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Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster, während Happy die letzten wenigen Meter nach Hause fuhr. Nun waren es schon zwei Leute, die von der Situation bei mir zu Hause wussten, Happy und Steve. Doch es fühlte sich gut an, Steve wissen zu lassen, was in meinem Leben abgeht, schließlich ist er jetzt ein bedeutender Teil davon.

Nachdem Happy das Auto in der Garage geparkt hatte, stiegen wir aus und ging ins Haus.
Ich hatte mir gerade Schuhe und Jacke ausgezogen, als Howard aus seinem Büro kam. 
"Hogan, was macht dieser Nichtsnutz schon zu Hause?! Hat der keine Schule?!"
"Doh nur habe ich Anthony gerade aus der Schule geholt, er hatte heute nicht lange Unterricht, Sir." verteidigte Happy mich. Howard nickte nur verächtlich.
"Anthony mitkommen!" rief er mir zu, bevor er zurück in sein Büro wollte. Doch Happy hielt ihn ab.
"Mister Stark, ich würde gern mit ihrem Sohn sprechen." sagte er, was ziemlich mutig war wenn man bedenkt, dass er hier gerade Howard widersprochen hatte.
"Hogan, ich spreche zuerst mit meinem Sohn, alleine..." knurrte Howard zurück. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber er zeigte mir deutlich, dass irgendetwas nicht stimmte.
Geschlagen senkte ich den Kopf, bevor ich zu Happy sah.
"Ist schon in Ordnung." murmelte ich, bevor ich in Richtung Büro lief.

Ich schloss die Tür hinter mir und stellte mich dann vor den großen Schreibtisch. Ich wusste, dass es mir nicht erlaubt war, mich zu setzten, weshalb ich stehen blieb.

"Wo warst du!?" fragte Howard, während er mich prüfend ansah.
"Ich war mit Freunden unterwegs. Happy sollte dir Bescheid sagen." 
"Das hat er auch, doch er wusste selbst nicht, wo ihr seid, was ihr macht und wann du wiederkommst."
"Tut mir leid, daran hab ich nicht gedacht." nuschelte ich.
"Wo warst du, Anthony?!" 
Ich bemerkte das Howard wütender wurde, mit jeder Sekunde in der ich nichts sagte. Seine Stimme war innerhalb von Sekunden lauter geworden. 
"I-Ich war mit Freunden in einem Café u-und danach waren wir im Kino."
"Hat dich jemand gesehen!?" 
"Nein ich denke nicht." flüsterte ich.
"Ich fasse es nicht wie unvorsichtig du bist. Du bist ein Nichtsnutz. Du weißt das diese Paparazzi nur darauf warten eine Story über unsere Familie zu bekommen, da musst du aufpassen. Hast du das verstanden!" 
Howard war schon wieder lauter geworden.
Während er sich vor mir aufbaute, wurde ich gefühlt immer kleiner. Als er dann plötzlich vor mich stand, wollte ich aus Reflex meine Arme vor mein Gesicht heben, um es vor Schlägen zu schützen, dich Howard schlug nicht zu, stattdessen sah er mich bedrohlich an.
"Wo warst du über Nacht?"
"B-bei einem Kumpel, ich hab bei ihm ge-geschlafen." nuschelte ich, meine Stimme zitterte und ich war froh das meine Beine noch nicht nachgegeben hatten.
"Bei einem Kumpel also... ich hoffe für dich, du hast keine scheiße gebaut." fauchte Howard, bevor er mich von oben herab ansah.

Ich wusste genau was er damit andeuten wollte und natürlich würde ich ihm nicht sagen das Steve und ich ein Paar waren. Sonst würde er mich hier und jetzt einen Kopf kürzer machen und das wäre noch das harmloseste.

"Natürlich nicht." murmelte ich.
"Du weißt hoffentlich, dass wenn du einem Kerl auch nur schräg hinterherguckst, ich dich an den meistbietenden verkaufen. Und der kann dann mit dir tun und lassen, was er will!"

Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Howard hatte mehr als deutlich gemacht, dass er mich verkaufen würde, sobald ich auch nur die Anstalt mache, einen Kerl zu sehr zu mögen.

"Anthony, hast du mich verstanden!" fauchte er, während er mein Kinn schmerzhaft nach oben drückte, sodass ich ihn angucken musste.
"J-ja alles k-kapiert." Nun zitterte ich am ganzen Körper, dieser Mann war brutal und eiskalt.
"Gut, da das jetzt geklärt ist, verschwinde!"

Schnell drehte ich mich um und verschwand aus dem Büro. Ich lief schnurstracks in die Küche und schnappte mir die erstbeste Flasche, die ich fand. Nachdem ich einen großen Schluck der rotbraunen Flüssigkeit genommen hatte, fühlte ich mich etwas beruhigt, zumindest so lange, bis das Brennen in meiner Kehle verschwand.
Nach vier oder fünf weiteren Schlücken war die Flasche schon fast leer und jetzt erkannte ich auch, was ich gerade getrunken hatte, es war Whisky.

Plötzlich kam Happy in die Küche, als er mich mit der Flasche in der Hand sah, kam er schnell zu mir gelaufen. Er nahm mir die Flasche aus der Hand und sah mich besorgt an.
"Verdammt Tony! Nicht schon wieder." Happy seufzte, er wusste, dass das Gespräch mit Howard nicht gut verlaufen war.
"Was hat er diesmal gesagt!?"
"K-können wir das oben besprechen?" murmelte ich, während ich versuchte die Tränen zurückzuhalten.
Happy nickte nur und zusammen gingen wir in mein Zimmer.

In meinem Zimmer schloss ich die Tür, setzte mich auf mein Bett und fuhr mir durch die Haare.
"Fuck!" murmelte ich, dann bemerkte ich wie sich Happy neben mich setzte.
"Was hat er diesmal gesagt?" fragte er sanft, er legte mir beruhigend eine Hand auf die Schultern und wartete bis ich anfing zu sprechen.
"Er hat gefragt, wo ich war, was ich gemacht habe und wo ich übernachtet habe. Als ich ihm erzählte, das ich bei einem Kumpel, geschlafen hab, hat er angefangen mich zu warnen, dass ich keine scheiße, bauen soll und -" ich hielt kurz inne, wollte die Worte, die er mir an den Kopf geworfen hatte, gar nicht wiedergeben.
"Er meinte, wenn ich einem Kerl auch nur schräg hinterhergucken würde, dann würde er mich an den meistbietenden verkaufen." 
Mein Schluchzen durchbrach die Stille, die entstanden war, nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte. 

Als ich mich etwas beruhigt hatte fragte Happy vorsichtig: "Aber das ist doch eigentlich kein Problem. Du hast doch keinen Grund einem Kerl hinterherzuschauen?!"
Verheult sah ich Happy an. 
"Doch das ist ein Problem." nuschelte ich. Für den nächsten Satzt nahm ich all meinen Mut zusammen. Ich sah Happy ins Gesicht, um seine Reaktion sehen zu können.
"Ich... ich... bin schwul... und dazu hab ich da was am Laufen... VERDAMMT, ich bin genau das, was Howard nicht will und wenn er mich erwischt oder er es irgendwie herausfindet bin ich geliefert." murmelte ich.
"Du bist schwul?" Happy war verständlicherweise ziemlich überrascht, was man ihm auch ansah.
"Ja, es hat etwas gedauert, bis ich mir das eingestanden habe, weil ich es selbst nicht wahrhaben wollte, doch dann war es eben so. Und heute Morgen ist mir das schönste überhaupt passiert. Aber jetzt muss ich aufpassen was ich tue, weil mein Vater ein homophobes Arschloch ist." nuschelte ich, während mir schon wieder die Tränen über die Wange liefen.

Happy zählte eins und eins zusammen und sah mich dann lächelnd an.
"Der junge vorhin, das ist dein Freund, richtig?!" 
"Ja Steve, er kommt heute Nachmittag zur Nachhilfe. Doch ich weiß wirklich nicht, ob das nach dem Gespräch mit Howard eine gute Idee ist. Was, wenn ich mich nicht zurückhalten kann und er uns sieht. Howard würde eine Umarmung reichen, um mich sofort Krankenhausreif zu prügeln und mich danach an irgendjemanden zu verkaufen."

Happy lächelte und dann umarmte er mich.
"Ich weiß, dass du das schaffst, du bist ein unglaublich starker Mensch, Tony, ich freue mich für dich. Und ich habe absolut nichts dagegen, ich würde Steve auch gerne kennenlernen."
Nun musste auch ich etwas lächeln. 
"Das hatten wir vor." erklärte ich.

"Da das jetzt geklärt ist, verstehe ich auch, wieso du nicht in der Schule warst. Du und Steve musstet die ganze Sache klären."
"Ja irgendwie schon, es hat sich ergeben, als jeder über seine Gefühle gesprochen hatte."
"Ok. Ich gehe erstmal wieder, ich räume noch etwas auf und danach gehe ich Einkaufen." erklärte Happy, bevor er aufstand und mein Zimmer verließ. 
"Danke." sagte ich, bevor er mein Zimmer verließ und die Tür schloss.

Erschöpft ließ ich mich nach hinten sinken und zog dann mein Handy aus der Hosentasche. Darauf sah ich 4 Nachrichten von Steve.

S: Hey, bist du schon Zuhause? ❤️
S: Tony alles in Ordnung? ❤️
S: Hallo?!
S: Muss ich mir jetzt Sorgen machen?

Die Nachrichten sind im 10-Minuten-Takt geschrieben. Er hatte sich wohl wirklich Sorgen gemacht.
Steve zu schreiben hatte ich vollkommen vergessen, durch die Sache mit meinem Erzeuger und das Gespräch mit Happy war es noch mehr in den Hintergrund gerückt.

T: Tut mir leid, ich war ziemlich müde, und hab mich erstmal ausgeruht, bis du mir wieder eingefallen bist.

Ich überlegte, ob ich ein Herz dahinter setzten sollte, doch ich entschied mich dagegen, einfach nur aus Angst Howard würde mein Handy abhören, auch wenn er dann die Herzen von Steve sehen würde und es dann sowieso egal wäre. Ich fand es trotzdem sicherer, ohne Herzen zu schreiben.

S: Ich dachte schon es ist was passiert, jetzt bin ich beruhigt. ❤️
Wie war das Gespräch mit Happy?
T: Gut. Er hat sich gefreut und will dich kennenlernen.
S: Das freut mich, also sehen wir uns nachher. ❤️
T: Jap, bis nachher.
S: Bis nachher. ❤️

Seufzend legte ich mein Handy beiseite. Es word nachher verdammt schwer werden Steve so 'normal' wie möglich zu behandeln. Aber Howard könnte jederzeit unerwartet in mein Zimmer kommen, auch wenn er das fast nie tat.

Highschool life - Stony Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt