Kapitel 9

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Um Blake herum stand eine Gruppe Jungs, ungefähr fünf Jungen, die lachten. Was Blake tat, weiß ich nicht, die Jungen standen direkt vor ihm. Ich glaube, es war kein angenehmes Gespräch, denn es war so laut, dass sogar ich, die fast 20 Meter entfernt steht, einzelne Wortfetzten verstehe. Also so etwas wie „lass in Ruhe" „unser Geld" „Dreckskerl" „sonst böse enden" „endlich alleine" und noch viel mehr. Wirklich schlüssig wurde ich daraus nicht. Aber ich werde mich lieber weiter hinter meinem Busch verstecken. Mittlerweile war es sowieso schon so dunkel, dass es fast unmöglich war, mich zu sehen. Aber andersherum konnte ich sie auch nicht erkennen.

Nach einer Weile voller Wortgefechte, schlug plötzlich ein Typ auf einen anderen ein, und ich glaube, der andere war Blake. Mist! Was soll ich jetzt machen??

Ehe ich noch darüber nachdenken konnte, passierte das so ziemlich schlimmste, was hätte passieren können!

Mein Handy klingelte. Laut und deutlich erklangen die Töne von „You can never be ready". Ich schaute auf das Display. Mein Vater! Schnell drückte ich ihn weg und steckte das Handy zurück in meine Tasche.

Meine Hoffnung jedoch, dass die Jungs das Klingeln nicht gehört haben, verflog, als erst Blake mich ansah und dann ein anderer Typ mit einer einschüchternen Ausstrahlung. Verdammt, verdammt, verdammt. Ein anderer Typ kam auf mich zu und zog mich aus dem Gebüsch. Ich wehrte mich, doch der Typ hatte einen verdammt festen Griff.

Der Typ stieß mich auf den Boden, wo auch Blake schon mit blutender Nase lag.

„Jetzt sitzen wir wohl beide in der Scheiße!", grinste Blake. Unglaublich, dass er jetzt noch grinsen konnte. Wir lagen hier auf dem Boden in einem dunklen Park, in dem keiner war, außer sechs Jungs, die ganz sicher nichts Gutes wollten. Und wer musste mal wieder lustig sein? Genau! Blake!

„Ganz genau, ihr beide sitzt ziemlich tief in der Scheiße!", ergriff der Typ, der bei genauerem Hinsehen mittellange blonde Haare und fast goldene Augen hatte, das Wort. Noch so ein sexy Typ. „Wer ist sie?"

„Das geht dich nichts an!", antwortete Blake nur, stand auf und half dann auch mir auf die Beine.

„Ich würde es aber trotzdem gerne wissen!", sagte der Typ spöttisch. Genau, aber auf die Idee, mich zu fragen, kommt keiner.

„Ich will aber nicht, dass du es weißt. Sie ist bedeutungslos für mich. Ein wie alle!"

Das tat weh. Ich dachte, er mochte mich wenigstens ein bisschen.

„Autsch, das tat weh. Ich glaube, du bist ihm nicht sehr wichtig!", spottete der Typ und grinste mich an.

Ich dachte nicht an die Folgen, ich tat es einfach. Ich klebte ihm eine. Das hat gesessen. Doch meine Freude wehrte nicht lange.

Wütend kam der Typ auf mich zu und drückte mich gegen den Baum hinter mir. Kacke, verdammte. Immer muss mir so etwas passieren.

„Lass mich in Ruhe!", schrie ich, doch er hielt mir mit der Hand den Mund zu.

„Halt die Klappe!", brüllte der Typ.

Voller Angst tat ich was er sagte.

„So ist es gut!", grinste er und strich mir über die Wange. Ich erschauderte.

„Lass sie in Ruhe, Ryan! Sie heißt Luna, Luna Black!", hörte ich plötzlich eine Stimme. Die Stimme, die ich überall erkennen würde.

James!

Ryan drehte sich ruckartig um, hielt meine Arme aber weiter gegen den Baum gepresst. Sehr angenehm, müsst ihr mal ausprobieren. Nein, mal ehrlich, ich dachte, er würde mir meine Arme brechen. Ich fing an zu wimmern.

„Woher kennst du sie?", fragte Ryan. Oh nein, dass war nicht seine Gang. Ich musste aber auch immer in solche blöden Situationen kommen.

„Ja, sie kommt aus Deutschland. Ich habe sie gestern am Flughafen getroffen und wir haben ein bisschen erzählt, mehr nicht!", erwiderte James bloß.

„Ah, Luna! Ist ja interessant. Und was hast du mit Blake zu tun?", fragte Ryan und beäugte mich kritisch.

„Nichts, es war bloß ein One-Night-Stand, das hat Blake doch schon gesagt!", antwortete ich schnippisch. Ich sah zu Blake und bemerkte, dass dieser von zwei Typen festgehalten wurde. Er blutete immer noch aus der Nase, doch jetzt hatte er Schrammen und Kratzer im Gesicht.

„Wir werden uns noch wiedersehen, Süße!", hauchte Ryan mir ins Ohr, drehte sich um und ging mit seinen Jungs davon. Ich atmete auf und ging zu Blake, der auf dem Boden lag und sich seine Nase hielt.

„Ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn und hielt im die Hand hin. Er nahm zwar meine Hand, doch auf meine Frage antwortete er nur mit einem bestimmerischen „Komm!".

Ich folgte ihm zum Auto und stieg ein.

Im Auto herrschte eine bedrückte Stille. Na ja, für ihn war ich ja nur etwas Einmaliges, also von daher. Aber ich wollte endlich wissen, was da abging!

„Verdammt, Blake, wer waren diese Typen?"

„Geht dich nichts an!", erwiderte Blake mit zusammengebissenen Zähnen.

„Doch, es geht mich etwas an! Ich war schließlich auch dabei und wurde bedroht! Ich habe ein Recht, zu erfahren, was da zwischen euch läuft!"

Ich. Habe. Gesagt. Es. Geht. Dich. Nichts. An!

„Und ich habe gesagt, es geht mich sehr wohl etwas an!"

„Verdammt, du bist so nervtötend. Ryan ist der Anführer der Dangerous Spiars und ich bin der Anführer der Black Panters. Und wie du schon mitbekommen hast, mögen wir uns nicht so! Und jetzt sei bitte endlich still!"

Okaaaay! Das war mal eine Ansage! Ich wurde von dem Anführer einer Gang bedroht und sitze jetzt mit dem anderen Anführer in einem Auto. So hatte ich mir mein Leben in New York nicht vorgestellt.

Bis wir bei mir zu Hause ankamen, schwiegen wir.

„Tschüss!", verabschiedete ich mich und stieg aus. Gerade als ich die Haustür öffnen wollte, zog mich jemand- Blake- zurück und drückte mich gegen die Hauswand.

„Das bleibt unter uns, kapiert?! Ein Wort, und du hast nicht nur ein Problem mir Ryan, sondern auch mit mir, und glaub mir, das willst du nicht! Wenn Ryan zu dir kommt oder irgendetwas anderes macht, rufst du mich an, hast du verstanden?", zischte Blake und stütze seine Hände jeweils rechts und links neben meinem Kopf.

War das jetzt sein Ernst? Jetzt hätte er mal einen auf Gentleman machen und mich trösten können. Aber nein, er lässt lieber den coolen, gefährlichen Gangster raushängen.

„Ja, ist okay", antwortete ich genervt und wollte mich an ihm vorbeidrängen, doch das passte ihm wohl nicht!

„Ich mag es nicht, wenn man respektlos ist. An deiner Stelle hätte ich Angst!", zischte Blake wieder und ging wieder zu seinem Auto.

Als ich aufgeschlossen hatte, rief Blake plötzlich: „Ich hole dich morgen um halb acht ab!"

Ah, okay. Ich sage jetzt mal lieber nichts, bringt ja doch nichts. Seufzend betrat ich den Flur, wo mich schon das wütende Gesicht meines Vaters entgegenblickte.

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