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Seit einem Monat spiele ich meinen Freunden nun schon etwas vor. Ich bemerke, wie es mir jeden Tag beschissener geht. Ich wache früh auf, um meinen Freunden und der Person, die ich am meisten liebe, etwas vorzuspielen und das alles nur um Howard zu besänftigen.
In der Schule vermeide ich Kontakt mit Steve, mit Loki, Clint, Pietro und Wanda, rede ich nur über das nötigste, da ich Angst habe mich zu verplappern.
Am Wochenende sage ich ihnen, dass ich keine Zeit haben, um mich mit ihnen zu treffen, sitze jedoch Abends gelangweilt in meinem Zimmer und schau irgendwelche Serien, da Howard nicht mehr möchte, dass ich mich mit jemandem treffe, den er nicht 'ausgewählt hat'. Die einzige Person, mit der ich mich treffen darf und das auch, nur wenn Howard wirklich weiß, dass ich dort bin, ist Justin Hammer.

Im letzten Monat war ich jeden Samstagabend mit Howard bei den Hammers zu Hause. Howard erlaubte mir den Kontakt zu Justin, weil er wusste, dass er definitiv Hetero ist.
Es mag verrückt klingen, aber Justin war gar nicht so übel wie ich dachte. Ich konnte mit ihm über meine Probleme zu Hause reden, da es ihm ähnlich ging. Auch sein Vater war ein Arschloch. Ich hatte Justin also an den Samstagen, die wir uns getroffen hatten, erst von meiner Situation zu Hause erzählt, am Samstag darauf, dass Howard mir verbietet meine Freunde zusehen und letzte Woche von der Sache mit Steve. Und Justin hat echt gut auf mein 'verstecktes' Outing reagiert.

Heute war der erste Samstag des neuen Monats und für diesen Monat kommen die Hammers jeden Samstagabend zu uns.
Ich saß gerade gelangweilt in meinem Zimmer, als es an der Tür klingelte und JARVIS mir ankündigte, dass Justin und sein Vater vor der Tür stehen.
Um die beiden zu begrüßen, ging ich ebenfalls an die Tür, Howard stand schon dort und begrüßte gerade Hammer Senior. Ich wandt mich zu Justin ich lächelte ihn freundlich an, bevor er mich mit einem Handschlag und einem freundschaftlichen Schlag auf die Schulter begrüßte. Das war unsere 'Routine' geworden. Hammer Senior gab mir zur Begrüßung die Hand, bevor wir anschließend ins Haus gingen. 
Unsere Erzeuger gingen direkt in Howard's Büro, um über geschäftliche Dinge zu sprechen, währenddessen kümmerte sich Happy, 'mit dem ich immernoch nicht gesprochen habe' um das Essen. Und ich ging mit Justin in mein Zimmer.

Obwohl sich mein Zimmer nicht wirklich von Justin's Zimmer unterscheidet, staunte er, als er es betrat. 
"Das ist also das Reich von Tony Stark." verkündete Justin gespielt ernst.
Grinsend setzte ich mich auf mein Bett und sah zu Justin.
"Warte ab, bis du JARVIS entdeckst."
"Wer ist JARVIS?" fragte Justin verwirrt, bevor er sich neben mich setzte.
"Guten Abend Mister Hammer, mein Name ist JARVIS. Ich bin Mister Stark's Künstliche Intelligenz."
stellte JARVIS sich vor.
Erschrocken sah Justin durch den ganzen Raum.
"Er-er kennt mich!?"
"JARVIS kennt jeden. Er hat dich analysiert als du reingekommen bist." erklärte ich.

Ich erzählte ihm noch einige Dinge über JARVIS, bis unser Gespräch von der schroffen Stimme von Howard unterbrochen wurde.
"Es gibt Essen Anthony!"
"Anthony!? Ernsthaft, jeder nennt dich Tony und trotzdem sagt Howard Anthony?!" Justin lief neben mir die Treppe runter und sah mich dabei irritiert an.
"Er meint da er mich so benannt hat, nennt er mich auch weiterhin so. Ich hab mich dran gewöhnt." Ich zuckte mit den Schultern und ging dann Richtung Esszimmer.

Nach dem Abendessen, welches schweigend verlaufen ist, unterhielten sich Howard und Hammer Senior noch weiter, weshalb ich mit Justin zurück in mein Zimmer ging.
Ich ließ mich wieder in mein Bett fallen, doch Justin blieb davor stehen und sah mich fragend an. 
"Was ist?" fragte ich, während ich mich aufsetzte und ihn ansah.
"Kann ich dich was fragen?" 
Etwas verwirrt antwortete ich: "Klar, was gibt's?!"
"Wie ist das mit Steve und dir eigentlich entstanden?"
Diese Frage überraschte mich wirklich, er hatte noch nie so etwas in der Art gefragt.
"Oh, naja, dass ist eine etwas längere Geschichte. Ich versuche es mit der Kurzfassung.
Am Anfang des Schuljahres habe ich bemerkt, dass ich in Steve's Nähe nervös werde, ich hatte ein komisches Kribbeln gefühlt, wenn er mich berührt hatte und ich habe mich oft erwischt, wie ich ihn angestarrt oder mich in seinen Augen verloren habe. Als wir eines Abends auf einer Party von unseren Freunden waren, musste ich mit ihm auf dem Sofa schlafen, wir hatten gekuschelt, weil es mir nicht gut ging. Die Gefühle waren da und sind über die Zeit verstärkt wurden.
Als wir an einem Nachmittag alle zusammen etwas unternommen haben, bin ich auf dem Heimweg im Auto eingeschlafen und bei Steve aufgewacht. Er wusste, dass bei mir zu Hause irgendwas nicht richtig ist und er hat mit mir darüber gesprochen. Irgendwie haben wir uns unsere Gefühle gestanden und sind zusammen gekommen."
Nach meinem Monolog sah ich Justin an.
"Wow, Steve scheint jemand ganz besonders für dich zu sein." 
"Oh ja! Ich bin immer noch total verknallt, aber ich muss mich zurühalten. Ich muss ihn vor Howard beschützen, deshalb ist er ohne mich besser dran."
"Das tut mir wirklich leid Tony! Es tut mir leid, dass du nicht lieben kannst, wen du willst und dass du nicht leben kannst wie du willst." murmelte Justin mitfühlend.

Das Gespräch über Steve hatte mich etwas runtergezogen, es war einfach bescheuert ihn für Howard aufzugeben, aber es war zu seiner Sicherheit. 
"Also was machen wir jetzt, so wie es scheint, haben wir noch Zeit." wechselte Justin das Thema, da er merkte wie sehr mich das Gespräch runtergezogen hatte.
"Wie wäre es mit einer Runde Tischkicker?" fragte er lächelnd. 
"Gern!" sagte ich lächelnd, da ich wusste wie gern Justin spielte.
Der Tischkicker stand in einer Ecke in meinem Zimmer unter einem Tuch 'versteckt' und füllte so die sonst leere Ecke.

Als wir uns das nächste Mal trafen, war es Samstagnachmittag, Howard und Hammer hatte sich zum Kaffeetrinken verabredet und das in einem Café. So konnte ich endlich mal raus und das außerhalb der Schulzeit.

Wir saßen im außenbereich des Café's, etwas abseits von anderen Kunden.
Howard und Hammer hatten sich einen Kaffee bestellt und sprachen nun ununterbrochen über ihre Geschäfte. Justin und ich langweilten uns dabei fürchterlich. Es war schön draußen zu sein, aber nicht, wenn man zwei Erwachsenen Männer beim Diskutieren über Geschäfte zuhören muss.
Doch Justin hatte anscheinend einen Plan uns hier wegzubekommen.

"Dad, kann ich mit Anthony eine Runde durch den Park gehen? Wir wollen euch nicht bei euren Geschäften stören, es ist doch sowieso besser, wenn wir nicht zu viel davon mitbekommen."
Hammer Senior sah seinen Sohn skeptisch an, nickte dann jedoch.
"Solange Howard damit kein Problem hat, von mir aus."
Howard nickte nur als Antwort.
"Aber bleibt in der Nähe." fügte Hammer Senior hinzu.
"Ja natürlich! Wenn ihr uns sucht, wir sind auf der anderen Straßenseite." rief Justin, bevor er mich aus dem Café zog.

Als wir draußen waren, sah ich Justin lächelnd an.
"Das war eine gute Idee. Mir war fürchterlich langweilig und das obwohl wir erst seit ca. 10 Minuten hier sind."
"Mir auch. Aber da sie sonst auch nicht wollen, dass wir dabei sind, war es mir ziemlich klar, dass sie es erlauben."

An einem ruhigen Ort im Park legten wir uns ins warme Gras und starrten in die Luft.
Zwischen uns herrschte eine angenehmes Schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach und meine drehten sich mal wieder um Steve. Ich wünschte er könnte jetzt hier sein...

"...Darf ich etwas ausprobieren?" fragte Justin plötzlich und beendete so das Schweigen zwischen uns. 
"Was denn?" fragte ich und drehte meinen Kopf in seine Richtung.
Justin stützte neben mir auf seinem Ellenbogen und sah mich nervös an. Dann kam er mir plötzlich näher, lehnte sich über mich und legte seine Lippen auf meine. Sie waren warm und weich, jedoch nicht so weich wie Steve's. Sie drückten sich vorsichtig auf meine Lippen und waren eher forschend statt fordernd.
Da ich noch nicht zurückgeschreckt war wurde er mutiger, was ich an dem leichten Druck bemerkte, den er jetzt nutzte. Doch länger hielt ich es nicht aus, es fühlte sich nicht richtig an. Es fühlte sich so an als würde ich Steve betrügen und das obwohl ich nicht wusste ob zwischen Steve und mir überhaupt noch etwas ist.

Ich drückte Justin vorsichtig, jedoch bestimmend von mir und setzte mich auf.
"Justin, was sollte das?"
"Gott Tony, das tut mir leid! Ich... ich bin so unglaublich verwirrt in letzter Zeit." Fast schon panisch fuhr Justin sich durch die Haare, während er mich erschrocken ansah.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, was dazu führte das Justin mich ansah.
"Hey, jetzt sagt mir doch erstmal was los ist. Wieso bist du verwirrt." sagte ich sanft
"Naja, in meiner Klasse gibt es einen Typen und der ist total nett zu mir, und irgendwann hat es sich zwischen uns anders angefühlt, als zwischen mir und meinen anderen Freunden. Das hat mich verwirrt, ich wollte testen, ob ich vielleicht doch nicht nur auf Mädchen stehe bin. Ich hätte dich nicht küssen dürfen, ich kann verstehen wenn du nichts mehr von mir wissen willst. Es tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe." murmelte Justin, er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben.
Ich war ziemlich überrascht von der Situation, Justin Hammer 'der super Hetero Justin', ist Bi-sexuell.

"Hat es denn was gebracht?" fragte ich.
Vorsichtig sah Justin auf.
"Ich denke schon... mindestens ist mir klar, dass ich nicht Hetero bin. Das reden mit dir hat mir auch einiges gezeigt. Und keine Sorge ich bin nicht in dich verliebt." er lächelte leicht und man sah ihm an, dass er schon viel ruhiger war.
"Bist du dir sicher, ich bin doch unwiderstehlich." Lachend posierte ich vor ihm.
"Ich bin definitiv nicht in dich verliebt." Lachte Justin, bevor er wieder ernst wurde. "Du verrätst es doch keinem, oder?" 
"Natürlich nicht! Ich weiß doch, wie beschissen es ist verraten zu werden. Wenigstens einer von uns muss doch seine Freiheiten genießen dürfen."
Justin lächelte und zog mich in einen Umarmung. "Danke, wirklich." murmelte er gegen meine Schulter, bevor er sich von mir löste und mich ansah.
"Lass uns zurückgehen. Hoffentlich sind die bald mit ihrem Gespräch fertig."

Highschool life - Stony Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt