Lügen (Album-Zeit)

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Sicht: Till

Wir befinden uns gerade im Studio und reden fröhlich miteinander, doch schon wieder habe ich dieses Bedürfnis. Was solls. Richard erzählt gerade, dass er beim hinweg fast vom Fahrrad gefallen ist, und da werde ich meine Geschichte einbringen. Ich will die Reaktion der anderen sehen und starre in deren Gesichter. "Mich hats mal komplett vom Fahrrad gehauen! Hab mit dabei sämtliche Knochen gebrochen und mein Fahrrad wurde überfahren!" aufgeregt erzähle ich meine Lüge und beobachte die anderen dabei, wie sie reagieren. Mit meiner Zunge lecke ich nervös über meine Lippe, doch bemerke das nicht. "Das ist doch Safe nicht wahr!" meint Christoph. Dieser Blödmann kann mich mal! Richard scheint es mir zu glauben und ich gebe mehr Details heraus, welche ich von irgendeiner Fernsehsendung habe. Gespannt lauschen mir die anderen und immer mehr glauben sie mir. Zufrieden lächle ich und unsere Gespräche werden normal weitergeführt. Immer wieder erzähle ich Geschichten, die ich noch nie erlebt habe oder gar erfunden sind. Es ist ein Zwang von mir, doch die anderen wissen nichts davon. Besser so, sonst glauben sie mir nichts mehr. Richard will kochen gehen und ich werde ihm dabei helfen, denn er glaubt mir immer, egal was ich sage, denn er ist meine Naive Beute, um meinen Zwang zu stillen. Damit ich im Mittelpunkt stehen kann.

"Ich danke du solltest am Herd stehen." äußere ich mich. "huh...Warum denn? Weil ich Koch war?" Dann beginne ich wieder. "Ne, einmal da war ich alleine zu Hause und musste Kochen..." während des Erzählens halte ich extremen Augenkontakt. Mein Redefluss ist so gewaltig, sodass ich langsam ein Durcheinander in meine Geschichte bringe. Langsam weiss ich selbst nicht, was ich da rede, doch erzähle weiter, bis ich zum Punkt komme. "Boa...keine Ahnung was du angestellt hast, aber ich habe den Überblick über die Geschichte leider verloren." Ich kann Richards Antwort nur belächeln. Auch ich habe den roten Faden beim Lügen verloren, so wie ich es immer tue. Schweigend schneide ich das Gemüse weiter und Richard summt eine seichte Melodie. Das Essen ist gleich fertig. "Kannst du mir versprechen später noch einkaufen gehen, Till?" Das ist meine Zeit, in der ich am aller liebsten Lüge. "Joa, klar, warum denn nicht" mein Versprechen ist nicht ernstgemeint, doch ich kann einfach nicht anders, es ist so toll.

Mit Paul decke ich den Tisch und beginne wieder zu reden. "Wusstest du das man Teller absichtlich kaputt macht an seinem Geburtstag, damit man länger am Leben bleibt?" Mal sehen, ob er mir diesen Fakt abkauft. "Was? Nein, habe ich nicht und ich denke das stimmt eh nicht" er glaubt mir also nicht. Fertig den Tisch gedeckt, rufen wir alle zum Essen. Wieder werde ich mich in den Mittelpunkt stellen mit meinen Geschichten und Fakten, ohne dass es jemand bemerkt. Nun beginne ich wieder mit einer halben Wahrheit. "Mein Vater hat mich nie geliebt, nur meine Mutter war für mich da. Das Verhältnis von mir und meinem Papa ist halt einfach im Eimer." Paul mustert mich besorgt und stellt dann Fragen. "Hat er dich geschlagen oder beleidigt?" Ich weiche seiner Frage aus. "Meine Mutter mag ihn auch nicht wirklich" Paul beäugt mich kritisch. "Till, du weichst meiner Frage aus. Da stimmt etwas nicht und früher hast du mir erzähl, dass du deinen Father magst, aber deine Mutter nicht! Belügst du uns?" Schnell antworte ich. "Ja, okay, das von vorhin war gelogen, wollte doch nur einen Spass machen." "Du lügst mich aber jeden Tag an" zu meinem Erstaunen sagt das Richard und alle sehen ihn verwirrt an. "Ich bin nicht dumm. All deine Geschichten widersprechen sich oder wurden schon einmal erzählt. Mich lügst du am meisten an, da du denkst ich sei naiv, doch unterschätz mich lieber nicht." Am ganzen Tisch herrscht Ruhe und mir wird unwohl. Seit Jahren habe ich ihn belogen, doch er hat alles durchschaut! Wie?! "Till, warum lügst du denn so oft?" Christian klingt so verwirrt, wie sonst nie, doch ich werde ihn nun alles erzählen. "Ich leide unter Pseudologia phantastica, oder besser gesagt unter notorischen Lügen. Das bedeutet, dass ich zwanghaft Lügen muss und im Mittelpunkt stehen will. Versprechen, Geschichten und all den Kram denke ich mir so oft aus oder kopiere ihn! Und mir ist nicht zu helfen...Es tut mir leid..." bedrückt betrachte ich den Tisch. "Auch wenn ich immer belogen wurde, ist es okay, wenn du es nicht extra machst. Ich mag dich immer noch und die anderen auch. Wenn nicht, haue ich sie!" Richard droht somit den anderen. Der erste der aufsteht ist Flake und er nimmt mich in seine Arme. Ich drücke ihn Fest an mich.

Wir verweilen einen Moment so und lösen uns dann wieder. Doch noch immer bin ich neugierig, warum Richard jede Lüge von der Wahrheit trennen konnte. "Wie hast du es gemerkt, Richard?" "Naja, beim "Normalen" erzählen hast du dich ganz anders verhalten als beim Notorischen Lügen. Hab nie etwas gesagt, weil es mich nicht gestört hat, denn ich wusste was real war und was nicht." erstaunt blicken ihn alle an. Auch ich kann es kaum glauben, dass er immer den Naiven Typen gespielt hat. "Ich habe das nie bemerkt, habe es aber auch nicht gross beachtet" gibt Ollie zu und kratzt sich verlegen am hinter Kopf. Erleichtert lächle ich und beginne zu reden. "Ich hoffe ihr könnt es bald auch unterscheiden, dann brauch ich mir keine Sorgen zu machen." Die anderen nicken aufgeregt und Flake nimmt mich wieder in den Arm und meint es sei Okay und dass alles mit mir stimmt, auch wenn ich zwanghaft Lüge. Schon lange nicht mehr habe ich mich so geborgen und wohl gefühlt, wie in dieser liebevollen Umarmung. In der Schule haben sich alle von mir ferngehalten, weil sie mir nichts glaubten und dachten, ich sei ein Psychopath, nur weil ich unter einem Zwang leide. Doch hier ist es anders. Jeder ist froh zu wissen was los ist und akzeptiert das auch voll und ganz. Auch unterstützt mich Christian mit festen Umarmungen, welche mir zeigen, dass ich okay bin, so wie ich mich verhalte und so wie ich denke...

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1007 Wörter geschrieben, yay ;-;

Allen einen super Abend/Tag :3


JA! NEIN! RAMMSTEIN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt