Deutschland (Album-Unbetitelt)

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Sicht: Richard

Die Kälte setzt immer mehr zu und der Regen beginnt auf ihn niederzuprasseln. Meine schweren Stiefel betreten die Trümmer eines zerbombten Gebäudes, welche vor mehreren Tagen von ihnen zerstört wurde. Es handelte sich dabei um eine Psychiatrie oder etwas dergleichen. Im Gebäude dringt selbst der Regen durch, doch das verwundert mich nicht, durch den Luftangriff. Sachte trete ich kleine Steine aus dem Weg und beginne kurz zu husten. Der Staub wurde mächtig aufgewirbelt, bahnt sich nun seinen Weg in meine Lunge. Humpelnd bewege ich mich weiter vor, um dem Befehl meines Oberst nachzukommen. Dieser lautet: Sammeln von wertvollen Sachen und alles töten, was sich noch bewegen kann und so werde ich es auch tun. Meine Hände umfassen das Sturmgewehr, auch wenn ich mir sicher bin, dass niemand hier sein wird, denn das ganze Gebäude ist eingestürzt. Gerade betrete ich eine Bibliothek und sammle einige der Sachen in meinem Rucksack. Vielleicht werde ich hier Verbände oder Medizin finden, denn alle meine Sachen musste ich für meinen Kollegen opfern. Die Folge ist, dass ich meine klaffende Wunde am Bein nicht behandeln kann und somit einen Nachteil in einer Kampfsituation habe, doch als deutscher Soldat sollte ich das aushalten. Ob ich will oder nicht.

Mit leisen schritten wandere ich weiter durch die Ruine, merke wie die Kälte mich langsam verschlingt und der Regen meine Uniform durchnässt. Schritte lassen mich wachsam werden und der Griff verstärkt sich um meine Waffe. Sie ist geladen und bereit das zu töten, was sich mir nähert. Mein Blick ist finster, mein Atem kalt. Die Schritte sind verstummt und das Weinen eines Kindes hallt in der Ruine wider. Ich trete dicht an die Ecke heran und zücke meinen Spiegel. In dessen Reflexion kann ich im Gang ein weinendes Kind entdecken, welches unbewaffnet erscheint. Nun wird alles schnell gehen. Schnell komme ich um die Ecke und richte meine Waffe gegen ihn. "AUFSTEHEN SOFORT!!!" meine Stimme ist grob und laut. Das Kind schreckt auf und stellt sich hin. "ZUR WAND DREHEN UND HÄNDE NACH OBEN!!!" er geht meinem Befehl zögernd nach. Geschwind taste ich den hochgewachsenen Körper des Kindes ab, kann jedoch nichts finden. Der Junge zittert und Tränen laufen über sein Gesicht. Wütend nehme ich meine Waffe runter, als ich, ein mir bekanntes, pfeifen vernehme. Noch mehr Bomben!?

"K-KOMM!" der Junge schreit und packt mich am Ärmel. Mit mühe kann ich ihm folgen und verziehe mein Gesicht vor Schmerzen. Der Knabe führt mich irgendwo durch ein Loch, welches in einen Keller führt. Mit all meiner Kraft stosse ich den Stein vor das Loch. Wir beide begeben uns nach unten, gehen durch einen dunklen Gang. Ich kann eine kleine Schlafecke aus Decken und Kissen erkennen, sogar Essen kann ich erspähen. "Hab mich hier versteckt und als einziger überlebt" meint er zu mir. Kurz nicke ich und lasse mich neben seinem Bettchen nieder. Es tut so gut sich hinzusetzen und das Bein zu entlasten. An meiner Hose erkenne ich einen kleinen roten Fleck, von meinem eigenem Blut. Stumm betrachtet der Bursche mich, doch sieht wieder weg. "Du bist Deutscher" was will er mir denn damit sagen? "Mein Papa hat mich von euch gewarnt, doch ich glaube ihm das nicht." "Wie heisst du und warum bist du hier?" frage ich ihn direkt. "Ich bin Oliver. Vor dem Angriff wollte ich meinen Papa besuchen und überraschen, doch sie ließen mich nicht." traurig blickt Oliver auf den kühlen Steinboden. "Ich heisse Richard. Ein deutscher Soldat mit dem Auftrag zu plündern und töten." Seufze ich. "Komm mit, wir könnten uns waschen." ich nicke und folge ihm. Interessanterweise gibt es in dieser Anstalt wohl eine Dusche im Keller, doch ich hinterfrage das nicht.

Bei den Duschen zieht er sich schon aus und stellt sich unter das Wasser. "Wie alt bist du Ollie?" "Ich bin 9 Jahre alt." gibt er trocken von sich und beginnt sich zu waschen. Zögerlich stelle ich mich unter eine andere Dusch und wasche mich geschwind. Abtrocknen und frische Unterhose an. Oliver ist schon bekleidet und mustert nun meinen Körper. Seine Augen werden gross als er alle meine Narben sieht und bei meiner Wunde bleibt sein Blick hängen. "Das musste sicher alles weh tun" "Man gewöhnt sich an all den Schmerz, wenn man Soldat ist" "Richard...bist du stolz auf dein Land?" seine Frage irritiert mich, doch ich beantworte sie wahrheitsgemäß. "Ich liebe es und doch will ich es verdammen" Oliver scheint meine Antwort zu mögen. Als wir beide fertig sind, führt er mich zurück zu seinem Schlafplatz. Mir ist Oliver echt ein netter Bursche, er scheint ruhig und freundlich zu sein. "Kannst du Morsen?" seine Frage erstaunt mich, doch ich antworte ihm. "Ja kann ich. Warum?" die Augen des kleinen leuchten und er strahlt auf einmal. "Bitte bring es mir bei!" mir schleicht ein Grinsen auf das Gesicht. "Gerne". Aus meinem Rucksack schnappe ich mir Papier und Stift. Ich kritzle das ganze Alphabet darauf.

Schon seit Stunden lernt er alle Zeichen auswendig und scheint einen Riesenspaß zu haben. "Soll ich dir mal ein Wort Morsen und du errätst es?" Oliver nickt aufgeregt. "Na dann"

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Der kleine betrachtet die Punkte und Striche. Leise kann ich sein Murmeln vernehmen, wie er versucht alles zu entziffern. Wenige Minuten später grinst er stolz. "Oliver und Richard!!!" ruft er und lächelt mich an. "Super gemacht!" "Jetzt bin ich dran!" Fröhlich schreibt er nun auf das Papier.

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Er reicht mir das Blatt und ich muss schmunzeln. "Du bist auch toll, kleiner" meine ich zu ihm. Daraufhin folgt nur ein langes Gähnen und auch ich werde müde. Bevor ich mich zu ihm lege, betrachte ich meinen Verband, nur um sicher zu gehen. Tatsächlich kann man kein Blut erspähen und ich werde ein wenig ruhiger. Seufzend lege ich mich zu Oliver und drehe mich auf den Rücken. "Ist kuscheln erlaubt?" seine Stimme ist müde. "Na, komm doch her." Olivers Körper legt sich auf meine Brust und er scheint meinem Herzschlag zu lauschen. In diesem Moment fühle ich mich wieder wie ein Vater. Vor dem Krieg hatte ich eine Wunderschöne Frau und zwei Kinder, doch sie beide mussten sterben, durch einen unerwarteten Fein. Leider war ich zu spät und konnte nur bei ihrem Tod zuschauen, wie ein Idiot. Doch Oliver kann mir diese Erinnerung verblassen lassen und ich kann endlich loslassen. Nach so langer Zeit...

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1068 Wörter...

Jedem noch nen schönen Abend/ Tag :3



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