Kapitel 2

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Nach einer schier endlosen Fahrt, in der der Fahrer durchweg nur Bach und so'n Zeug gehört hatte, kam ich endlich in Berlin-Tegel am Flughafen an. Endlich!! Wenn ich mir noch länger diese Ohrenfolter hätte anhören müssen, wäre ich glaube ich, gestorben.
Ach du Scheiße, wo musste ich jetzt hin? Ich ging einfach rein und siehe da: Der Schalter für den Flug in die Hölle alias New York! Nachdem ich eine geschlagene Stunde gewartete hatte, sagte mir die Frau am Schalter, dass der Flug heute gekenzelt wird, weil die Piloten streiken. Bitte, dass kann jetzt nicht Ihr ernst sein? „Wann geht der nächste Flieger?", fragte ich angepisst. „Morgen früh um 10.00 Uhr", antwortete die Frau und rief den Nächsten auf. Ernsthaft? Nach Hause konnte ich nicht. Ich hatte weder Geld noch ein Telefon, bloß mein IPod. Das. Kann. Nicht. War. Sein!!! Verdammt! Wieso muss so ein Kack immer mir passieren? Wütend stapfte ich zur Wartefläche und schmiss mich auf den Sitz. Zu Glück konnte ich wenigstens meinen Koffer abgeben! Ich nahm meinen IPod und stöpselte mich ab. Super! Es war 18.23 Uhr, ich habe seit zwei Stunden nichts mehr gegessen und Trinken habe ich auch nicht mit, schließlich ist das ja im Flieger verboten. Gerade hörte ich diesen ermutigenden und in diesem Fall auch passenden Zeilen von „Welcome to my life" von Sunrise Avenue, als mein IPod abstürzte. Verdammt! Ich hatte vergessen, es aufzuladen. Jetzt steckte ich so richtig in der Sch****!

Ich sitze hier alleine am Flughafen in Berlin, ohne Essen, Trinken, Handy und einen Schlafplatz hatte ich auch nicht, also werde ich wohl oder übel auf der Bank schlafen müssen.

Ich überlegte, was ich tun könnte. Die erste Stunde, also bis 19.30 Uhr lackierte ich meine Nägel. Ja, ich lackierte meine Nägel. Das ist etwas, was man eigentlich immer machen kann. Egal wo. Egal wann. Außer man sitzt in einem Bus mit lauter alten Leuten, die irgendwelche Klassiklieder grölen. Da überlegt man sich als erstes, wie man nicht stirbt!

Nachdem ich meine Nägel rot-grün lackiert hatte, kam mir eine Idee. Da ich heute abreisen würde und wahrscheinlich nie wieder zurückkommen würde, kann ich mich ja auch mal so richtig zu Klops machen. Gesagt getan! Ich ging auf die Toilette und zog mir mein rotes bauchfreies Tank Top mit der Aufschrift „Just Dance" an. Ich hatte es für den Notfall eingepackt. Ich zog mir meine schwarze Lederjacke an, ließ sie aber offen. Meine schwarze Jeans und meine roten Chucks passten perfekt zum Outfit. Warum ich das mit habe? Ich nehme seit 10 Jahren Tanzunterricht. Also Hip Hop, Jazz, Moderne Dance und Ballett. Und ich bin froh, dass ich daran gedacht habe, sonst währe ich jetzt noch mehr am Arsch! Sorry wegen der Ausdrucksweise, es ist doch aber war!
Also ging ich zum Informationsschalter, wo wahrscheinlich die Musik gespielt wurde und fragte, ob sie nicht die Musik etwas lauter drehen könnten. Ich erklärte der Frau meine Situation und sie klärte sich verständnisvoll dazu breit.
Ich atmete noch mal tief durch, stellte meinen Rucksack auf einen Sitz an der Seite und ging langsam in die Mitte der riesigen Halle. Meine Mütze legte ich nach vorne, damit man dort Geld reintuen konnte. Ich wartete eine Weile und schon fing ein neues Lied an. Ich hatte schon unzählige Tanzauftritte, doch ein wenig mulmig war mir doch zu Mute. Das Lied, was gerade gespielt wurde, hieß Rock me und war von One Direction. Ich zog den Takt in mich ein und bewegte mich zum Beat der Musik. Das Ganze zog ich noch fast eine Stunde durch, dann war ich völlig fertig. Gerade als ich mir mein hart erarbeitetes Geld holen wollte, rannte ein Mann an mir vorbei, riss mich von den Füßen und rannte mit dem Geld weg. „Bleib stehen! Das ist mein Geld!“, schrie ich dem Mann wütend hinterher doch er blieb- welch ein Wunder- nicht stehen. Das war so verdammt klar. Wütend schnappte ich mir meinen Rucksack und ging aufs Klo um mich wieder umzuziehen. Jetzt saß ich wirklich die ganze Nacht hier ohne Essen. Herzlich Glückwunsch. Wie würde Sunrise Avenue jetzt singen: Welcome to my life!  Stinksauer stapfte ich  zur Wartefläche und bemerkte die mitleidigen Blicke der Anderen. Ja, dumm gucken kann ich auch, aber davon bekomme ich weder einen Schlafplatz noch Essen &Trinken. Voller Hassgedanken schmiss ich mich auf den Sitz und wollte mich gerade mit meinem IPod abstöpseln, als mir ja einfiel, der Akku war ja runter. Wenn ich eben noch gesagt habe, meine Laune wäre im Keller, dann ist sie jetzt nicht mehr vorhanden.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich genervt um:„Was ist?“
 Dann sah ich in smaragdgrüne Augen. WTF!

NamelessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt