Stirb nicht vor mir (Album-Rosenrot)

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Sicht: Richard

Die Tür meiner Wohnung stoße ich lautstark auf, lasse sie gegen die Wand scheppern. An der besagten Wand prangt auch schon eine leichte Einkerbung meiner Tür, also sollte ich es vielleicht auch zwischendurch einmal lassen, auch wenn ich nicht anders kann. Heute hatten wir wieder Probe und schon wieder will ich einfach nicht mehr existieren. Paul verdreht meinen Kopf, macht mich kaputt. Die Liebe zerstückelt mich förmlich von innen heraus, warte auf Paul und bin zu schüchtern ihm meine Gefühle zu erzählen. Seufzend nehme ich eines meiner Gläser und schütte den Whisky ein. Die goldene Flüssigkeit macht mich direkt ein wenig glücklicher, doch das hält nicht lange an, bis meine Gefühle wieder zurückkommen. Tränen laufen meine Wangen hinunter, während ich an dem Glas nippe. Das Zeug brennt, doch erfüllt mich mit einer wohltuenden Wärme. Immer mehr vergesse ich Paul, öffne meine Schubladen in der Küche, ziehe das Messer mit Leichtigkeit heraus. Träge lasse ich mich an der Küchenwand nieder, fange an mir weh zu tun und fühle mich direkt besser.

Sicht: Paul

In meiner Wohnung herrscht unerträgliche Stille, welche mir ein Unbehagen bereitet. Mein Gedankenkarussell dreht sich nur um Richard, den ich so liebhabe, welcher sich aber seit einer längeren Zeit schon komisch verhält. Er zieht sich zurück, raucht und trinkt mehr, schein auch nicht wirklich zu lachen. Ich weiss Bescheid, dass er zur Selbstverletzung oder schlimmeres neigt. Bei dem Gedanke zieht sich mein Inneres zusammen. Er soll nicht vor mir sterben, nicht so. Diese Gedanken lassen mich ertrinken in Angst und Einsamkeit, Gefühle, die ich so noch nie hatte. Fühlt er sich manchmal so?

Verzweifelt nehme ich mir mein Handy, rufe ihn an. Ich komme nicht durch. Ängstlich nehme ich meinen Helm, meine Jacke und den Ersatzschlüssel mit. Mein Herz rast so unglaublich schnell, dass es droht, aus meiner Brust zu springen. Richard lässt sein Handy immer an, egal wie es ihm gerade geht. Mit Schwung steige ich auf mein Motorrad, starte den Motor und fahre zügig los.

Sicht: Richard

Mittlerweile bin ich angetrunken, schwanke schon leicht, doch bin bei klarem Verstand. Meine Zitternden Finger öffnen den Hahn, sodass kaltes Wasser in die Wanne läuft. Grinsend entferne ich mein Shirt, werfe es achtlos auf den gefliesten Boden. Meine kurze Hose belasse ich an mir, falls mich jemand finden sollte, will ich nicht fast nackt sein, das wäre komisch. Meine Hand taucht in das Wasser, die Kälte löst eine Gänsehaut aus. Wie oft habe ich mir denn genau diese Situation ausgemalt? Duzend Mal? Hunderte Male? Ist egal, es war oft genug, bis ich es endlich durchsetze.

Nur noch mit Hose steige ich in die Wanne. Das kühle Nass saugt sich in meine Hose, lässt mich erschaudern, doch ich lächle zufrieden. Immer weiter runter sinke ich, bis das Wasser mir zur Brust reicht. Die Warmen Tränen fließen aus meinen Augen, ein letztes Mal flüstere ich kraftlos seinen Namen.

"Paul...Ich liebe dich...von tiefsten Herzen..."

Meine Hände lassen los, mein Kopf taucht langsam unter und mit jeder Sekunde fühle ich mich besser. Die Luft wird knapp, doch ich bleibe regungslos, zwinge mich zum Ertrinken, so wie ich es mir schon immer vorgestellt habe. Alleine und ohne, dass es jemand bemerkt. Meine Augen fallen immer weiter zu, so komme ich langsam meinem Tod näher, doch vorerst die Ohnmacht.

Sicht: Paul

Mein Bauchgefühl sagt mir nichts Gutes. Angst und Panik breitet sich in meiner Brust aus, raubt mir fast den flachen Atem. Vor seinem Haus parke ich schnell, springe ab. Während ich zur Tür renne, entferne ich meinen Helm geschwind. Mit zitternden Händen schliesse ich auf, stürme in das innere. Alles liegt im Dunkeln, doch in seinem Badezimmer scheint Licht durch die Tür. Laut stürme ich in das Zimmer hinein und erschrecke. In der Badewanne sehe ich Richard, ganz blass, fast schon wie eine Leiche. Mühsam ziehe ich ihn aus dem Wasser, versuche Puls zu finden. Vergebens. Ich rufe einen Krankenwagen, beginne zitternd mit der Reanimation. "Stirb nicht vor mir" flüstere ich immer und immer wieder, als würden die Worte einen Effekt haben.

Alles um mich herum ist gedämpft. Die Sirene ist ein schriller nebenklang und der Wagen wird mit einem unangenehmen Licht geflutet. Die Nothelfer versuchen ihn zu retten, scheinen noch Hoffnung für meinen besten Freund zu haben. Im Krankenhaus werde ich ins Wartezimmer gebracht, in welchem ich in unsere Gruppe schreibe:

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Gruppenchat von: Till = T | Paul = P | Doom = D | Flake = F | Ollie = O

P: Richard wird wahrscheinlich sterben.

D: Mich legst du nie wieder rein Zwerg!

T: Lass den Unsinn, wir wissen alle das so etwas nicht stimmt.

P: Er hat sich ertränkt.

F: Das ist immer noch absolut nicht lustig.

P: Kann wenigstens jemand ins Krankenhaus kommen, kann das nicht alleine

O: Leute...er meint das voll ernst, wir sollten alle jetzt zu ihm und wenn es eine Falle war, dann denken wir uns eine Strafe aus, Ja?

T: Nagut, aber wehe das war alles nur ein dummer Spass.

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Kaum eine viertel Stunde später kommen alle an, doch merken alles sofort, dass etwas nicht stimmt. Ich renne auf sie zu und umarme Till sofort, lege meinen Kopf auf ihm ab, beginne leise zu weinen. Wir warten schon länger, doch das Zeitgefühl kam schon vor langer Zeit abhanden. Endlich kommt ein Arzt mit seinem Klemmbrett vorbei, lässt einen schweren Seufzer entweichen. "Ich muss ihnen leider mitteilen, dass ihr Freund, Richard Zven Kruspe, leider verstorben ist. Wir haben alles, was in unserer Macht steht, getan." In mir bricht eine Welt zusammen. Mein ein und alles, gestorben durch Suizid. Wie soll ich denn noch weiter Leben ohne ihn? Was wird aus Rammstein und Emigrate? Ich kann das alles nicht.

-Time Skip-

Zwei Jahre weilt er schon nicht mehr unter uns. Rammstein hat nun nur noch mich als Gitarristen, wollen auch eigentlich keinen neuen mehr haben, Richard zu ehren. Die Touren sind für das erste abgesagt, denn die anderen, vor allem ich, sind nicht bereit, um einfach so weiterzumachen. Das erste Jahr war für uns alle schlimm, denn es hat sich angefühlt, als würde etwas fehlen, was zu uns dazu gehört. Wie als hätte man von einer Uhr ein Zahnrad entfernt, welches benötigt wurde.

Gerade sind wir im Studio und Proben ein wenig. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, mit Richard seiner Gitarre zu spielen, denn dann fühle ich mich wieder ein wenig verbunden zu ihm, als wäre er noch bei mir. Es gibt mir einen Gewissen halt und die anderen finden es vollkommen in Ordnung, haben volles Verständnis. Mit der Zeit wird die Trauer ein wenig kleiner, aber sie wird nie ganz verschwinden...

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1108 Wörter

Schönen Abend/ Tag noch...

JA! NEIN! RAMMSTEIN!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt