Alles gute zum Geburtstag Beth

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Heute war der 8. Februar 1892.

 Heute war mein 17. Geburtstag.

 Seit der Party im Raum der Wünsche hatte ich den Schlafsaal nur zum Essen und zum Unterricht verlassen. Die restliche Zeit habe ich hier verbracht, ich war nicht einmal zum Raum der Wünsche gegangen. Ich habe aufgehört zu sprechen. Nur noch das Nötigste, sagte ich. Meine Freunde wussten nicht, was passiert war, weil ich ihnen nichts erzählt hatte, doch jeder konnte es sehen. Sebastian sah mich mit einer Schuld und einer Traurigkeit an, dass sogar die Lehrer einen Bogen um uns machten.

Mein Blick war leer, so wie mein Herz. Mein bester Freund hatte mich angegriffen, nein, er war nicht mehr mein bester Freund. Innerhalb weniger Minuten war er von einem Freund, der in letzter Zeit einfach nur schwierig zu fassen war, zu einem Feind geworden. Meiner Nemesis. Ich verlor wieder den Anschluss an den Unterricht, weil ich nicht zuhören konnte. Manchmal schwänzte ich und trank mit Garreth Weasley sein gräßliches Gebräu oder etwas von dem Feuerwhiskey, den ich mir aufbewahren wollte, um damit etwas zu feiern. Ich war mir immer sicherer dass Sebastian mir damals weh tun wollte, besser gesagt ich redete es mir ein. Ich wollte glauben, dass er der böse war, denn was er auf dem Astronomie-Balkon getan hatte, hat mich zerbrochen. Er hat mich angegriffen. Wegen Nerida Roberts. Wegen Evangeline. Wegen seiner dummen Eifersucht. Er hat mich belogen.

Natürlich war er wütend gewesen, denn ich hatte mit meiner Aussage im Krankenflügel auch ihn abgewiesen, doch das war kein Grund für das, was er darauf folgend getan hatte.

Tags nach der Party hatte Evangeline mir gesagt, was sie in seinen Gedanken lesen konnte, dass er nur mit Nerida zusammen war, um mich eifersüchtig zu machen. Er wollte, dass ich ihn mit einem anderen Mädchen sehe und so vor Wut schäume wie er, was ich auch getan habe. Das war mir nach unserer Auseinandersetzung durchaus schon in den Sinn gekommen, doch als Evangeline meine Vermutung bestätigte, breitete sich die Kälte in meinem Herzen noch weiter aus. Ich habe es gehasst, sie zusammen zu sehen und der Gedanke, dass sie mehr getan hatten als sich zu küssen, ließ mich meine Hände zu Fäusten ballen und meine Fingernägel in meine Handflächen bohren, bis ich blutete.

Doch Sebastian hatte mich angegriffen, wer sagte mir das er es nicht nochmal tun würde? Wer sagte mir dass er nicht das selbe mit mir machte wie mit Solomon. Ich hielt inne. Dachte ich das wirklich? War ich wirklich so weit zu glauben das Sebastian mich mit dem Todesfluch ausschalten würde oder war auch dies nur ein Produkt der Wut und enttäuschung?

"Elisabeth", hörte ich meinen Namen rufen und drehte mich um, ich war auf dem Weg zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum gewesen. Ominis Gaunt stand vor mir. "Bitte komm mit", sagte Ominis sanft, er schreckte die Hand aus, nicht ganz in meine Richtung, aber beinahe. "Ominis bitte", sagte ich, meine Stimme war ein Flüstern, ein Krächzen. Sie war nur ein Schatten ihrer selbst, so wie ich.

"Du hast geburtstag, ich weiß das du grade nicht viel reden willst aber wir haben etwas für dich", er legte den Kopf leicht schief, die Hand immer noch ausgestreckt, ich machte ein paar Schritte auf ihn zu und legte meine Hand zögerlich in seine. Ominis Haut war weich und warm. Wir gingen zusammen los und er führte mich Richtung Hogsmeade, ich betrachtete die Landschaft, versuchte ein Lächeln aufzusetzen, doch es gelang mir nicht. Ich war zu leer, zu ausgelaugt und zu traurig. In Hogsmeade führte er mich in Richtung der Taverne, wo wir uns regelmäßig Butterbier einverleibten. Natürlich hatten sie dort etwas vorbereitet, es war der perfekte Ort.

Ominis zog mich in die Drei Besen und als wir eintraten riefen alle laut durcheinander Glückwünsche durcheinander. Kurz lächelte ich, es war ja eine schöne Idee. Poppy kam schneller Schrittes zu mir, ein wenig hüpfte sie dabei und fiel mir um den Hals. "Wir haben schon auf dich gewartet!", sagte sie fröhlich und löste sich dann von mir, drückte mir eine kleine Schachtel in die Hand, "Das ist von uns allen!", sagte sie und zeigte auf die versammelte Gruppe hinter ihr, zu denen sich Ominis jetzt auch gesellt hatte.

Ich öffnete die Schachtel, darin befand ich eine goldene Kette, mit einem kleinen Anhänger, in den ein Stein eingelassen war. Ein Moosachat. Mein Lieblingsstein, er war dunkelgrün. "Der ist wunderschön!", flüsterte ich und sah Poppy mit einem dankbaren Blick an, "Wenn du ihn berührst und deine Augen schließt, zeigt er dir deine schönste Erinnerung!", sagte Poppy und ich sah sie glücklich an. Das war eine wirklich wundervolle Idee.

"Du musst es ausprobieren!", sagte sie voller Freude, ich war unsicher, was war meine schönste Erinnerung? Doch dann dachte ich, ich müsste mich an meinen ersten Kuss erinnern und berührte den grünen Stein, schloss meine Augen.

"Nein aber deine Schulter ist weicher als ein Baum", sagte Sebastian, "Und ich wollte dich fragen ob du tanzen willst"

Ich öffnete abtrup die Augen, meine Kehle schnürte sich zu, und Tränen brannten mir in die Augen, ich drehte mich weg, damit niemand sehen konnte, wie es mir ging. Das konnte unmöglich meine schönste Erinnerung sein? Was war mit Evangeline?

"Beth?", fragte Poppy verunsichert und strich mir über die Schulter, ich setzte ein gespieltes Lächeln auf und drehte mich wieder zu ihr, "verzeih mir, aber die erinnerung war so schön, ich wusste garnicht das ich mich daran noch erinnere", sagte ich, Poppy fragte mich an was ich mich erinnerte und ich erfand eine Geschichte, von der ich behauptete sie sei in meiner Kindheit gewesen.

Der Rest des Abends war voller Leute, die mich umarmten und mich beglückwünschen, endlich siebzehn. Das war in der Zaubererwelt eine große Zahl. Es bedeutete, dass ich von nun an auch außerhalb von Hogwarts zaubern durfte und das, ohne in Schwierigkeiten zu geraten. Ich wünschte, ich könnte genauso feiern, doch all die Leichtigkeit und den Spaß den ich empfinden sollte, das alles war getrübt von Einsamkeit, Trauer, Wut.

Ich musste an die frische Luft, ich konnte kaum atmen und brauchte einen Moment für mich, also gab ich Ominis Bescheid, dass ich ein wenig durch Hogsmeade laufen würde.

Against the dark Hearts - German/DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt