Kapitel 5

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Nachdem ich fast den ganzen Flug verschlafen hatte (20 Stunden!), landeten wir endlich. Ich war mir jedoch sicher, der Pilot war Anfänger. Wir flogen so viele Schleifen und Kurven und ab und zu sackte das Flugzeug ab, dass ich Angst hatte, wir würden abstürzen. So ging es aber vielen, denn überall wuselten Stewardesses rum und verteilten Kotztüten. Igitt!

Als ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen hatte, wankte ich erst mal. Wie ich Fliegen doch liebe! *Hust Hust* *Ironie*

Nachdem ich noch mal ewig Sicherheits- und Passkontrollen über mich ergehen lassen musste, konnte ich endlich meinen Koffer holen. Ich sah auf die Uhr, und stellte fest, dass es erst 16.00 Uhr war. Stimmt ja, Zeitverschiebung. Ich freute mich schon riesig auf den Jetlag. Ich sah mich um, konnte James aber nirgends entdecken. Klar, wieso sollte er auch auf mich warten? Wahrscheinlich war er schon mit seinen Freunden los. Ja, mit seinen Freunden, bestimmt genauso ’ne Badboys wie er. 

Ich ging raus und wartete auf meinen Vater. Nach einer halben Stunde war er immer noch nicht da und langsam hatte ich echt keinen Bock mehr. Was geht denn jetzt ab? Wer bin ich, dass niemand an mich denkt? Hat mein Vater etwa vergessen, mich abzuholen? Ich bin seine Tochter, verdammt! Langsam kamen mir die Tränen.

Doch da sah ich ihn. James.

Er kam gerade aus dem Gate und begrüßte lachend seine Freunde. Sie begrüßten sich mit so einem Handschlag, das ist ja gerade total in. Ja, total cool. Hipster! *Hust hust*

Plötzlich sah er mich an und seine Augen weiteten sich kaum merklich. Ich sah ihn einfach nur sauer an. Okay, ich sah ihn angepisst an. Aber so fühlte ich mich auch. Ich. Hier. Alleine. In New York. Am Flughafen. Ohne Geld.

Ich hätte gedacht, dass James mich einfach ignorieren würde, aber er kam mit seinen Freunden direkt auf mich zu. Ich weiß nicht, aber irgendwie hoffte ich, sie würden mich ignorieren, denn so viel Aufmerksamkeit, vor allem von Jungs, war ich nicht gewohnt. Bitte lass sie an mit vorbeigehen! Bitte! Bitte! Bitte!

„Hey Luna! Ist dein Vater noch nicht da?“ Das war so klar! Ich sah auf und merkte, dass alle, wirklich alle mich anstarrten. Manche grinsten pervers, andere lächelten sogar ganz nett.

„Nee, anscheinend ja nicht. Ich glaube auch nicht, dass er noch kommt. Wieso?“, fragte ich und setzte ein Fake- Lächeln auf. „Na, wir könnten dich mitnehmen, wenn du willst!“, antwortete James und grinste. Ich überlegte. Ich hatte die Wahl. Entweder quetschte ich mich mit einer Horde perverser Jungs in ein Auto und würde heute noch nach Hause kommen oder ich würde hier bleiben, ohne Geld und Handy und müsste auf der Bank schlafen.

Ich hatte also die Wahl zwischen Tod oder Hölle. Eindeutig… -Tod.

„Danke, es wäre echt cool, wenn ihr mich mitnehmen könntet!“, sagte ich und mein Lächeln war dieses Mal echt. „Dann komm! Du fährst bei mir, Will und Chris mit!“, sagte James und deutete auf einen Jungen mit braunen hochgestylten Haare, der ein „Hey, ich bin Will, Süße.“ von sich gab und einen Jungen mit dunkelblonden verwuschelten Haaren, der sagte: Hey, Kleine! ich bin Chris.“

Ernsthaft? Süße?! Kleine?! Also irgendwie haben die alle ein Fable für solche Spitznamen wie „Süße“, „Kleine“ usw. „Ich bin Luna, aber das wisst ihr wahrscheinlich schon!“ „Klingt aber süßer, dass noch mal aus deinem Mund zu hören, Süße!“, grinste Will. Was für ein Macho. Aber irgendwie süß. „Na Will, wieder am anbaggern?“, fragte Chris lachend. Also der war mir jetzt schon sympathisch und ich musste automatisch grinsen.

Doch James unterbrach das Ganze, in dem er sagte: „Wir müssen los! Komm, Luna!“ Spielverderber. Irgendwie wirkte er eifersüchtig. Wie putzig! „Soll ich deinen Koffer nehmen, Süße?“
„Wenn du aufhörst mich ,Süße' zu nennen, ja!“
„Na gut, Kleine, ich gebe mein bestes!“, antwortete Will bloß und nahm meinen Koffer. Ich gab es auf. Ich glaube, Will ist einfach so jemand, der jeden anmachte, der einen Hintern und Brüste hatte. Aber solange er mich weitestgehend damit in Ruhe ließ, war es mir so ziemlich egal. Also gingen wir zu sechst zum Ausgang. Dort gingen die zwei Jungs, sie hießen glaube ich Liam und Jacob, in die andere Richtung zu ihrem Auto. Liam hatte dunkelbraune Haare, die er auf eine Seite gekämmt hatte. Jacob hatte strohblonde relativ kurze Haare. Sie sahen eigentlich auch gut, so wie alle Freunde von James. Nachdem sich Chris und Will darum gestritten hatten, wo sie das Auto geparkt hatten, rannten wir wegen Will erst mal in die falsche Richtung und nach 20 Minuten fanden wir dann endlich das Auto. Was war das für ein Auto? Es war ein schwarzer Porsche, der verdammt teuer war. Langsam fragte ich mich echt, woher James so viel Geld hatte. Also entweder sein Vater war Millionär oder das Auto war geklaut. Ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, stritten sich alle, wer fahren darf. OMG!

Stöhnend nahm ich meinen Koffer und warf ihn und meinen Rucksack in den Kofferraum. Dann riss ich die Autotür auf und warf mich auf den Sitz. Was für Sitze sind das bitte? Weich gepolstert und aus schwarzem Leder. Nachdem sie sich nach fast zehn Minuten immer noch nicht geeinigt hatten, hatte ich die Nase voll. Ich kurbelte das Fenster runter und brüllte: „Ihr seid wie kleine Kinder! Wieso fährt nicht einfach der, der auf der Hintour auch gefahren ist? Ich könnte auch fahren, wenn ihr wollt, dass das Auto danach völlig im Eimer ist!“ Alle starrte sie mich an, als wäre ich ein UFO. Schüchtern sah ich sie an; ich hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. „Ha, ich fahre! Sie weiß, was richtig ist!“, rief Chris und setzte sich ans Steuer. James stieg vorne ein, während Will zu mir nach hinten kam. Na toll! „Hey Süße! Jetzt wirst du mich wohl die ganze Fahrt über ertragen müssen!“, lachte Will und beugte sich zu mir rüber. Angeekelt verzog ich das Gesicht und rutschte weiter zu Fenster. Hätte ich mal nichts gesagt! Doch ich bekam unerwartet Unterstützung von James. „Will, lass sie in Ruhe!“ Oh, voll der Gentleman. „Danke!“, meinte ich nur und guckte aus dem Fenster. An mir zogen riesige Hochhäuser entlang, riesige Straßen, doch was ich nicht sah, waren Grünflächen. Wenn ich eins hasste, dann waren es Städte ohne Grünflächen. Und Machos. Und…

„Wir sind da!“, unterbrach Chris meine Gedanken. Das Auto hielt und ich stieg aus. James war schon ausgestiegen und hielt mir meinen Koffer entgegen. „Danke!“, murmelte ich schüchtern. „Kein Problem! Wenn du mal was brauchst, kannst du ruhig zu mir kommen.“

Ich nickte und James umarmte mich kurz. Hinter ihm lachten Will und Chris. Idioten! „Tschüss!“, verabschiedete ich mich und klingelte. Bin ja mal gespannt, ob mein Vater da ist! Zum Glück waren die Jungs jetzt auch weg und ich wartete, dass mein Vater endlich aufmachte. Als endlich die Tür aufging, bekam ich gleich den nächsten Schock!

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