Kapitel 27

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Langsam schlug ich die Augen auf, doch ich erkannte anfangs nur Umrisse. Wo zum Teufel war ich?

Dann fiel mir alles wieder ein. Die Gerichtsverhandlung und das ich auf dem Weg nach Hause vermutlich entführt wurde.

Jetzt erst fing ich an, mich in meinem „Gefängnis" umzusehen und musste feststellen, dass es gar nicht so hässlich war. Ich befand mich in einem Schlafzimmer auf einem Bett. Außerdem befanden sich hier noch ein Schrank und ein kleiner Schreibtisch.

Aber hatte mich bitte hier her gebracht?

Der erste Versuch aufzustehen, misslang mir, da plötzlich alles schwankte. Ist das normal, dass man rote Punkte sieht?

Resigniert legte ich mich wieder zurück und setzte mich dann ganz langsam wieder auf und langsam wurde meine Sicht wieder normal.

So. Folgender Plan: Ich werde jetzt... äh...

Okay. Ich habe keine Ahnung, wie ich hier rauskommen soll! Versuchen wir es mal mit der Tür. Aber ich meine, wer ist so dumm und lässt die Tür offen? Na gut, ein Versuch ist es Wert!

Natürlich. Was für ein Wunder. Es war abgeschlossen! Angepisst setzte ich mich zurück aufs Bett und dachte über alles nach, was bisher passiert war.

Wie ich am Flughafen durch Zufall auf James getroffen war und sich unsere Wege immer noch kreuzten. Oder wie ich durch pures Pech in die Gangrivalisierungen zwischen Blake und Ryan gerutscht bin.

Das alles muss purer Zufall sein! Oder doch nicht?

Was bedeuteten die seltsamen Andeutungen meiner Adoptivmutter gegenüber James und all die anderen Hinweise meiner verstorbenen Mutter?

Ehe ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, wurde die Tür aufgerissen und eine mir unbekannte Person trat ins Zimmer.

Es war ein Junge, ich schätze ihn auf 18. Er hatte braune Haare, die aussahen wie ein Undercut. Oder wie auch immer diese neumodische total beliebte Jungsfrisur jetzt heißt.

Er musterte mich und kam dann grinsend auf mich zu.

Angstvoll rutschte ich immer weiter von ihm weg, bis ich kurze Zeit später die kalte Wand hinter mir spürte. Shit!

„Na, ist unsere kleine Prinzessin aus ihrem Jahrtausendschlaf erwacht?", fragte er und blieb direkt vor dem Bett stehen.

Was für ein Arschloch.

„Tut mir leid dass ich bewusstlos werde, wenn man mir Chloroform unter die Nase hält. Ich glaub, so was nennt man eine normale menschliche Reaktion des Körpers! Aber das Wort >menschlich< kennst du wahrscheinlich gar nicht!", konterte ich, von einem plötzlichen Mut gepackt.

Doch anstatt das der Junge jetzt sauer wurde, lachte er bloß und setzte sich aufs Bett.

Langsam kam er mir immer näher und mein plötzlicher Mut war dahin. Ängstlich drückte ich mich immer weiter gegen die Wand, in der Hoffnung, dass sich hinter mir die Wand auftun würde.

„Ganz schön frech, Kleine. Ich glaube, James ist nicht der richtige Umgang für dich!", sagte er. „Ich bin übrigens Ian. Und jetzt komm mit!"

Ah, Ian also. Werd ich mir merken.

Ian stand auf und ich folgte ihm schüchtern. Jetzt lieber keine Fehler machen. Als wir aus der Tür traten, staunte ich. Ich war in einer Art Penthouse oder Villa. Der Flur war riesig und es gab massenweise Türen, an denen Ian mich vorbeiführte. Ab und zu erhaschte ich einen Blick in einen der vielen Räume. Einmal kamen wir an einer kleinen Küche vorbei, die mit den neusten Küchengeräten ausgestattet war.

Na ja, soll mir egal sein. Ich bin ja kein Gast hier, sondern eine Gefangene. Außerdem ist das auch nicht unbedingt die Sorte Menschen, mit denen ich mich sonst abgebe!

Als Ian gerade abbog, beschloss ich, mich einfach im nächstbesten Zimmer einzuschließen und dann zu gucken, wie es weitergeht. Nicht die klügste Idee, ich weiß! Aber so bin ich nun mal!

Ich rannte an Ian vorbei, der mich verblüfft ansah und ein paar Millisekunden später die Verfolgung aufnahm und rannte natürlich direkt in die Person, die plötzlich vor mir auftauchte.

Mit einem dumpfen Knall schlug erst die Person vor mir auf dem Boden auf, dann folgte ich und landete direkt auf ihr.

Gerade als ich mich aufrichten wollte, riss mich jemand, Ian, brutal auf die Beine und verdrehte meine Arme nach hinten, sodass mir ein schmerzerfülltes Stöhnen entwich.

„Mach das nie wieder!", zischte er und ließ meine Arme erst wieder locker, als ich nickte.

Dann nahm ich die Person, die ich umgerannt hatte näher in Augenschein.

Braune Haare, süße braune Hundeaugen, schlanke Statur.

„Robin?", fragte ich entgeistert. „Was machst du hier?"

Das war gerade echt crazy. Bitte lass ihn nicht zu diesen Verbrechern gehören!

„Äh... ich...", stotterte Robin und suchte verzweifelt nach einer guten Erklärung.

Doch Ian unterbrach ihn, indem er sagte:

„Lass gut sein, Robin", und an mich gewandt, „Komm, weiter geht's!"

Ohne auf eine Antwort zu warten zog Ian mich von Robin weg und schleifte mich weiter durch das riesige Haus.

Nach einer Weile kamen wir vor einer Tür an, vor der zwei Jungs posestiert waren. Als sie mich sahen, fingen sie an, zu grinsen und öffneten die Tür.

Ich wollte stehen bleiben, doch Ian schob mich erbarmungslos weiter. Ich will nicht wissen, wer da drin ist, dass er bewacht werden muss.

Und dann sah ich ihn.

NamelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt