Armee der Tristen (Album-Zeit)

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Sicht: Christoph

Das Klingel meines Weckers reißt mich aus dem Schlaf. Müde rapple ich mich auf, bewege mich schleichend in das Bad. Schnell duschen und fertig machen, denn wir haben heute wieder probe, auch wenn ich keine Lust habe. Manchmal will ich einfach nicht mehr zu dieser Band gehören und doch komme ich zu fast jeder Probe. Wenn es mir zu viel wird, sage ich einfach ich bin krank und alles ist gut, denn niemanden interessiert es. Schnell fahre ich mit dem Fahrrad zu dem Studio und bin sogar alleine, zu meiner Überraschung. Ich begebe mich in das innere und bereite mich vor, spiele ein paar Lieder, die ich mag, doch in mir herrscht ein Druck im besser werde. Wie lange geht das denn schon so? Seit einigen Jahren versuche ich die anderen zu beindrucken, spiele mir die Hände wund und doch ist alles, was ich bekomme, nur ein Lächeln. Mit dem Druck komme ich langsam nicht mehr. Die Tür wird geöffnet und die anderen betreten alle gleichzeitig den Raum. "Wo wart ihr?" frage ich neugierig. "Oh, wir waren bei Till. Sorry, Habens vergessen zu sagen." lächelnd blickt mich Richard an und ich gebe nur ein schwaches Nicken von mir, um meine verletze Seite nicht zeigen zu müssen. Sie haben mich vergessen. Wie immer. Paul und Richard sind beste Freunde, ich nur ihr drittes Rad. Ollie ist lieber alleine und bei Till mit Flake bin ich auch das dritte Rad. Nirgends passe ich zu ihnen, selbst wenn ich mich anstrenge und mir dabei weh tue.

Wir spielen schon seit 2 Stunden und Till mahnt mich ab, um wieder normal und ruhig zu spielen. Traurig gehe ich der Aufforderung nach. Sie alle scheinen Spass zu haben, doch ich könnte weinen, auch wenn ich das nicht mehr kann. Als hätte ich es verlernt und stattdessen umgibt mich das erdrückende Gefühl von nicht genug sein und besser werden. Es quetscht mich ein, doch wehren kann ich mich bald nicht mehr, so werde ich einfach zerquetscht. Was das für Folgen hat, weiss ich nicht. Nach dem Spielen verschwinden alle und erzählen, was sie vorhaben, doch keiner fragt mich, doch ich bin es mir gewohnt. Betrübt spiele ich weiter Schlagzeug, bis meine Hände schmerzen und ich aufhören muss. Draussen beginnt der Regen, welcher super zu meiner Stimmung passt. Frustriert packe ich alles zusammen, schlendere nach draussen und schwinge mich auf das Fahrrad. Mit zackigem Tempo radle ich nach Hause.

In meinem Haus überlege ich was zu essen, doch mein Appetite bleibt, wie so oft schon, aus. Gelangweilt werfe ich mich auf die Couch und wünsche mir nur ein. Eine Umarmung. So lange habe ich diese Geste der Zuneigung nicht mehr bekommen. Wieder werde ich so unglaublich traurig und gehe in mein Badezimmer. Meine Klinge, die schon auf mich wartet, hebe ich langsam auf. Mein Oberteil werde ich los und betrachte meine Brust. Die Schnitte und Narben verzieren diese mit einem Wilden Muster und ich lächle, über das, was ich mir doch eigentlich antue. Es gibt keinen anderen Weg meine Trauer zu Bändigen. Die Scharfe, kalte Klinge berührt meine feine Haut. Wie so oft übe ich druck aus und ziehe die Klinge durch eine Freie stelle meiner Haut. Immer und Immer wieder. Alte Wunden öffnen sich und das Blut läuft träge meine Brust runter. Stolz lache ich auf, wasche das Blut weg und verbinde meine Brust, damit auch niemand das mitbekommen kann. Nun sind alle schlechte Gedanken verflogen und ich kann mich schlafen lege. Morgen sind wir wieder im Studio und gehen später noch etwas essen. Ich will nicht, doch ich kann mich nicht noch einmal kranke melden.

Ein neuer Tag, ein neues Leid. Unmotiviert sitze ich am Schlagzeug und spiele immer wieder den Beat falsch oder verspiele mich. Es ist mir aber egal, denn die Freude zu spielen in dieser Band ist vergangen. Jedes Mal fühle ich mich am falschen Platz und will nicht hier sein. "STOPP!" höre ich Till rufen und alle sehen ihn an. "Christoph! Reiss dich doch einmal zusammen! So scheisse spiele ja nicht mal ich und ich habe schon echt lange nicht mehr gespielt!" In diesem Moment kocht alles über. Alle Emotionen die ich nicht verspürt habe brechen wie aus einem Staudamm aus. Verärgert springe ich auf und werfe meine Sticks auf mein Schlagzeug und hole tief Luft. Ich will mich beherrschen, doch das kann man vergessen, denn ich beginne die anderen anzuschreien. "HALT DEIN MAUL! Du hast doch keine Ahnung wie es mir geht! Jeden verschissenen Tag muss ich in dieses verdammte Studio, um zu performen!!! Keiner von euch schätzt mich oder das, was ich tue, selbst wenn ich meine Hände WUND SPIELE!!! Würde ich sterben, wäre das kein Verlust für euch, denn ich bin wertlos!! Ein normaler Mann, welcher Schlagzeug spielen kann! Jeder kann mich ersetzen! UND IHR TUT MIR JEDEN TAG WEH!!!!!!!" Tränen strömen meinen Wangen herunter und meine Verzweiflung überflutet mich. "Alter, komm Mal runter und spiel dich nicht so auf." Pauls Stimme ist schneidend, schlimmer als meine Klinge. Aus Angst und Verzweiflung reisse ich mir mein Shirt vom Leib, entferne den Verband und zeige meine zerschnittene Brust. "Das ist das, was ihr mir antut, jeder einzelne von euch!"

Es scheint die Zeit stehen zu bleiben und die anderen sprechen nicht mehr. "Ich werde die Band endgültig verlassen, ich kann das nicht mehr..." flüstere ich leise. "Nein! Wir brauchen dich, ehrlich" Richard will mich am Ärmel zurückhalten, doch ich schlage ihm ins Gesicht, damit die anderen Fern bleiben. Mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell und ich bekomme Angst. Was passiert denn hier? Ich fasse hektisch an meine nackte Brust und kann mein Herz schlagen spüren, doch das nur in doppeltem Tempo. Meine Hände zittern stark und ich verliere das Gleichgewicht. Oliver kommt zu mir und setzt mich auf den kühlen Boden. Meine Atmung ist schnappartig und die Angst prangt in meiner Brust. "Hey, Doom hör zu! Atme mit mir" Er beginnt und ich ahme ihn nach, die Wirkung setzt auch bald ein. Er hält meine zitternden Hände fest und spricht beruhigend zu mir.

Müde lehne ich gegen Oliver und atme langsam ein und wieder aus. "Es tut uns so leid, dass wir nicht gesehen haben, wie sehr du eigentlich leidest. Wir werden ab sofort auf die achten, okay?" ich nicke schwach und ich bekomme eine Gänsehaut, durch die Kälte, weil ich mein Oberteil immer noch nicht anhabe. Oliver reicht mir mein Shirt und ich ziehe es mir über, während die anderen sich zu mir gesellen. Jeder sitzt nun am Boden und ich merke, wie mich alle unterstützen wollen. Wie eine Familie. Wir starten eine Gruppenumarmung und ich bin in dessen Zentrum, die Wärme deutlich spürend.

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Wieder nur 1106 Wörter 0.o

Allen noch einen wunderbaren Abend/Tag =D

JA! NEIN! RAMMSTEIN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt