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Auf dem Weg zur Sporthalle, auf dem Weg zu meinem Motorrad und auf dem Weg nach Hause sah ich immer wieder, das Bild von Steve vor mir, mit dem Blutgetränkten Taschentuch auf der Bank in der Umkleide. Auch zu Hause spukten die Ereignisse des heutigen Tages in meinem Kopf herum.
Nachdem ich 10 Minuten zu Hause war, wurden mir die Gedanken zu viel. Ich muss mit jemandem darüber reden. Ich beschloss Pietro anzuschreiben, vielleicht hat er Zeit zum Reden.

T: Hallo Pietro, hier ist Tony, ich wollte fragen ob Zeit hast dich mit mir zu treffen?

Zu meinem Glück war er direkt online und las meine Nachricht.

P: Hi Tony. Ich hätte Zeit, wollen wir uns in einer halben Stunde im Park treffen?

T: Klingt super, bis dahin.
P

: Ok, bis dann.


Gut, ich habe also eine halbe Stunde, um mich frisch zu machen. Ich ging zu meinem Schrank und zog mir ein neues Shirt an, der blaue Fleck an meiner Rippe war fast vollständig verheilt. Danach kümmerte ich mich um meine Haare und mit etwas Deo roch ich auch ohne Dusche gut.

Ich lief die Treppen nach unten und zog mir meine Schuhe an, da es warm war, ließ ich die Jacke weg.
Gerade als ich gehen wollte, kam mir das Gespräch mit meinem Erzeuger in den Kopf. Howard hatte gesagt, ich soll ihm Bescheid geben, wenn ich rausgehe.
Vorsichtig ging ich in Richtung Büro, vor der Tür atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich klopfte.
Nach wenigen Sekunden ertönte bereits die Stimme, die mir jedes Mal eine Gänsehaut bereitet.

Vorsichtig streckte ich meinen Kopf in das riesige Büro.
"Ich... Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich mich draußen mit einem Kumpel treffe."
"Ok, mach das, aber sein vor 22 Uhr wieder daheim." antwortete Howard, ohne mich überhaupt anzusehen.

Jetzt setzt er mir sogar Zeiten, wann ich zu Hause sein soll. Jedoch beschwerte ich mich nicht, ich lege mich definitiv nicht mehr mit Howard an. Viel zu oft ist es passiert und jedes verdammte Mal war ich ihm unterlegen.

"Ich werde da sein." antwortete ich knapp, bevor ich die Tür schloss und mit meinem Schlüssel in der Hand nach draußen ging.

Draußen atmete ich erleichtert aus, ich steckte meinen Schlüssel in meine Hosentasche und ging in Richtung Park.

Ich lief suchend durch den Park, da ich keine Ahnung hatte, wo Pietro war. Der Park war riesig und wir hatten vergessen einen Treffpunkt auszumachen.
Und auf die Idee ihn anzurufen bin ich komischerweise auch nicht gekommen...

Nach Ewigkeiten fand ich Pietro, er kam mir entgegen, wahrscheinlich hatte er auch nach mir gesucht.
"Tony, da bist du ja. Wir hatten keinen Treffpunkt ausgemacht, ich war nach einer halben Stunde hier, doch nachdem du nach weiteren 15 Minuten nicht da warst, bin ich losgelaufen, um dich zu suchen." erklärte Pietro.
"Wo warst du denn? Ich hatte keine Ahnung wo ich nach dir suchen sollte." sagte ich.
"Ich war an dem schönen kleinen See, in der Mitte des Parks. Ich mag den Ort, dort ist es immer sehr ruhig."
"Gut dann lass uns doch hingehen." antwortete ich begeistert, auch mir gefiel der kleine See.

Am See angekommen, setzten wir uns ins Gras.
"Also, worüber möchtest du reden?"

Woher wusste er, dass ich reden möchte?!

"Komm schon Tony, hättest du dich mit jemandem treffen wollen, hättest du Loki oder Clint gefragt."
"Das klingt als wärst du das fünfte Rad am Wagen. Ich mag dich genauso wie die anderen, aber du hast recht. Ich will reden, weil du der einzige bist, mit dem ich über das Thema reden kann." antwortete ich.
"Kein Problem, war doch nur ein Scherz. Ich freue mich, dass du mit mir reden willst, so kann ich auch Dinge loswerden, die sonst niemand wirklich versteht." lachte Pietro.

Ich nickte und war auf einmal nervös, was ist denn jetzt los?
Pietro schien das zu bemerken, den er legte mir beruhigend seine Hand auf die Schulter.
"Keine Sorge. Rede sobald du bereit bist."
Nachdem ich ein mal tief durchgeatmet hatte, sah ich Pietro entschlossen an.
"Ich würde dir gerne erzählen, wer mir den Kopf verdreht. So kann ich wenigstens mit dir normal darüber reden. Und bei dir bin ich mir ziemlich sicher, dass du es niemandem verrätst." 

Pietro sah mich nur lächelnd an, er hetzte mich nicht und ließ mir die Zeit, die ich brauchte.

"Ich weiß nicht wie es passiert ist, aber ich hab mich Hals über Kopf in... in Steve verliebt." murmelte ich.

Jetzt war es raus, Pietro war der Erste, der weiß, in wem ich verliebt bin

"Steve, ist doch der große blonde, mit dem du auf der Party auf dem Sofa geschlafen hast, oder?"
Ich nickte zustimmend
"Steve ist einfach... Er ist süß, aber auch verdammt attraktiv. Er ist im künstlerisch begabt, aber auch sportlich, er spielt Football. Und verdammt seine Augen, es ist als würden sie mich magisch anziehen. Wenn ich hineinsehe, habe ich das Gefühl, mich darin zu verlieren.
Es ist absurd, vor ein paar Wochen wollte ich nichts mit ihm zu tun haben und jetzt sitze ich hier und schwärme von ihm."
"Das Gefühl kenne ich, jedoch ist es bei mir anderes, ich bin verliebt, obwohl ich die Person nicht lange kenne, es ist wirklich unglaublich wie schnell es ging." Pietro sah verträumt zum Horizont, auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln, er sah sehr zufrieden aus.
"Willst du mir erzählen, wer dich so glücklich macht? Vielleicht kann ich dir ja auch helfen." fragte ich vorsichtig.
"Gerne. Dann ist es vielleicht auch für mich um einiges einfacher."

Ich bemerkte das Pietro zögerte, es ist nun mal nicht einfach. Doch ich hetzte Pietro nicht, er hat schließlich auch gewartet bis ich bereit war, also werde ich auch warten.

"Es ist Clint." flüsterte er plötzlich.
"Clint!?" wiederholte ich erstaunt.
Pietro nickte nur, er sah mich nicht an, sondern starrte stur auf den Boden.
"T-tut mir Leid." murmelte er.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte, doch plötzlich kamen mir Steve's Worte in den Kopf.

"Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt." sagte ich lächelnd.
"Und um ehrlich zu sein, glaube ich, dass Clint besonders jetzt jemanden an seiner Seite braucht. Und du bist der richtige dafür, er hat sich schon auf der Party dir angeschlossen. Da ich weiß, wie schwer es ist die Gefühle anzusprechen, sei einfach als Freund für ihn da, bis du bereit bist mit ihm zu sprechen."
Ich lächelte Pietro zu und war überrascht von mir selbst, anderen einen Rat zu geben, war nicht schwer, selbst jedoch einen Rat oder eine Idee zu befolgen, war alles andere als leicht.

"Danke Tony. Ich hab leider keinen Rat für dich, aber du bist ein Genie, also wirst du das mit Steve schon hinbekommen und wenn du mal Hilfe brauchst, ich bin für dich da."

Nach dem Gespräch hingen wir unseren Gedanken nach. Es war angenehm ruhig zwischen uns. Der Wind, der durch die Blätter wehte, machte mir klar, dass es mittlerweile ziemlich kühl geworden war, weshalb ich Pietro wohl oder übel aus seinen Gedanken reißen musste.

"Hey Pietro, ich störe dich ja nur ungern, aber mir ist wirklich sehr kalt. Es wäre also für mich an der Zeit, nach Hause zu gehen."
"Klar kein Thema, der Wind ist wirklich frisch. Wenn du willst, bringe ich dich noch nach Hause." schlug Pietro mir vor.
"Wenn du willst."

Pietro nickte nur und stand auf, danach zog er mich auf die Beine.
"Also dann, los geht's. Zeig mal, wo du wohnst."

Wir liefen ca. 15 Minuten, bis zu mir.
An dem großen Tor, welches zu unserem Grundstück führte, blieb ich stehen.

"Heilige Scheiße, ist das riesig! Hier wohnst du, im Ernst!?"
"Ja, und wenn du willst machen wir mal einen Tag aus, an dem du vorbeikommen kannst, dann zeig ich dir alles."
Ich lächelte Pietro zu und sah, dass ihm der Vorschlag gefiel.
"Das müssen wir machen!" rief er begeistert.
"Geht klar, das machen wir demnächst mal aus." Mit diesen Worten umarmte ich Pietro, um mich bei ihm zu bedanken und mich zu verabschieden. Pietro erwiderte die Umarmung, und nachdem wir uns gelöst hatten, öffnete ich das Tor demonstrativ mit meinem Handabdruck.

"Das ist ja krass!" staunte Pietro.
Ich drehte mich grinsend zu ihm um.
"Bis morgen." rief ich, nachdem sich das Tor geschlossen hatte.
"Bis morgen." rief Pietro ebenfalls grinsend, bevor er sich umdrehte und davon ging.

Highschool life - Stony Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt