Kapitel 37

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Am nächsten Tag wachte ich in Sebastians Bett auf. Ich trug meine Unterwäsche und ein Nachthemd, was bedeutete, dass er mich umgezogen und ins Bett gelegt haben musste. Im Kamin brannte ein Feuer und es roch nach Tee und Rührei.

Sebastian stand an dem kleinen Herd, sein Haar war nass, er musste wohl gerade aus der Badewanne kommen. Er trug einen Pullover und eine einfache Hose. Ich beobachtete ihn eine Weile, während ich im Bett saß.

Sein Gesicht hatte die kindlichen Züge verloren, die er am Anfang des letzten Schuljahres noch hatte. Er hatte Schatten unter den Augen und offenbar schon einen leichten Bartwuchs, den er jedoch weg rasierte.

Sebastian hatte sich über die Zeit verändert, aus dem Jungen, der mit mir zusammen einen Troll in Hogsmeade bekämpft hatte, war jemand geworden, der aus Verzweiflung jemanden getötet hatte.

"Das riecht gut", sagte ich und lächelte ihn an, als er sich zu mir umdrehte, das Essen schien fertig zu sein, denn Sebastian begann damit, den Tisch zu decken.

"Komm schon, du kannst nicht im Bett essen", sagte er und setzte sich an den kleinen Holztisch.

Eigentlich konnte ich hier gar nicht essen. Ich musste weg.

"Sebastian-"

"Nein", seine Stimme klang forsch und er sah mich mit einem ernsten Blick an. Wo gerade noch ein Lächeln war, stand jetzt eine Miene, die sich deutlich verdüstert hatte. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen und seine Lippen waren zu einer schmalen Linie gezogen.

"Nein?", fragte ich vorsichtig und schlug mir die Decke von den Beinen, unter der ich gerade noch gelegen hatte.

"Du gehst nirgendwo hin, Elisabeth", sagte er ernst, als wäre eine Verhandlung darüber nicht im Bereich des Möglichen, "Was meinst du damit?", meine Stimme war noch immer vorsichtig, ich musste mich langsam hervortasten um hier weiter zu kommen.

"Damit meine ich, du bleibst hier. Bei mir."

Ich runzelte die Stirn, war das nur seine Sorge, die mich in Sicherheit wissen wollte, weil ich gerade einen Verlust erlitten hatte oder etwas anderes?

"Sebastian, du bist in Gefahr wenn ich hier bleibe, du weißt nicht wie das Cottage aussah als ich dort ankam, alles war verwüstet", sagte ich ruhig, er schüttelte den Kopf so als wäre alles was ich sagen könnte ohne Bedeutung.

"Seb-"

"Ich habe gesagt, du bleibst hier Elisabeth und wenn ich dich zwingen muss", er stand jetzt auf. Das war nicht Sebastian wie ich ihn kannte, er wirkte nicht mehr unbeschwert, er wirkte auch nicht wütend oder verzweifelt. Er wirkte einschüchternd. Ich traute mich nicht etwas zu sagen, also wich ich zurück. Zurück auf das Bett und zog die Knie an.

Er seuftze und ließ den Kopf hängen, die Hände, die gerade noch zu Fäusten geballt waren, ließ er jetzt locker und dann kam er vorsichtig auf mich zu. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, ich hielt die Luft an, bis er sich langsam vor das Bett kniete und mich voller Sorge betrachtete.

"Es tut mir leid", sagte er und streckte die Hand nach mir aus, strich mir über mein Schienbein. Ich entspannte mich wieder, ich musste keine Angst haben, er wollte nicht, dass mir etwas passierte, das war der Grund.

"Ich will nicht, dass dir etwas passiert", flüsterte er und sah mir direkt in die Augen, "Und ich will nicht, dass dir etwas passiert", antworte ich und streckte die Beine aus, so dass meine Füße wieder den Boden berührten. Ich rutschte zu ihm und seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel.

"Ich kann mich verteidigen", sagte er ernst und es kam mir vor, als würde er glauben, dass ich es nicht könnte,"Ich doch auch", antwortete ich, schob seine Hand von meinem Bein.

Against the dark Hearts - German/DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt