Sicht: Christoph
Müde trotte ich wieder nach Hause, nach all den Monaten auf Tour. Es war wunderschön, so viele Leute haben wir kennengelernt und so viele neue Erfahrungen gemacht. Nun braucht jeder von uns aber ein paar Wochen Pause, bevor es wieder weitergeht, mit Proben und Alben herauszubringen. Mit einem leichten Lächeln stehe ich vor der Haustür und seufze meine Gedanken bei meiner Frau, die schon sehnsüchtig auf mich wartet. Hat sie die Trauer von vor ein paar Monaten schon vergessen, oder ist sie immer noch betrübt? Ich kann es nicht genau sagen, aber ich weiß, dass ich das Thema erst einmal nicht ansprechen sollte. Im Grunde geht es darum, dass wir schon viel zu lange versuchen, Kinder zu bekommen, aber nichts will klappen. Schon so viel haben wir probiert, aber immer und immer wieder missglückt es uns. Wir beide sind auch langsam ratlos, können nicht sagen, woran es genau liegt. Vielleicht sollten wir einen Doktor fragen? Diesen Vorschlag werde ich bringen, vielleicht weiß er, was los ist.
Leise öffne ich die hölzerne Tür, versuche das Quietschen zu vermeiden, welches die Tür immer von sich gibt. Vielleicht sollte ich sie wieder einmal ölen oder dergleichen, wäre auf jedenfalls angenehmer, jedoch auch ungewohnt, wenn die Tür leise ist. Vorsichtig schleiche ich durch den Flur und sehe sie dann in der Küche, den Rücken zu mir gedreht. Sie hat ihre blonden Haare zu einem Zopf gebunden, trug einen Rock und ein Oberteil, welches definitiv von mir ist, da es ihr viel zu groß zu sein scheint. Mit aller Vorsicht umarme ich sie, was sie zusammenzucken lässt, doch schnell werde ich stark umarmt. Sie drückt sich an mich, macht keinerlei Anstalten, je wieder loszulassen. Eine ganze Weile stehen wir eng umschlungen in der Küche, tauschen kein Wort aus, sondern schweigen, genießen die Nähe und Wärme des jeweils anderen. Nach einer gefühlten Ewigkeit fing sie dann doch zu sprechen an.
"Ich habe dich so vermiss...jeden Tag und jede Nacht, es war so unglaublich einsam ohne dich. Ich hab nur auf deine Ankunft gewartet, Schatz" Diese Worte lassen mich lächeln, knuddele sie darauf hin noch ein wenig stärker, "Ich habe dich auch vermisst, mein Spatz. Ich habe jede freie Minute an dich gedacht". Langsam löse ich meine Arme, lege sie an ihre Hüfte und drücke sie sanft weg, blicke in die wunderschönen, grünen Augen, deren Glanz immer noch vorhanden ist, wie am ersten Tag, wenn nicht sogar mehr. Als sie sich hochstreckt, beuge ich mich ein Stück runter, um unsere Lippen zu vereinen. Der Kuss ist gefühlvoll und ein wenig schüchtern, fühlt sich fast so an, wie unser allererster Kuss, den wir je gemeinsam hatten.
Immer mehr und mehr vertieft sich unser Kuss, so setze ich langsam meine Zunge ein. Auch sie macht dies, streicht sanft durch meine Haare. Mit Gefühl hebe ich sie auf die Küchenzeile, löse mich und küsse zärtlich ihren Hals sowie das Schlüsselbein. Leicht reckt sie ihren Hals, um mir mehr Fläche zu geben oder auch ihre sensiblen Stellen zu treffen. "Schatz, wir sollten jetzt doch lieber aufhören, ich hab noch einen Termin", meint sie zögerlich, doch ich lasse langsam ab. "Was für einen Termin denn? Ist alles in Ordnung?" Sie sieht von mir weg, kaut leicht auf der Lippe herum, bevor sie es endlich anspricht. "Das...mit den Kindern, es macht mir Sorgen...vielleicht... vielleicht bin ich doch wirklich unfruchtbar. Jedes Mal hat es doch nicht geklappt, das kann nicht sein. Wir probieren es seit Jahren, Christoph" Als ich meinen Namen in ihrer verzweifelten Stimme wahrnahm, so wusste ich, dass etwas absolut nicht stimmen konnte. Meinen Namen sagte sie schon sehr selten, aber diese Tonlage; es war fast schon erschreckend.
Die Stimmung war nun endgültig gekippt, meine anbahnende Erregung war verschwunden. Wieder lege ich meine Arme um ihren Körper. Sie zittert ein wenig, bevor sie dann endgültig zu weinen beginnt. Trösten streiche ich über ihren Rücken, rede ihr gut zu, was nach einer Weile die gewünschte Wirkung zeigt. "Wann genau?", frage ich sie sanft. Ihr Blick schweift zu der Küchenuhr, dann wieder zu mir. "I-In etwa...15 Minuten" Ich nicke und hebe sie hoch, trage sie zu unserem Auto, wo ich sie auf dem Beifahrersitz absetze. Als wir so weit sind, fahre ich los. "Hör zu, egal was der Arzt sagen wird, ich liebe dich trotzdem sehr dolle. Und wenn wir keine Kinder selber machen können, dann besteht immer noch die Option, eines zu adoptieren. Das wird schon, das Leben wird weitergehen und ich werde an deiner Seite bleiben." Sie nickt dankend, aber äußert sich nicht weiter dazu. Ein Seufzen entweicht mir.
Endlich bei der Praxis angekommen, trage ich sie rein. Nach dem Empfang werden wir in den Warteraum gebeten, so setzen wir uns dahin, sie auf meinem Schoß. Immer wieder gebe ich einen Kuss an den Hals, halte sie fest. Ich kann spüren, wie nervös sie ist, wie ihr Leib ganz leicht zittert und sie mit dem Ehering spielt. Ich wünschte, ich könnte sie irgendwie beruhigen, doch mir fällt nichts Besseres ein, als sie festzuhalten und meine Liebe zu ihr zu zeigen. Nach einer halben Ewigkeit werden wir aufgerufen und wie auch schon vorher trage ich sie. Wir setzten uns auf einen der beiden Stühle, bevor dann das Gespräch mit dem Arzt anfängt. Das kann noch was werden.
-Time Skip: 3 Wochen später-
Und wieder sind wir in diesem schlichten Büro, wie drei Wochen zuvor. So viele Tests und Untersuchungen haben stattgefunden, auch bei mir. Nächte lang wurden wir wachgehalten, vor der Angst, dass es etwas sehr Ernstes sein könnte und nun sitzen wir wieder hier. Der Arzt betritt den Raum und mustert uns erst, legt dann seinen Block auf dem Tisch ab und setzt sich ebenfalls, dann sieht er uns abwechselnd an, der Blick war mitleidig und ich konnte schon ahnen, dass etwas nicht in bester Ordnung war. "Wir mussten leider feststellen, dass sie, Frau Schneider, tatsächlich keine Kinder bekommen können. Bei Herr Schneider ist mehr oder weniger alles in Ordnung. Es tut mir sehr leid" Der mitleidige Blick wird nur noch mehr mitleidig und meine Frau fängt an, in Tränen auszubrechen. Ich starre überfordert den Tisch an, halte meine eigenen Tränen zurück und tröste sie, wiege sie sachte hin und her. Es ist jetzt also offiziell, wir können wahrscheinlich nie Kinder selber machen, aber trotzdem hoffe ich auf irgendein Wunder...
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Finde es ganz okay, irgendwie schon traurig :/
1060 Wörter
Jedem noch einen wunderschönen Tag/ Abend, Tschüssi :)
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JA! NEIN! RAMMSTEIN!
FanfictionIn diesem kleinen "Buch" habe ich mit dem Projekt angefangen, für jedes Rammstein Lied eine Geschichte zu erstellen. Bei einigen werde ich das Lied als meine Vorlage wählen, bei anderen werde ich das Musikvideo schriftlich verfassen. Nun denn, wüns...