Kapitel 10

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„Wo warst du denn, junge Lady?“, fragte mein Vater und wippte mit dem Fuß auf und ab. Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Er hatte mich ja vorhin angerufen, als ich mich mit Blake so nett unterhalten hatte! *Hust Hust*

 „Ich war noch mit Blake im Central Park und als du mich angerufen hast, habe ich gerade mit ihm erzählt. Und meine Mutter hat mir beigebracht, dass es unhöflich ist, mitten in einem Gespräch anfangen zu telefonieren!“, log ich. Warum log ich eigentlich? Wahrscheinlich aus Angst. „Ach so, Blake nimmt mich morgen mit zur Schule!“

„Das ist schön! Aber wegen der Schule müssen wir sowieso noch mal reden.“ Damit drehte er sich um und ging ins Wohnzimmer.  Darauf hab’ ich ja jetzt Bock!

Stöhnend folgte ich ihm ins Wohnzimmer und schmiss mich aufs Sofa. Auffordernd sah ich meinen Vater an, der sich gegenüber von mir platziert hatte.

„Du gehst ab morgen auf die Summer High School. Melde dich da einfach im Sekretariat, die wissen Bescheid. Schulbeginn ist um acht und Schulschluss ist halb zwei. Schulbücher sind in deinem Schließfach, die Nummer bekommst du auch im Sekretariat.“, schloss mein Vater seine Rede. Das war jetzt zwar ein bisschen viel zum merken, aber ich weiß, ich muss zum Sekretariat.

„Okay, ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht!“, verabschiedete ich mich und verschwand in mein Zimmer. Schlafen! Endlich! Diese Besichtigungstour war verdammt anstrengend!

Plötzlich vibrierte mein Handy. Eine SMS.

Hey Süße! Träum schön. Wir werden uns wieder sehen. Bis bald- R

WTF? Woher hatte Ryan meine Nummer? Wahrscheinlich von James! Na toll! Ich hatte nicht wirklich Lust auf ein Wiedersehen mit Ryan und seinen Freunden. Egal, darüber konnte ich nachdenken, wenn es so weit war. Ich stellte noch schnell meinen Wecker auf um sieben, dann konnte ich endlich schlafen.

Zeitsprung- Nächster Morgen

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Dieser. Verdammte. Wecker!! Es ist schon um sieben. Mein erster Schultag und ich hatte echt Schiss. Ich hasse es, die Neue zu sein. Alle starren einen an. Gruslig!!

Stöhnend stand ich auf und suchte in meinem Schrank nach etwas zum Anziehen. Nach fünf Minuten entschied ich mich für eine dunkelblaue Röhrenjeans, ein eine orangefarbenes Top und einen schwarzen Pulli. Unten im Flur war mein Vater schon auf dem Weg nach draußen. Als er mich sah, kam er noch mal zurück, umarmte mich und sagte: „Viel Spaß in der Schule und viel Glück!“

Ich nickte und ging in die Küche zum Essen. Voller Schrecken stellte ich fest, dass alles alle war, schließlich hatte ich gestern alles aufgegessen. Nein!!! Ich werde sterben! Qualvoll verhungern!! Das einzige was ich fand waren Eier. Na gut, dann eben Spiegelei. Leider hatte ich nur noch zehn Minuten bis Blake kam. Nach fünf Minuten hatte ich aufgegessen und kurz nachdem ich Zähne geputzt hatte, klingelte es auch schon. Ich öffnete die Tür, rannte noch mal nach oben um meine Tasche zu packen, um dann nach fünf Minuten fertig zu sein.

„Na endlich, ich dachte schon, du kommst nicht mehr!“, begrüßte Blake mich.

„Dir auch einen guten Morgen!“, brummte ich und ging an ihm vorbei zum Auto. Blake hinter mir lachte, folgte mir aber.

Nach zehn Minuten erreichten wir die High School. Überall rannten Leute rum. Entsetzt stieg ich aus. Ich wollte gerade gehen, als Blake das Fenster herunterkurbelte.

„Willst du dich gar nicht bedanken, Sweetie?“, grinste Blake und sah mich auffordernd an.
„Danke! Äh, gehst du nicht auf diese Schule?“, fragte ich ihn erstaunt. Blake schüttelte den Kopf und fuhr los. Äh, okay! Warum hatte er mich dann zur Schule gebracht? Na ja, Hauptsache ich musste nicht mit Bus und Bahn fahren. Ich hätte mich hundertpro hoffnungslos verirrt!

Langsam ging ich aufs Schulgelände. Auch hier gab es Gruppen, wie so ziemlich an jeder Schule. Man sah Streber, die sich irgendwas an einem Modell erklärten. Dann gab es Punks, Hippies, Emos, Außenseiter und Mobbingopfer und natürlich die Beliebten. Wie ich sie hasste, sie und diese Bitches, die sich für was Besseres hielten und sich über andere stellten. Auch hier gab es welche. Oh nein! Ich glaube, ich sterbe gerade.

Ryan, James, Will, Chris, Liam und Jacob. War ja klar, dass die auf die Schule gehen mussten, auf die ich auch ging. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich zu einem Mädchen mit platinblonden Augen und so viel Schminke im Gesicht, dass man damit eine ganze Stadt hätte anmalen können. Definitiv Textilverschwendung! Sie trug einen extrem kurzen Minirock und ein bauchfreies rotes Top. Alles an ihrem Aussehen schrie einfach „Schlampe“!

Ich betrachtete sie noch ein letztes Mal, dann betrat ich das Schulgebäude. Mein erster Gedanke: Verdammt ist das groß!“ Es war schon kurz vor acht und ich würde wahrscheinlich an meinem ersten Schultag zu spät kommen! Mittlerweile war es auch schon relativ leer. Gerade kam auch die Gang von Ryan durch die Schultür. Verdammt! Schnell ging ich in die entgegengesetzte Richtung. Nachdem ich eine viertel Stunde durchs Schulgebäude geirrt war, hatte ich echt keinen Bock mehr. Plötzlich ging direkt vor mir eine Tür auf und eine schrille Stimme schrie: „Zum Direktor, Mr. King!“

Ryan trat aus der Tür, schien mich aber nicht zu bemerken. Ich versteckte mich hinter einer Säule und folgte Ryan einfach. Denn wo der Direktor war, war wahrscheinlich auch das Sekretariat. Wie sich herausstellte, war es das auch.

Ich ging zu der Sekretärin, einer nett aussehenden älteren Dame und sagte schüchtern:

„Hallo, ich bin Luna Black, ich soll ab heute auf diese Schule gehen!“

„Ach so, okay. Du bist in der 10a. Ihr habt jetzt Englisch. Hier sind dein Stundenplan und dein Schlüssel für den Spint. Es sind sowieso nur noch 25 Minuten, also brauchst du deine Bücher nicht mehr zu holen. Am besten du gehst gleich mit Ryan zusammen, er geht nämlich auch in deine Klasse.“

Was? Ich war mir Ryan in einer Klasse? Der sah aus wie 18, wie oft ist der denn bitte sitzengeblieben?? Resigniert nickte ich und wartete auf Ryan. Nach noch mal zehn Minuten kam Ryan endlich aus der Tür. Als er mich sah, grinste er. Idiot! Ich sah ihn kurz an und wandte dann den Blick ab. Heute trug er eine blaue Hose, ein Shirt und eine Lederjacke.

„Mr. King, würden Sie bitte Ms. Black mitnehmen? Ab heute gehen sie in eine Klasse!“, sagte die Sekretärin und warf Ryan einen wütenden Blick entgegen. Ich wette, Ryan ist öfters beim Direx.

Als Ryan sich in Bewegung setzte, folgte ich im notgedrungen. Als wir fast da waren, glaubte ich zumindest, fragte Ryan plötzlich: „Warum bist du mir vorhin gefolgt?“

Verdammt, er hatte mich entdeckt. Peinlich! Also Spionin wäre nichts für mich.

„Ich bin dir nicht gefolgt!“, log ich und bog an der nächsten Abbiegung ab.

„Falsche Richtung!“, kommentierte Ryan und ging geradeaus weiter.

War klar!  Endlich! Das Klassenzimmer! Kurz nachdem Ryan geklopft hatte, öffnete sich auch schon die Tür.

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