis genervt und Sebastian entfernte sich mit einem seufzen von mir.

Ich musste wieder lachen. Wie konnten wir uns leisten in diesem Moment so unbeschwert zu sein, während da draußen etwas Schreckliches auf uns wartete?

Against the dark Hearts - German/DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt