•10 || „Schau dir doch lieber die Natur an."•

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Hey,
Ähm sorry?
Letzte Woche kam kein Kapitel. Ich weiß. Ist ein bisschen doof gelaufen, ich musste nämlich ins Pfingstlager und als Betreuerin einspringen. Und es gab kein Internet, also... ja. Kein Kapitel. Es tut mir wirklich so so so leid. Dafür gibt es heute 2 Kapitel. Als Entschädigung?
Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht allzu übel, dass ich euch nicht vorwarnen konnte... Das war alles sehr spontan.

Joey




Kapitel 10

„Schau dir doch lieber die Natur an.“

Es waren nun zwei Wochen vergangen, seit ich nach Italien gekommen war. In den letzten Tagen war Harry fast durchgehend bei mir gewesen, sodass ich kaum Zeit dazu hatte, an meinem Roman weiterzuarbeiten. Doch heute musste er in die Bäckerei und ich nutzte die Zeit, um zu schreiben. Es war seltsam, allein zu sein und niemanden mehr um mich zu haben, aber dass mir die Worte nur so aufs Papier flossen, dämpfte das komische Gefühl in meinem Bauch.

Ich schrieb alles auf, was mir durch den Kopf ging, schmückte einige Stellen mehr aus und grinste fast durchgehend, bis ich es abspeicherte und per Mail an meinen Chef sendete. Obwohl heute Samstag war, schrieb er fast sofort eine Antwort, in der er betonte, dass es langsam auch mal Zeit wurde, dass ich vorankam. Ich rollte nur mit den Augen. Nahm sich der Kerl denn nie frei?

Mein Handy klingelte in dem Moment, in dem es an der Tür klopfte. Schnell drückte ich auf den grünen Hörer und nahm so das Gespräch mit Mom an. »Hey, Mom. Wie geht’s dir?«, fragte ich, während ich aufstand und zur Tür ging.

»Hallo, Louis. Ganz gut, deine Geschwister halten mich ganz schön auf Trab, aber ansonsten gut. Und wie sieht es bei dir so aus? Wie kommst du mit deinem Buch voran?« Ihre Stimme war warm, doch ich kam nicht drumherum, einen bedrückten Unterton herauszuhören.

»Ja, ich hätte nicht gedacht, dass eine Auszeit in Italien solche Wunder bewirkt«, sagte ich und öffnete die Tür. Harry stand dort mit einem Strauß bunter Blumen im Arm. Ein breites Lächeln zierte seine Lippen, als ich ihn stumm hereinbat. Am Telefon berichtete Mom mir gerade von ihren letzten Tagen und dem Geburtstag der beiden kleinsten Zwillinge.

»Ich weiß, ich hätte anrufen sollen, es tut mir leid, ich hatte viel zu viel zu tun«, rechtfertigte ich mich und kam nicht drum herum, ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich hatte ihr versprochen, mich alle zwei Tage zu melden. Durch Harrys Anwesenheit, die mich alles vergessen ließ, hatte ich jedoch schlichtweg nicht daran gedacht, was mich jetzt schuldig fühlen ließ.

Ich schloss die Tür, nachdem Harry eingetreten war. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, strich mit meinem freien Zeigefinger über seine Wange und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Hey, Haz«, flüsterte ich leise und führte ihn an der Hand ins Wohnzimmer und deutete auf die Couch, doch er folgte mir in die Küche.

»Störe ich gerade?«, wollte er mit gesenkter Stimme wissen und zeigte auf mein Handy.

»Nein, schon gut. Ist nur meine Mutter«, informierte ich ihn und füllte Wasser in den Teekessel, während ich versuchte, Moms Redefluss wieder zu folgen, was gar nicht so einfach war. Anscheinend hatte sie eine Auseinandersetzung mit einer ihrer Tea-Time-Freundinnen gehabt. Und das bedeutete, dass sie so aufgebracht war, dass sie redete wie ein Wasserfall. Ohne Punkt und Komma. Im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst geübte Stenographen würden an ihre Grenzen stoßen, wenn Mom anfing, zu erzählen.  

»Sag mal, hast du Besuch oder führst du Selbstgespräche?«, fragte sie plötzlich und ich zuckte zusammen. Mein Blick flog sofort zu Harry, der sich gegen den Kühlschrank gelehnt hatte und von seinen Fingernägeln aufsah, als er meinen Blick bemerkte. Hatte er Nagellack drauf?

Paperplanes || l.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt