Kapitel 7

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, stellte ich fest, dass ich nicht mehr draußen im Sessel lag, sondern in meinem warmen, kuscheligen Bett. Außerdem trug ich mein Schlafzeug. Mein Vater hatte mich also umgezogen. Okaaaay! No comment!

Ich sah auf den Wecker und stellte fest, dass es schon halb zehn war. War heute nicht Schule oder waren noch Ferien? Wahrscheinlich Ferien.

Ich stand seufzend auf, duschte und zog mir eine Jogginghose und meinen Lieblingspulli an. Dann ging ich runter in die Küche. Von meinem geliebten Vater natürlich keine Spur. Warum auch? Ich bin ja bloß seine Tochter. Ich ging in die Küche und fand einen Zettel von meinem Vater.

Guten Morgen Luna. Es tut mir leid, dass ich dir das nicht persönlich sagen konnte, aber ich musste dringend zur Arbeit. Ich komme erst heute Abend wieder nach Hause. Du kannst dich wie zu Hause fühlen. Alles was du essen willst ist in der Küche. Ich habe dir noch 120$ auf deinen Schreibtisch gelegt, wenn du nachher mit Blake in die Stadt gehst. Blake hat sich nämlich angeboten, dir die Stadt zu zeigen. Also mach dir einen schönen Tag und wenn was ist, ruf mich einfach an. Ach so, morgen geht auch die Schule wieder los.

Dein Dad

PS: Blake kommt um elf. :-)

Was? Ich soll mit Blake die Stadt erkunden? Bitte nicht! Ich sah auf die Uhr. Es war schon viertel elf. Hätte man mich nicht mal fragen können, ob ich überhaupt will? Nein! Wieso auch? Jetzt bin ich richtig angepisst. Aber immerhin. Ich bekam Geld. 120$! Wenigstens etwas.

Ich sah mich in der Küche um und siehe da- es gab sogar Brötchen. Ich stopfte so ziemlich alles Leckere in mich rein, was wir hatten, denn ich liebe essen! Ich kann immer und überall essen! Mittlerweile war es schon 10.35Uhr. Ich ging hoch, wechselte die Jogginghose gegen eine Röhrenjeans und stopfte mein Geld, mein mittlerweile aufgeladenes Handy und Chips, die ich im Wohnzimmer fand, in meine Tasche. Dann schminkte ich mich noch dezent mit Mascara und Lipgloss und ging runter. Gerade rechtzeitig, es war schon zehn vor elf.

Ich rannte runter und schmiss mich aufs Sofa. Eigentlich hatte ich so gar keine Lust auf eine Stadtbesichtigung. Vor allem nicht mit Blake. Ich will jetzt nicht sagen, er ist gruselig, aber…

Er ist gruselig!

Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, klingelte es an der Tür. Wie erwartet war es Blake, der mich wieder einmal angrinste. Wie gestern sah er verdammt attraktiv aus. Er trug ein blaues T-Shirt, darüber eine schwarze Lederjacke, eine dunkle enge Hose und Chucks. „Gefällt dir, was du siehst?“, grinste Blake und trat an mir vorbei ins Haus. „Ganz sicher!“, meinte ich nur und holte meine Tasche. „Fertig?“, fragte Blake und checkte mich ab. Ich nickte und folgte Blake nach draußen. Wieso haben alle hübschen Jungs so verdammt coole Autos. Ich habe keine Ahnung, was für ein Auto das war, aber es war in einem edlen weiß und sah getunt aus. Vorne auf der Motorhaube thronte ein schwarzer Panter.

Nachdem wir losfuhren, fragte ich erstmal, wo wir überhaupt hin wollten.

„Lass dich überraschen!“, antwortete Blake grinsend. Ich hasste Überraschungen, diese Ungewissheit! Vor allem, wenn es jemand wie Blake war, der mich überraschen wollte. Ich fragte mich sowieso, wieso Blake sich bereiterklärt hatte, mir die Stadt zu zeigen, ganz sicher nicht, weil er mich so nett fand! Aber das werde ich schon noch herausfinden! Ich liebe Geheimnisse und bin extrem neugierig. Manchmal etwas zu neugierig.

Nach 10 Minuten erreichten wir ein riesiges Gebäude- Empire State Building. Ich hatte davon nur gehört und fand es schon immer unglaublich, aber aus der Nähe sah es noch beeindruckender aus!

Wir bezahlten und fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Nebenbei erklärte Blake mir noch ein paar Dinge. Als wir dann oben waren, in 381m Höhe, fiel mir nur ein Wort ein- WOW! Man konnte ganz New York sehen. Die Wolkenkratzer, Brücken, Straßen, Chinatown und auch den Central Park konnte man sehen. Ich wollte schon immer mal in den Central Park! Ich bewunderte weiter die Aussicht, als sich plötzlich zwei Hände um meine Taille legten und Blake mir ins Ohr hauchte: „Gefällt dir die Aussicht?“ Ich löste mich von ihm und nuschelte ein „Ja“. Oh Mann! Dieser Typ brachte mich total aus dem Konzept. Er war genauso wie James! Ich warf einen Blick auf Blake, doch der lachte nur. Idiot!

Bald gingen wir wieder zurück zum Auto.

„Jetzt gehen wir erst mal essen!“, unterbrach Blake das Schweigen. Ich nickte bloß und starrte aus dem Fenster, in der Hoffnung, Mr. Ich-bin-so-sexy würde mich weiter ignorieren. Doch was passierte? Genau! Das Gegenteil!

„Erzähl doch mal etwas über dich!“, forderte er mich auf. Was soll ich ihm denn bitte erzählen? Das mein ganzes Leben eine Lüge war? Ganz sicher nicht!

„Ich heiße Luna, bin 16, tanze seit 10 Jahren und komme aus einer kleinen deutschen Provinz. Ich wollte nicht nach New York ziehen und ich hatte noch nie einen Freund!“, erzählte ich und stockte, als mir das mit meinem Freund rausrutschte. Scheiße! Das war so peinlich.

Die Reaktion war klar. Blake grinste mich an, als wäre er heute zum Präsidenten gewählt worden. Perverser Sack! Schnell fügte ich  noch hinzu; „Ich brauche auch keinen Freund, also es ist okay!“ Doch Blake grinste nur weiter dumm rum!

„Sicher?“
„Ja!!“

„Erzähl doch mal etwas von dir!“, forderte ich ihn auf und musste jetzt auch grinsen. Bin ja mal gespannt, was jetzt kommt!

„Ich heiße Blake, bin fast 18, mache Kampfsport und komme ursprünglich aus Kalifornien. Außerdem finde ich es sexy, wenn du rot wirst!“, stellte er sich vor und zwinkerte mir zu. Was zur Hölle? Wie kann man nur so ein Macho sein. Ich meine, wer ist er? Gott? Ich glaube, wenn er Gott wäre, würde ich meinem Glauben abschwören!

„Wir sind da, Kleine, komm!“, unterbrach Blake meine Gedanken und erst jetzt stellte ich fest, wo wir waren. Und wieder mal war ich total überwältigt!

NamelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt