Du Hast (Album-Sehnsucht)

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Sicht: Richard

Es ist mitten in der Nacht. Gedanken verloren stehe ich auf dem Balkon, ziehe langsam an meiner zweiten Zigarette. Schlafen konnte ich die ganze Nacht schon nicht, zu sehr waren meine Gedanken auf den morgigen Tag fokussiert. Eine Hochzeit. Meine Hochzeit. So manch einer würde sich auf diesen Tag freuen, doch ich wünschte, es wäre nie so weit gekommen. Diese Beziehung mit Paul war erst nur ein Mittel zum Spaß, was jedoch total eskaliert ist, somit zu einer festen Beziehung wurde. Immer noch verfluche ich mich dafür, seinen Antrag angenommen zu haben. Ich konnte, auch wollte, ihm das Herz nicht brechen. Lieber stürze ich mich in mein eigenes Unglück, doch ich muss es wohl oder übel beenden. Auch wird das zwischen mir und Paul immer schwieriger, so bin ich mir manchmal auch nicht sicher, ob er mich liebt oder hasst.

Gelangweilt betrachte ich meine Armbanduhr, welche mir die Zeit 5:23 Uhr angibt. Seufzend mache ich die Kippe aus, stoße mich von dem Geländer ab und gehe wieder rein, lege mich ruhig zu Paul, damit er sich in einer Stunde nicht wundert, warum ich denn schon wach sei. Zögerlich schließe ich meine Arme um den schlanken, aber leicht definierten Körper von kleiner Größe. Schon lange habe ich keinen Gefallen mehr daran, ihn zu umarmen oder gar zu küssen. Vielleicht schaffe ich es an dem heutigen Tag alles zu beenden, auch wenn ich so einiges zerstören würde.

Zeitsprung: 13:27

Hier bin ich nun, in meiner kleinen, aber feinen, Umkleide. Vor dem Spiegel betrachte ich mich. Der schwarze Anzug mit der roten Krawatte schmiegt sich perfekt an meinen Körper, die Haare wie immer schön gemacht. Am liebsten würde ich nicht mal in diese Kirche gehen, so sehr will ich das nicht. Lange wollte ich Paul überzeugen, es ohne all das Kirchenzeug zu machen, doch er hatte sich strikt dagegen gewehrt. In etwa drei Minuten muss ich raus, mich vor den Altar stellen, so hat es mir der Pfarrer angewiesen. In meiner Brust ist es irgendwie so kalt, keine Aufregung oder der gleichen nistet sich in meiner Brust ein. Für mich wohl ein klares Zeichen.

Meine drei Minuten sind um, so gehe ich in die Kirche, stelle mich an meinen vorhergesehenen Platz. All diese Leute. Freunde, Familie, Bekannte. All denen muss ich offenbaren, was ich wirklich fühle. Plötzlich fängt die Musik an, die Paul für den Einzug ausgesucht hat. Es ist nicht das typische Hochzeitslied, sondern irgendwas anderes, was ich nicht so recht identifizieren kann. Dann sehe ich ihn. Paul, der von Till an seiner Seite geführt wird. Sein dunkelblauer Anzug schimmert im Schein der Sonne und lässt ihn für das erste Mal gut aussehen.

Vorsichtig gesellt sich der kleinere zu mir, Till stellt sich weiter weg hin, lächelt uns beide an. Paul grinste über beide Backen, wie ein Idiot, so würde ich es beschreiben. Der Pfarrer fängt an, irgendwas zu erzählen, doch meine Gedanken schweifen ab, hören ihm gar nicht mehr zu. Wozu auch? Gelangweilt betrachte ich meine frisch gemachten Nägel, kratzte den Nagellack ab, sehe dann wieder hoch, als Paul meine Hand berührte. Jetzt sieht der Pfarrer zu Paul, fängt an, mit diesem zu sprechen. "Willst du, Paul Landers, Richard Kruspe zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen und die ewige Treue in guten sowie schlechten Zeiten versprechen, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte mit, 'Ja, ich will." Paul lächelt aufgeregt, räuspert sich und gibt dann seine Antwort ab: "Ja, ich will." Dann dreht sich der Pfarrer in meiner Richtung, fängt an, sein Gesagtes zu wiederholen: "Willst du, Richard Kruspe, Paul Landers zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen und die ewige Treue in guten sowie schlechten Zeiten versprechen, bis dass der Tod euch scheidet? So antworte mit, 'Ja, ich will'". In mir baut sich eine leichte Angst auf. Soll ich denn nun wirklich vor allen gestehen? Ich muss, ob ich will oder nicht.

"Nein"

Durch die Kirche hallte ein Raunen, gefolgt von Getuschel. Der Pfarrer mustert mich mit leichtem Entsetzen und Paul stiegen die Tränen in die Augen. "Nein, ich will nicht mit Paul Landers getraut werden". Ein Ziehen in meinem Magen signalisiert mir jetzt zu gehen, bevor mich jemand noch anspricht. Ich habe Paul zerstört und Rammstein, aber alles hat wohl seinen Preis. Ich werde nach New York abhauen und mein neues Leben dort aufbauen. Schnellen Schrittes verlasse ich die Kirche, gehe in die Garderoben und ziehe mich um. Alles packe ich ein, gehe dann zu meinem Auto, um in der Wohnung alles zusammenzupacken. Während der Fahrt setzt starker Regen ein, der kräftig gegen die Windschutzscheibe prasselt, das Auto mit einem sanften Klang füllt.

In der Wohnung gehe ich ins Schlafzimmer und nehme mir meinen größten Koffer. Langsam wird es dunkel, da die grauen Wolken am Firmament die Sonne vertreiben. Doch das Licht mache ich nicht an, so werde ich eh gleich gehen. Aus der Küche vernehme ich plötzlich ein Knacken, fahre erschrocken zusammen. Bin ich nicht allein? "Paul? Bist du hier?" Meine Stimme war leiser als geplant, doch laut genug, sodass er mich hören könnte. Vorsichtig laufe ich in Richtung Küche, sehe hinein, aber niemand ist da. Bilde ich mir das wieder nur ein? Wäre nicht das allererste Mal.

Kopfschüttelnd will ich wieder zurück, doch mir wird ganz unwohl. Eine Gänsehaut macht sich auf meinem Körper breit, sowie ein Schauer, der mir den Rücken herunterfährt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Dann spüre ich eine Präsenz hinter mir, deren Ausstrahlung so ungemein stark ist. Das Böse. Sofort drehe ich mich um, erblicke dann Paul. Dann das Messer, das auf mich zuschnellt. Ein schrecklicher Schmerz fährt durch meine Brust, ein Schrei entweicht meiner Kehle. "ICH HASSE DICH!", schreit mir Paul entgegen, sticht nochmal zu. Immer und immer wieder trifft mich die scharfe Klinge, das Blut rinnt gierig aus meiner Brust. Das Oberteil saugt sich voll, mein Körper verliert an Kraft. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich Paul an, sacke auf meine Knie, kippe dann vorn über. Mein Körper fällt zu Boden, mit einem dumpfen Knall, dann ist alles vorbei.

Sicht Paul:

Lächelnd betrachte ich den Leib zu meinen Füßen. Diese weit aufgerissenen Augen, der leicht offenstehende Mund. Es füttern meinen kranken Verstand. Wie lange ich das schon mal tun wollte, ist mir nicht klar, aber es fühlt sich gut an. Das Blut sammelt sich in einer Pfütze, sickert langsam in den hölzernen Boden. Das Messer in meiner Hand ist noch voll mit seinem Blut, welches leicht von der Spitze tropft. Schon früher fand ich Gefallen daran, Tiere zu quälen oder ihnen Schreckliches anzutun, aber das hier war um einiges besser. Die Tatwaffe stecke ich sofort ein, verstecke auch sonstige Beweise und gehe einfach raus. Den anderen erzählte ich, dass ich am See bin, so werde ich auch dort hingehen, damit die Schuld hoffentlich von mir fällt.

Am See setze ich mich auf die nasse Wiese, immer noch in meinem Anzug, und rauche grinsend eine. Das waren Richards Zigaretten, die er wohl nun nicht mehr brauchen kann. Der Regen durchnässt mich bis auf die Knochen, doch es gefällt mir. Meine Gedanken sind schon bei meiner nächsten Tat. Der Nächste in meinem Visier ist Christoph. Nicht weil er mir was angetan hat, sondern weil ich Spaß haben will. Mit seinen Ängsten zu spielen und ihn dann auszulöschen. Bei Richard war es die Angst, im Dunkeln angegriffen zu werden von etwas, was nicht da sein sollte. Diese Angst habe ich per Zufall gefunden und sie dann gegen ihn genutzt.

Bei Doom weiß ich noch nicht so recht, womit ich da arbeiten soll, doch das werde ich noch rechtzeitig herausfinden. Das Ganze hat noch seine Zeit. Fürs Erste muss ich traurig spielen über Richards Tod, was für mich amüsant wird. Mal sehen, wie sich die Zukunft entwickelt...

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Ich hoff das ist jetzt nicht zu abstrakt und komisch geworden 0.o

1282 Wörter

Schönen Tag/ Abend allen noch :3


JA! NEIN! RAMMSTEIN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt