Kapitel 12

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Schon wieder dieser blöde Wecker! Ich hasse frühe Morgende. Na ja, es war ja auch erst dreiviertel sieben; ich hatte meinen Wecker auf etwas früher gestellt, damit ich nicht wieder zu spät komme. Aber ich will nicht aufstehen!!

„Luna! Aufstehen! Ich muss los, viel Spaß in der Schule“; rief mein Vater von unten herauf. Werd ich haben! *Hust Hust* *Ironie* Mein geliebtes Bett! Nei-n-n!

Plötzlich klingelte mein Wecker noch mal! Stimmt, ich hatte ihn ja noch auf fünf vor um sieben gestellt! Stöhnend quälte ich mich aus dem Bett und zog mir einen Minirock plus eine Leggin (der Minirock war aber trotzdem deutlich länger als der von Stacy!) und eine weiße Bluse an.

Ich ging in die Küche und machte mir Cornflakes; mein Vater war gestern noch einkaufen! Guter Mann! In 10 Minuten müsste ich wieder mit Blake alleine in einem Auto sitzen. Und das ist mindestens genauso schlimm wie mit Ryan in ein einem Auto zu sitzen!

Plötzlich klingelte es an der Tür. Ist Blake etwa schon da? Das würde mich jetzt aber echt wundern!

Ich öffnete die Tür und war erstaunt, James davor zu finden!

„Morgen!“, grinste James und trat an mir vorbei ins Haus.

„Äh, ja! Und was genau willst du jetzt hier?“, fragte ich verwirrt.

„Dich abholen. Hübsches Haus, sollte öfter vorbeikommen!“, meinte James nur und sah sich um. War das eine Drohung? Außerdem holte Blake mich ab. Wenn die sich sehen, passiert noch was Schlimmes! Und so viel Aufregung am frühen Morgen kann ich nicht vertragen!

„Mmh, äh, ich werde  schon von jemandem mitgenommen. Du brauchst mich nicht fahren!“, versuchte ich ihn zum Gehen zu bewegen.

„Ach ja? Und von wem?“, fragte James plötzlich interessiert und sah mich grinsend an.

„Von einer Freundin!“, log ich. „Ich muss mich übrigens noch fertig machen!“

„Ich warte. Deine Freundin kann auch ohne dich fahren. Ich bringe dich. Punkt!“ Damit war das Thema für James erledigt und er stellte sich in den Flur und wartete. Na super! Ich will eigentlich nicht wissen, wenn James erfährt, dass meine Freundin eigentlich ein „Freund“ ist! Seufzend machte ich mich fertig und als ich dann endlich fertig war, klingelte es auch schon. Noch ehe ich die Tür öffnen konnte, hatte James dies schon getan.

„Das ist aber mal einen hübsche Freundin!“, sagte James monoton.

„Was machst du hier?“, fragte Blake mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Okay, ich halte mich da jetzt mal lieber raus!

Plötzlich sahen mich beide an. Und beide wirkten nicht gerade erfreut.

„Ehm, ja, also, ich würde auch mit Bahn zur Schule fahren, aber man lässt mir ja nie die Wahl. Und ich kann ja nichts dafür, dass mich plötzlich alle von a nach b kutschieren wollen!“, verteidigte ich mich. Na, ist doch wahr! Es ist ja nicht so, dass ich lieber mit Bahn fahren würde, es ist nur so, dass ich immer, wenn ich in der Nähe von einem der Jungs bin, in Gefahr gerate!

„Ich bringe sie!“, sagte Blake und ignorierte mich jetzt völlig. Genau! Was der Typ bitte für ein Problem? Wenn er Depressionen hat oder Problem mit irgendwem hat, dann soll er in Therapie gehen, und nicht mich nerven!

„Nope, ich bringe sie. Ich war ja schließlich auch zu erst da!“, erwiderte James bloß und lehnte sich mir verschränkten Armen an die Hauswand und grinste Blake frech an.

„Ich habe sie gestern schon abgeholt, also werde ich das heute auch machen! Und wenn du ein Problem damit hast, dann kannst du ja gehen!“, meinte Blake nur, jetzt auch grinsend.

„Dann hol sie doch Morgen ab! Außerdem will sie gar nicht mit dir mitfahren!“, provozierte James weiter. Ach so, ich will ja gar nicht bei Blake mitfahren. Das habe ich ja ganz vergessen! Was haben die denn für ein Problem? Die streiten sich jetzt nicht ernsthaft, wer mich zur Schule bringen will? Aber mich fragen ist nicht drin. Idioten. Wütend knallte ich die Tür zu und ging durch die Hintertür raus. Dann fahre ich eben mit Bahn. Ich werde schon noch ankommen. Zwar zu spät, aber egal. Schließlich war es schon dreiviertel acht! Na toll! Gleich am ersten und am zweiten Tag zu spät kommen. Ich drehte mich um und sah, dass Blake und James sich immer noch stritten. Idioten!

Immer noch wütend stapfte ich los zur nächsten Bushaltestelle. Zum Glück hatte ich gestern noch mal nach einer Verbindung geguckt.

Schnell schickte ich June (wir hatten gestern noch Nummern ausgetauscht) eine Nachricht, dass ich zu spät kommen würde.

Als ich das erste Mal umstieg, fuhr mir natürlich gerade meine Bahn vor der Nase weg. Jetzt war ich richtig angepisst! Konnte in meinem Leben nicht einmal was funktionieren? Wütend auf Blake, James und eigentlich jeden schmiss ich mich auf die Bank und ignorierte die komischen Blicke der anderen Fahrgäste. Mittlerweile war es schon 10 vor acht und mit meiner Bahn würde ich frühestens in 20 Minuten ankommen.

Plötzlich hupte ein Auto neben mir. Genervt drehte ich mich um und sah einen grinsenden Ryan. Na toll! Nicht der!

„Na, verschlafen?“, grinste er dumm.

„Du hältst den Verkehr auf!“, brummte ich nur und wandte mich ab. Meine Laune stürzte gerade ins Bodenlose.

„Los, steig ein, du kommst sonst zu spät. Macht keinen guten Eindruck!“, laberte Ryan einfach weiter, während hinter ihm die Autos ungeduldig hupten und wagemutige Überholmanöver starteten. Klar, Amerika!

„Ganz sicher nicht!“, antwortete ich. Wieso sollte ich? Er hatte mich bedroht! Und „entführt“!

„Steig ein! Sofort!“, befahl Ryan und in seiner Stimme schwang Ärger mit. Ich will ja nichts sagen, aber dieser Typ ist leicht aggressiv!! Ganz leicht! Da ich ihn nicht noch wütender machen wollte, wollte ich hinten einsteigen, doch Ryan schloss die Türen, sodass ich notgedrungen auf den Beifahrersitz musste. Na ja, immerhin würden wir es vielleicht noch pünktlich schaffen! Wir hatten ja noch… 7 Minuten. Bis zur Schule sind es vielleicht noch knapp fünf Minuten Aber Schätzen ist nicht so meine stärke. Ich habe mal einen 17-jährigen Jungen auf 25 geschätzt!

„Wieso bist nicht mit James gefahren?“, fragte Ryan plötzlich. Ach so, Ryan hatte ihn geschickt!

„Frag ihn doch!“, antwortete ich nur.

„Du bist ganz schön vorlaut!“, sagte Ryan spöttisch.

„Du klingst wie meine Lehrerin!“, konterte ich. Ups, das gefiel Ryan wohl nicht. Seine Augen verdunkelten sich und sein Kiefer spannte sich an. Ich sag nur: leichte Aggressionsprobleme! Aber es war irgendwie schon gruselig.

Zum Glück erreichten wir in dem Moment die Schule und ich sprang sofort aus dem Auto.

Ich schaffte es sogar noch pünktlich, na ja, fast! Gerade las es klingelte, betrat ich den Raum. June war so lieb und hatte mir einen Platz neben sich freigehalten. Leise zog ich mich aus und setzte mich.

„Und Sie sind Miss Black?“, fragte der Lehrer. Er sah ziemlich cool aus. Er hatte schon leicht graue Haare und eine dicke Brille. Außerdem trug er so moderne Klamotten.

Ich nickte und der Lehrer stellte sich als Mr. Wood vor. Dafür dass ich Physik eigentlich hasste, gefiel mir der Unterricht eigentlich recht gut.

„Na, verschlafen?“, grinste June.

„Ne, kleiner Streit!“, meinte ich. „Hab ich was verpasst?“

„Ne, bloß dass James stinksauer hier ankam. Nicht mal seinen Freunden wollte er sagen, was los ist!“ Ich weiß ja, warum er so sauer war. Ich kicherte leise.

„Was ist denn los?“, fragte June lächelnd. Ehe ich antworten konnte, klopfte es an der Tür. Als ich sah, wer es war, wunderte ich mich nicht! War ja eigentlich klar!

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