Kapitel 5

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Der nachfolgende Abend ist schrecklich gewesen. Mitten in der Nacht wurde ich wach und ein extremes, sexuelles Verlangen zerrte an mir. Nach ihm. Doch er war nicht hier gewesen und so versuchte ich mir einzureden, dass die Hände, die über meinen Körper glitten, nicht die meinen, sondern seine waren. Alles an was ich denken konnte war Alexander. Frustriert hatte ich mich ein paar Mal hin und her geworfen, bis ich wieder einschlafen konnte.

Das Endergebnis kann ich jetzt im Spiegel der Damentoilette betrachten. Augenringe. Wirklich unschön an einem Tag wie diesem. In fünf Minuten soll ich fertig sein und würde im Moment nichts lieber tun, als ihm abzusagen. So schlecht, wie ich gerade aussehe, könnte ich ihm sicher eine Erkältung weismachen. Aber will ich wirklich absagen? Nein. Ich will ihn treffen. Ihm zeigen, dass ich über ihm stehe. Über ihm und seinem heißen Körper, seinen seidigen Haaren, seinen braunen Augen... verdammt! Nicht ablenken lassen.

Ich presse meine Beine kurz zusammen, sammele meine Kosmetika ein und mache mich bereit. Bereit für einen Kaffee mit "Mr. Sexy". Einmal tief durchatmen und los geht es. Ich verlasse die Toilette mit selbstbewusstem Schritt. Noch zwei Minuten, sage ich mir gedanklich. Ich sehe, wie er vor meiner Bürotür wartet und auf seine Uhr blickt. Seinen Anblick in mich aufnehmend, bleibe ich stehen. Er senkt den Arm, steckt beide Hände in die Hosentaschen. Lässig lehnt er gegenüber meiner Bürotür an der Wand. Was für eine selbstgefällige Pose. Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und lehne nun ebenfalls mit einer Schulter an die Wand. Er blickt wieder auf seine Uhr und geht auf die Tür zu, dreht sich allerdings unentschlossen wieder um. Ist er etwa nervös? Er wirkt nervös.

Habe ich vielleicht denselben Effekt auf ihn, den auch er auf mich hat? Nein das kann nicht sein. Er ist bestimmt nur unsicher, ob ich von mir aus das Büro verlasse und pünktlich bin. Mr. Black unsicher? Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Als hätte er meine Gedanken gehört, dreht er sich in meine Richtung und diesmal verziehe ich meine Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln. In seinen Körper kommt Bewegung und er stößt sich von der Wand ab, ehe er wie eine Raubkatze - ein Jäger - geschmeidig, starker Schritte, auf mich zu kommt.

"Ms. Sturm, darf ich fragen was sie so amüsiert?"

"Wissen Sie, Mr. Black, ich hatte schon vermutet, dass sie Alles und Jeder kalt lässt. Sie jedoch so unsicher auf Ihre Uhr blicken zu sehen, Sie so beobachten zu können, ist erhellend." Während ich spreche tritt er noch näher an mich heran. Er steht direkt vor mir, blickt auf mich nieder.

"So, dann erhellen Sie mich doch ebenfalls mit Ihrer Erkenntnis." Bei seinen Worten kommt er mir immer näher, sodass er mir das Letzte in mein Ohr flüstern konnte. Ein Schauer läuft durch meinen Körper. "Ihre Reaktionen auf mich sind ebenfalls sehr erhellend, meine Liebe." Als er den Abstand zu uns wieder vergrößert, streift er mit seiner Nase meine Wange. Ich schließe die Augen und genieße diese kurze, zarte Berührung unserer Haut. Hat er gerade meinen Duft eingeatmet? Oh Gott. Ein Zittern durchwandert meinen Körper. Mir hat es die Sprache verschlagen. Nach einigen Fehlversuchen, scheint mein Körper wieder auf meine Befehle zu reagieren, sodass ich wieder mein Kinn recke und meinen Rücken durchdrücke.

"Wollen wir den Kaffee hinter uns bringen, Mr. Black?" Das leichte Vibrato meiner Stimme überhört er hoffentlich. Doch er lächelt.

"Nach Ihnen", er weist mir, mit einer ausschweifenden Geste, den Weg. Sein Blick brennt sich förmlich in meinen Rücken. Ein leichtes Kribbeln bahnt sich seinen Weg zwischen meine Beine. Ich brauche dringend etwas Abstand, oder guten Sex, denn anderweitig, bin ich schneller das kleine Dummchen das die Beine breit macht, als ich will.

Wir betreten gemeinsam den Fahrstuhl und er drückt den Knopf für die Eingangshalle. Seinen Blick richtet er wieder auf mich, fixiert mich mit seinem forschenden Blick. Noch bevor ich wirklich begreifen kann, was passiert, stürzt er sich auf mich und presst seine Lippen fordernd auf meine. Nach der anfänglichen Versteifung meiner Glieder, wandern meine Hände seine starken Arme hinauf. Entlang seines maßgeschneiderten Anzugs und legen sich um seinen Nacken. Ich berühre seine warme Haut im Nacken und meine Knie werden weich. Der Kuss wird leidenschaftlicher. Forsch erkundet seine Zunge meine. Meinen Rücken presst er gegen das kühle Metall der Kabinenwände.

Dieser heiße, attraktive, wohlhabende Mann küsst mich wie ein Ertrinkender. Dann wird es mir bewusst. Oh mein Gott - wir küssen uns tatsächlich. In einem Fahrstuhl. Im Gebäude meiner Arbeitsstelle. Er ist mein Kunde. Ein Klient. Während sich diese Gedanken immer weiter in der Todesspirale drehen, stoße ich ihn von mir. Erst legt sich ein verletzter Ausdruck auf sein Gesicht, der jedoch von einem anderen, nicht definierbaren abgelöst wird.

"Verzeihen Sie mir, Mr. Black. Das tut mir leid."

"Das du mich fortgestoßen hast?"

"Was? NEIN! Das mit dem Kuss", ich wische mir mit den Händen über mein Gesicht, schirme meine Augen ab. Ich kann ihm jetzt nicht in seine sehen. Er tritt wieder auf mich zu, doch die Türen des Aufzuges öffnen sich und wir Beide sind für alle, die in der Eingangshalle warten, zu sehen. Ihm scheint dies jedoch egal zu sein. Seine Lippen berühren ganz leicht meine Ohrmuschel, als er flüstert.

"Du gehörst mir. Eher als du denkst. Mir ganz allein. Du bist mein Eigentum", seine Stimme ist rau. Es hat ihn ebenfalls nicht kalt gelassen, denke ich und mit dem Hochgefühl, dass durch meinen Körper schwappt, kommt auch wieder etwas Verstand in meinen Kopf.

"Mr. Black, Sie vergreifen sich mir gegenüber wohl etwas im Ton", versuche ich pikiert zu klingen.

"Oh nein, Marie, glaub nicht, dass du mich täuschen kannst. Ich weiß, dass du mir gehören willst. Glaube mir, ich werde dir zeigen wie gut ich meinen Besitz behandle und wie gut ich erst dich verwöhnen werde." Es ist beinahe ein animalische Knurren zu hören, als er mir das verspricht.

Nach seinem Statement schlucke ich einmal kräftig. Mein Mund wird trocken und ich spüre die Feuchte, die sich in meinem Höschen ausbreitet. Wie kann es sein, dass mich seine Worte auf diese Art und Weise heiß machen? Ich glätte meine Bluse und meinen Rock, ehe ich mich wieder aufrichte. Diesmal sind es meine Lippen, die an sein Ohr wandern. Mit heißerer Stimme flüstere ich.

"Bilde dir auf meine körperliche Reaktion nichts ein, Alexander. Meine kurze Schwäche wird sich nicht wiederholen." Ich lege ihm meine Hand auf die Brust, schiebe ihn rückwärts aus dem Fahrstuhl und drücke den Knopf für mein Stockwerk. "Ich denke das mit dem Kaffee hat sich nun erledigt." Ich klinge selbstgefällig und winke ihm, bis sich die Aufzugtür komplett geschlossen hat. Sein wütender Blick brennt sich auf meine Netzhaut. Die Euphorie über meinen winzigen, kleinen Sieg bahnt sich einen Weg nach draußen. Meinen Freudentanz genieße ich in vollen Zügen, auch wenn es idiotisch aussieht. Das breite Lächeln, welches sich nach dieser Aktion auf meine Lippen legt, verschwindet den ganzen Tag nicht mehr.

Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt