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Dumpf, wie durch Watte hörte ich Steve's Stimme, die mich versuchte zu beruhigen, doch das brachte nichts. Ich zitterte am ganzen Körper, ein Heulkrampf nach dem anderen durchfuhr mich, ich atmete unregelmäßig und viel zu schnell und fühlte mich, als würde mich ein Lastwagen erdrücken.

Die Panik ließ nicht nach, da mir der Gedanke von Howard nicht aus dem Kopf ging. Immer wieder schossen Bilder aus der Vergangenheit oder aus Albträumen in meinen Kopf.
Sie zeigten mir die schlimmsten Dinge, die Howard mir antun könnte oder angetan hatte.
Sie zeigten mir die unzähligen Hämatome, die ich in meinem Leben schon durch Howards Hand bekommen hatte.
Und die unzähligen Male, in denen ich mich, aus Angst, für Stunden oder Tage in meinem Zimmer eingesperrt hatte.
Die Bilder zogen an mir vorbei, so wie bei einer Nahtoderfahrung und in diesem Moment fühlte es sich sogar so an. Mit jeder Erinnerung fiel mir das Atmen schwerer, ich hatte das Gefühl, dass sich all das wiederholen würde.

Ich hatte panische Angst, wusste aber selbst nicht wovor.
Vor Howard?
Vor meinen Gefühlen?
Vor Steve?
Vor den Bildern, die ich gerade sah?
Davor, niemals geliebt zu werden?
Oder sogar vor allem was ich gerade aufgezählt hatte?

Das Einzige, was ich wusste war, dass ich immer weiter in der Angst und in der Panik versank.
Ich spürte das Zittern meines Körpers kaum noch, ebenso bemerkte ich auch nicht, wie ich mich durch die Panik immer weiter verkrampfte.

Erst als ich einen Körper an meinem Rücken spürte, bemerkte ich, dass ich mich verkrampft hatte.
Ich spürte Steve's Arme an meinem Körper, seinen sanften Atem in meinem Nacken und seinen Herzschlag ganz leicht an meinem Rücken, doch das reichte, um mich zu beruhigen.
Ich konzentrierte mich auf Steve's Atmung und seinen Herzschlag und bemerkte, wie ich immer ruhiger wurde, bis ich schließlich entspannt ausatmete und mich gegen Steve's Brust sinken ließ. Ich war erstaunt, Steve hatte es ziemlich schnell geschafft mich aus meiner Panik zu befreien und das nur durch seine Berührungen.

Steve saß ruhig hinter mir und beruhigte mich durch seine bloße Anwesenheit.
Wir redeten nicht, ich hatte die Augen geschlossen, lauschte Steve's Atem und genoss die Stille zwischen uns. 
Für diese wenigen Minuten dachte ich nicht einmal an Howard, ich dachte an gar nichts.

Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, weshalb ich nicht wusste, wie lange ich mit Steve einfach schweigend auf dem Bett gesessen hatte, doch irgendwann unterbrach er die Stille zwischen uns.
"Ist alles in Ordnung?!" fragte er flüsternd.
"Ich denke, es geht wieder." murmelte ich schwach. Obwohl die Panikattacke nicht lange war, war ich ziemlich erschöpft. An Schlafen war jedoch nicht zu denken, dafür saß die Panik noch zu tief.

"Kommt sowas öfters vor?" 
Steve's Stimme war ruhig, klang jedoch besorgt.
"So eine große Panikattacke hatte ich das erste Mal in dieser Woche. Letzte Woche Donnerstag kam es nach langer Zeit mal wieder vor. Ich hab zwar immer mal Albträume und wache dann panisch auf, aber das ist  noch lange nicht so schlimm wie das gerade." erklärte ich.
Steve sah bedrückt aus dem Fenster, welches direkt neben seinem Bett ist.
"Es tut mir leid, was du durchmachen musst, ich würde dir gern helfen." flüsterte er.
Ich befreite mich aus seinen Armen und drehte mich zu ihm, jedoch mit etwas Abstand.

"Wie gesagt, du hilfst mir schon sehr, wenn du einfach niemandem etwas sagst. Je weniger Howard mitbekommt, umso besser."
Steve senkte den Kopf, er fühlte sich hilflos, aber ich wusste, dass er verstand, was ich wollte und dass er es respektieren würde.

Steve schien gut zu überlegen, bevor er seinen nächsten Satz begann.
"Tony... wegen der Sache vorhin, es tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war, ich -" "Steve!" Ich unterbrach ihn, da er sich am Ende nur die Schuld für alles geben würde. 
"Es fällt mir echt nicht leicht das zu sagen, weil ich echt beschissen bin, wenn es um Gefühle und sowas geht, aber wenn ich es jetzt nicht sage, dann wahrscheinlich nie. ...Ich fühle etwas für dich... Ich kann es nur nicht so zeigen wie ich will, ich hab es nie gelernt Gefühle richtig auszudrücken. Und dann ist da noch Howard, ich hab einfach zu große Angst vor ihm, wenn er etwas mitbekommt, sind wir beide in Gefahr, ich möchte einfach nichts riskieren.
Und außerdem bin ich noch nicht wirklich lange geoutet und fühle sowas zum ersten Mal, ich dachte immer, ich war in die Mädchen verliebt, die ich gedatet habe, aber durch dich weiß ich das es nicht so war... Das, was ich damals gefühlt habe, kommt nicht mal ansatzweise an das, was ich für dich fühle." 
Die letzten zwei Sätze waren nicht mehr als geflüstert, doch ich wusste, dass Steve sie verstanden hatte.

Steve sah mich überrascht an, er sagte jedoch nichts und das machte mir nun noch doch Angst.
Hab ich irgendwas falsch gedeutet?

Ich glaube ich... sollte vielleicht gehen." murmelte ich, bevor ich vom Bett aufstand.
Verdammt, ich hätte nichts sagen sollen, ich hätte Steve ausreden lassen sollen. Er wollte wahrscheinlich sagen, dass es ein Fehler war mich zu küssen.
Doch jetzt weiß er, was ich fühle und ich kann es nicht mehr rückgängig machen.
Jetzt hasst er mich sicher!

"Tony warte!" Steve sprang förmlich vom Bett und stellte sich vor mich.
"Tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht habe, ich hatte nur nicht gedacht, dass du so fühlst wie ich. Ich war überrascht, im positiven Sinne. Und das was du gesagt hast, war wirklich schön." 
Steve lächelte und dann konnte auch ich mich nicht mehr zurückhalten. Grinsend legte ich meine Arme um Steve's Hals und zog ihn zu mir herunter. Sanft legte ich meine Lippen auf seine, sie waren unglaublich weich. Steve's Hände wanderten zu meiner Hüfte, er zog mich noch etwas näher an sich, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passte.

Als wir uns lösten, lege Steve seine Stirn an meine, während er mich lächelnd ansah.
"Was ist?" fragte ich ebenfalls lächelnd.
"Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich das schon tun wollte." flüsterte Steve. 
"Glaub mir, mir geht es nicht anders. Aber weißt du was, ich denke, wir sollten Pietro und Bucky danken, ihr Plan ist zwar nicht aufgegangen, aber trotzdem habe sie ihr Ziel irgendwie erreicht."
"Pietro und Bucky?" Steve sah mich verwirrt an.
"Wieso denkst du, saßen wir sonst jedes Mal zusammen. Pietro hatte es geplant und Bucky irgendwann mit hinzugezogen, sonst hätten wir nicht nebeneinander gesessen und auch das tolle Foto wäre nie entstanden." erklärte ich grinsend. 
"Nadann, sollte wie den beiden wohl danken." sagte Steve.

Bei dem Gedanken unseren Freunden zu sagen, dass da zwischen Steve und mir etwas läuft, bekomme ich schon wieder Panik. Was, wenn Howard es irgendwie mitbekommt, er könnte überall seine 'Spione' haben.

Gott ich werde Paranoid!

"..ny, Tony! Hey, alles in Ordnung, du warst irgendwie abwesend?!" erklärte Steve, während er sich wieder auf das Bett setzte.
"Ich... hab nur überlegt." nuschelte ich.
"Was geht in deinem schlauen Kopf vor sich?" 
Steve nahm vorsichtig meine Hand und zog mich sanft neben sich.

"Ist egal, du hältst mich dann sowieso nur für einen Psychopathen oder ein Wiechei. Du hast mich schließlich schon dreimal Heulen sehen. Ich bin erbärmlich." nuschelte ich.
"Sowas würde ich nie denken. Du hast es nicht einfach, das weis ich. Du kannst mit mir über alles reden, das weißt du, oder?"
Vorsichtig nahm Steve meine Hand, er streichelte sie beruhigend, während er mich ansah.
"Ich weiß." seufzte ich. "Ich finde mich nur selbst vollkommen peinlich..."
"Merk dir eins, du bist die stärkste Person die ich kenne und definitiv nicht peinlich. Du bist schlau, witzig und man kann sich super mit dir unterhalten. Du bist einfach unglaublich."
Bei Steve's Worten musste ich lächeln, das war das erste Lob seit Jahren.

Ich überlegte kurz, Bevor ich anfing zu sprechen.
"Ich... Ich möchte es nicht unbedingt alle erzählen, dass da etwas zwischen uns ist. Erstmal nur Pietro und Bucky. Schließlich weiß Pietro Bescheid und Bucky wie es scheint auch.
Ich will nicht wie ein Psychopath wirken, ich würde zwar gern jedem zeigen das wir... -dass da was zwischen uns ist, aber Howard könnte überall sein. Ich will nichts riskieren." erklärte ich, während ich auf unsere verschränkten Hände starrte.

Es war kurz ruhig zwischen uns, war das zu viel verlangt?

"Tut mir le-."
Zwei Finger unter meinem Kinn unterbrachen mich, und brachte mich dazu Steve direkt anzusehen. 
"Tony, das ist vollkommen in Ordnung. Es ist ok das du dir Sorgen machst, dass Howard was mitbekommen könnte. Und von mir aus können wir die Sache ruhig angehen. Wir müssen ja nicht jedem auf die Nase binden, dass da was ist."
"Danke, das bedeutet mir viel." flüsterte ich, bevor ich mich zu Steve beugte und ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte.

"Und da du vorhin überlegt hast, von mir aus können wir uns ein Paar nennen. Ich glaube, damit hat keiner von uns beiden ein Problem. So kann man auch einfacher definieren, was wir sind." sagte Steve grinsend. 
"Finde ich gut." sagte ich, bevor ich einmal herzhaft gähnte.
Steve lächelte, dann legte er sich auf sein Bett und deutete mir, dass ich mich zu ihm legen kann, was ich direkt tat. Ich legte mich neben ihn, kuschelte mich an seine Seite und legte meinen Kopf auf seinen Oberkörper. Steve legte einen Arm um mich, dann nahm sich die Decke und deckte uns zu.

Es dauerte nicht lange, da driftet ich ins Land der Träume und diesmal schlief ich so gut wie noch nie.

Highschool life - Stony Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt