Kapitel 48

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Dieses Kapitel enthält Erwachseneninhalte

Ich lief so schnell ich konnte, denn das war das einzige, an das ich denken konnte. In meinen Gedanken schrie eine Stimme, die nicht mir gehörte, aber ich wusste, dass es keine andere Wahl gab als auf sie zu hören. Ich musste weiter laufen. Ein Schritt nach dem anderen und immer schneller. Atmen. Rennen. Schneller. Lauf.

Ich war weder Herr meiner Sinne noch meines Körpers. Ich durfte jetzt nicht aufgeben. Das hier war kein Traum. Das war die bittere Realität. Hinter mir hörte ich das Keuchen von Imelda.

Ich wusste, dass es nicht mehr weit sein konnte. Apparieren war keine Option. Ich hatte keine Kraft.

Mein Atem stockte, ich bekam kaum Luft, meine Ausdauer war dem Ende geneigt, doch wenn ich stehen blieb, würde sie mich kriegen. Der Wald war vom Vollmond erhellt, nicht weit entfernt hörte man das Heulen eines Wolfes. Jedenfalls hoffte ich, dass es nur ein normaler Wolf war.

Ich suchte meinen Zauberstab. Ich hatte ihn im Stiefel. Meine grüne Leinenbluse war voller Flecken. Blut. Auch an meinen Armen war Blut. Es war meins.

Das hier erlebte ich nicht zum ersten Mal.

Ich sah hinter mich, sie waren dort. In schwarze Umhänge gehüllte Figuren, die so schnell waren, dass wir nur mit viel Mühe Abstand gewinnen konnten.

Ich sah nach vorne. Es war genauso wie damals in meinem Traum, nur dieses Mal war ich nicht alleine und ich wusste jetzt, wie stark ich eigentlich war. Ich lief einfach nur noch, ich lief um mein Leben, doch vor mir war kein Weg mehr. In ein paar Metern musste ich mich entscheiden, ob ich stehen bleiben und es versuchen sollte oder von einer Klippe springen musste, bei der nicht klar war, ob ich es überleben könnte.

Ich würde dieses Mal nicht springen.

Ich blieb abtrup stehen und ließ Imelda und Poppy hinter mich rennen.

Nur noch ein paar Meter.

Ich richtete meinen Zauberstab auf die Gestalten in den schwarzen Umhängen.

Ein Lachen durchfuhr meine Erinnerungen. Ein innige Umarmung nach einem gewonnenen Rennen. Der Wind in unseren Haaren bei einem Flug auf Wolkenschwinge. Ein Kuss. Ein geflüstertes 'Ich liebe dich' zwischen den Bücherregalen.

"Expecto Patronum!"

Ein blauweißes Licht schoss aus meinem Zauberstab und ein Fuchs lief auf die Dementoren zu. Hinter dem Fuchs folgten ein Wanderfalke und ein Hippogreif.

Aus einer anderen Richtung schoss ein blauweißer Habicht auf die Dementoren und hinter ihnen rannte ein ebenso heller Thestral hervor. Über den Bäumen brach eine Giraffe hervor.

Die Dunkelheit erhellte sich. Unsere Patroni erleuchteten die Nacht. Aus einem Funken war ein Feuerwerk entstanden. Die Dementoren wurden von dem puren Licht in die Flucht geschlagen.

Hinter den Bäumen kamen Ominis, Sebastian und Natty hervor. Sie sahen furchtbar aus.

Ominis hatte einen Schnitt quer über der Schulter, der durch sein Hemd blutete. Natty sah aus, als hätte jemand mit einem Quaffel ins Gesicht geschlagen und Sebastian war so bleich, dass man glauben konnte, er hätte literweise Blut verloren.

"Wir sollten einen Platz suchen, der sicher ist und dann ein Lager aufschlagen", bemerkte Poppy bei einem Blick auf Ominis, dessen Wunde unbedingt versorgt werden musste. Wir schlossen zueinander auf und bewegten uns vorsichtig durch den Wald. Wir horchten nach jedem Knacken und auf jedes kleine Rascheln.

Je weiter wir gingen, desto mehr veränderte sich auch die Umgebung. Es wurde lauter. Wir waren in der Nähe eines Wasserfalls. Ich hörte das Rauschen des Wassers und nach und nach dann auch vereinzelte Tropfen wie auf feuchtem Stein.

Against the dark Hearts - German/DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt