Hilf mir (Album-Rosenrot)

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Sicht: Paul

Heute ist ein wunderbarer Sonntag, auch wenn es draussen sehr bewölkt ist und leise donnert. Hier im Hause ist es zu allem Glück so unglaublich war und kuschelig. "Paulchen? Kommst du kurz zu mir?" ruft Mama aus der Küche, welche ich betrete. Fasziniert sehe ich zu, wie sie die Kerze auf dem Tisch aus mach, es zieht mich fast schon magisch an. "Da du ja schon ein grosser Junge bist, darfst du heute alleine zu Hause sein. Papa und ich haben ein Treffen mit Freunden, also sei artig." Liebevoll lächelt sie mich an. Mit der Hand streicht sie über meine Wange, wodurch ich wieder kichern muss. "Das wird bestimmt toll!" rufe ich, springe fröhlich hin und her. "Falls etwas passieren sollte, dann kannst du mich von dem Haustelephon aus erreichen. Wir haben das schon einmal geübt, nicht wahr?" Schnell nicke ich und male mir Pläne für den Abend aus.

Meine Mama gibt mir einen Kuss auf die Wange, Papa drückt mich noch ein letztes Mal. Meine Eltern sind nun beide aus, somit kann ich tun und lassen, was auch immer ich will. Grinsend schlendere ich zu dem Süßigkeiten Schrank, welcher eigentlich als Tabu für mich gilt, doch meine Eltern sind ausser Haus, deswegen darf ich über alles entscheiden. Das werde ich morgen alles meinem Kumpanen Richard erzählen! Der wird sicherlich staunen. Aufgedreht nasche ich das Süße Zeug, blättere dabei in einem Comic. Mir wird ein wenig langweilig, so starte ich den Bau einer riesigen Kissenburg. Alle Decken und Kissen von dem Haus kommen in mein Zimmer, wo ich eine echte Ritterburg bauen werde.

Nach einer ganzen weile steht meine Burg und zeigt sich in aller Pracht. Aus Mamas Arbeitszimmer habe ich eine Lichterkette gestohlen und in die Burg integriert. Diese Nacht wird in diesem Palast geschlafen, das, ohne groß zu überlegen. Die Burg lasse ich so stehe, wandere zurück in das geräumige Wohnzimmer. Unter dem Tischlein hole ich Buntstifte und Papier hervor. Der Stift huscht hin und her, zieht blaue Linien. Wechseln. Jetzt ist grün an der Reihe, wodurch unten eine Wiese entsteht. Diese spiel wiederholt sich immer wieder, bis das Meisterwerk beendet ist. Stolz halte ich es vor mich hin, stehe auf, renne in die Küche. Glücklich hänge ich es an den Kühlschrank. Gerade will ich aus der Küche gehen, da sah ich es plötzlich neben mir stehn. Es ist eine kleine weisse Box mit einem kleinen Bildchen. An den Seiten ist diese rot und eher rau, das Ganze ist fein anzusehen. Sicherlich dient es als ein super Spielzeug, vor allem der Inhalt und wie ich es benutzen muss. Aufgeregt schiebe ich die Schachtel auf, lasse mich in der Stube auf den Boden nieder. Wie Mutter es immer tut, nehme ich das Hölzlein mit dem roten Kopf aus der winzigen Box.

Ratsch

Das Hölzchen entflammt sich. Die hellen Flammen züngeln nach mir, spüre die wäre schon von weitem. Das Feuerchen brennt sich an dem Holz runter, erhellt mein Gesicht mit einem Orangenen Licht, welches sachte zuckt. Die Hitze erreicht meine Fingerspitzen, löst einen unglaublichen schmerz aus. Aus Angst schüttle ich das Streichholz hin und her. Rauch steigt in Wellen auf und ein vertrauter Geruch macht sich breit. Vorsichtig betrachte ich meine leicht roten Fingerkuppen. Nochmal!

Ratsch

Wieder erhellt sich das Hölzchen vor mir, doch auch meine Seele wird erhellt. Diese Flamme, seicht flackernd, lässt mich kichern. So nahe durfte ich es noch nie in meinem Leben sehen. Kichernd beobachte ich weiter, die Hitze schlägt mir immer wieder kurz in mein feines Gesicht, krallt sich fast schon fest. Wieder beachte ich die Flamme nicht, bis sie meine Hände berührt. Erschrocken lasse ich das Streichholz fallen, halte meine Finger. Ein neuer Geruch steigt mir die Nase hoch und so blicke ich verwundert auf den Boden. Aus der kleinen Flamme wurde eine grössere, frisst den Boden auf, lässt ihn leuchten. Zuerst lache ich darüber, doch rasch wird diese Flamme immer grösser, heisser und bedrohlicher. Ängstlich weiche ich zurück, doch irgendwo gefällt mir das Feuer. Soll ich Mama anrufen? Ja, es wäre besser so, doch dieses blöde Haustelephon ist auf der anderen Seite des Feuers, welches nach mir greift. Geschickt hüpfe ich um das Feuer, wähle die Nummer meiner lieben Mama. "Hallo mein süsser, alles okay?" "Mama...da ist ein kleines Feuerchen" "Puste es bitte aus oder schütte Wasser darüber, wenn es nur klein ist" meint sie besorgt, somit war das Gespräch schon wieder fertig. Mutig stelle ich mich nahe an die Hitzequelle, ignoriere die spuckenden Flammen. Immer wieder puste ich in das Feuer, doch es wird immer grösser, beisst sich fest, es schmerz mich sehr.

An meinem Oberteil wird es auf einmal so unglaublich heiss. Oh weh! Die Flamme fasst mein Shirt. Der Schmerz ist extrem, laut schreie ich, bis mir der Hals kratzt. Ach du schreck! Meine Hand glüht lichter loh, schnell springe ich hin und her. Soll das Feuer doch ausgehen! Meine Hose passt sich dem Flammenmeer an und nicht einmal das Springen hilft gegen das Feuer.

"HILF MIR!!!"

Mein Schrei hallt im Wohnzimmer wider, doch bezweifle ich, dass jemand mich hören wird. Es brennt mein kurzes, braunes Haar, welches ich vor einigen Tagen geschnitten habe. Es war so wunderbar, doch wird nun in das Flammenmeer getaucht. Meine zu heissen Beine geben nach. Krachend falle ich auf den Boden, kann nicht stoppen zu schreien, spüre einen extremen Schwindel. Das Feuer liebt mich, umarmt mich mit seiner unglaublichen Hitze. Was ist, wenn ich verbrenne? Werde ich Richard jemals dann von meinem schönen Abend berichten können? Kann ich meine Eltern je wieder Umarmen?

"AHHH....HILF...AHHH....MIR!!!!"

Der Russ wandert in meine Lunge, beschmutzt diese völlig. Ein Husten entweicht mir, während ich mich auf dem Boden wälze, um den Flammen zu entkommen. Auf einen Schlag wird der Schmerz immer weniger. Erfreut grinse ich, doch weiss nicht die Ursache für meine Erlösung. Jetzt sehe ich sogar mich selber! Ich bin verbrannt mit Haut und Haar, mein Leib bleibt regungslos. Dieser verwandelt sich immer mehr in einen Haufen aus Asche und Knochen und lässt mich erschaudern. Mittlerweile füllt der Brand mehr als nur das Wohnzimmer, auch die Küche wurde kontaminiert. Langsam, aber sicher steige ich auf, zum Sonnenschein. Blicke auf das brennende Haus nieder, betrachte ein letztes Mal die Umgebung. Dann ist alles vorbei.

Sicht: Erzähler

Das Haus wird von dem Feuer umarmt, züngelt gierig zu den Nachbarn, welche die Feuerwehr rufen. Der Leib von Paul liegt immer noch an der Quelle des Bösen, wobei Leib kein Ausdruck für seine Überreste ist. Was einst ein Lebensfroher und Lieber Mensch war, ist nun nur noch ein Häufchen dunkler Asche. Aber auch seine Knochen bleiben selbst bei dieser Hitze bestehen, sind der Einzige Beweis, dass Paul an diesem Ort verstorben ist. Der kleine war schon immer von dem Feuer begeistert, doch niemand hätte sich je erdenken können, dass er in diesem sterben kann.

Mittlerweile trifft die Feuerwehr ein. Beginnt den Kampf gegen die ungebändigte Bestie. Die Eltern werden alarmiert, dass ihr Haus in Flammen steht. Die beiden sind geschockt über den Anblick, fragen sofort nach ihrem kleinen Pauli. Ihnen wird erklärt, dass er noch in dem Haus sein kann, doch die Eltern wollen das nicht glauben, zu sehr haben sie ihren Sohn liebgewonnen.

Das Löschen ist fertig und die Feuerwehrleute suchen nach dem kleinen Kind. So finden sie dann die restlichen Knochen des Jungen, welcher den Flammen nachgeben musste. Die Mutter ist bei dieser Neuigkeit völlig ausser sich. Wie konnte denn das passieren? Ihr kleiner Engel wurde von diesem enormen Element einfach verschlungen, ohne dass sie etwas bemerkte. Warum hatte sie nicht gleich die Feuerwehr gerufen? Ihr Paul wäre jetzt vielleicht noch am Leben und nicht im Himmel.

Auch Pauls Kumpane kann am nächsten Tag fast nicht glauben was passiert sei. Paul war sein aller bester Freund, den er jemals hatte, so wollte er ihn auch nicht verlieren. Der arme Richard weint den ganzen Tag. Seine Eltern versuchen ihn zu beruhigen, doch alles, was er will, ist es Paul zurückzuhaben. Mit wem soll er denn jetzt noch so tolle Abenteuer erleben, wenn Paul nicht da ist? Der Junge kommt auf den Verlust nur schwer klar, sperrt sich im eigenen Zimmer ein. Von außerhalb kann nur das Weinen und schluchzten gehört werden.

Paul lebt nun im Himmel, hat seine Lektion jedoch zu spät gelernt. Er hätte das Feuer nicht unterschätzen dürfen, auch hätte er niemals in den Bann gezogen werden sollen. Wäre er noch lebendig, so hätt er nie wieder mit dem Feuer gespielt, doch leider war es zu spät für den armen kleinen Paul, welcher noch so viel vor sich hatte...

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1408 Wörter...

Habt nen schönen Abend/ Tag :)

JA! NEIN! RAMMSTEIN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt