Kapitel 40

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Granny durfte sieben Tage später das Krankenhaus wieder verlassen. Sie hat sich in ihrem vorher komatösen Schlaf gut erholt und ihr Körper konnte die Operation, den Umständen entsprechend, gut wegstecken. Der Arzt hatte ihr einige Cardio-Übungen verschrieben und die neue Dosis der Medikamente mit ihr besprochen. Wir werden dafür sorgen, dass sie sich strikt an alles hält.

Die letzte Besprechung verlief fabelhaft und es steht fest, wie es in Zukunft aussehen wird. Granny kommt mit uns nach New York. Alexander hat sich als das größte Organisationsgenie entpuppt, das ich je erlebt habe. Er hat ein Unternehmen engagiert, dass das Haus meiner Granny auflöst, es auf dem Markt mit profitablem Gewinn verkaufen und ihr Hab und Gut schon einmal nach Amerika verschiffen lassen wird. In etwa sechs Wochen, wird sie alles in ihrer neuen Wohnung stehen haben.

Die hat er ihr übrigens auch gleich organisiert. Sie wohnt im selben Gebäudekomplex wie meine Eltern, die sich somit leichter um sie kümmern können. Für uns Beide bedeutet das, dass wir ebenfalls zurückkehren. Nach Rücksprache mit Giorgio, schließlich brauchte ich einen Job, war alles geregelt. Er hatte vollstes Verständnis für meine Situation, aber viel mehr vermutete ich, dass er Verständnis dafür aufbrachte, weil ich mit seinem Neffen liiert bin. Doch darüber will ich nicht nachdenken.

Morgen Nachmittag werden wir zurück fliegen. James hat sich die letzten Tage wieder als der perfekte beste Freund erwiesen. Er und Emily würden sich um einen Partyabend kümmern, sobald ich wieder da bin. Ich sollte abschalten und die Sorgen der letzten Tage vergessen. Jeden Tag hatte ich entweder einen Anruf oder eine SMS der Beiden erhalten.

Einen Freund wie James werde ich nie wieder finden. Schon seit meiner frühen Jugendzeiten ist er an seiner Seite. So wie er, kennt mich niemand. Schon beim Gedanken daran, bald wieder bei ihm zu sein und ihn in meine Arme schließen zu können, zieht sich alles in mir zusammen. Ich habe Sehnsucht nach meinem besten Freund.

Meine Mum und Steve sind mit meiner Großmutter in ihr Haus umgezogen. Die letzten Vorbereitungen wollten sie zu dritt treffen. Ich hingegen bin, von meinem Einzelzimmer in die Suite von Alexander, umgezogen. Er ist gestern Abend schon zurück nach New York geflogen. Erst hatte er sich vehement dagegen gesträubt, doch ich habe ihm verboten hier zu bleiben, deswegen bestand er darauf, dass ich in seinem Zimmer wohnte.

Gegen diesen Luxus habe ich nun wirklich nichts einzuwenden. Ich packe gerade meine letzten Sachen zusammen, als ein Video-Anruf eingeht. Sofort schnappe ich mir mein Handy und schalte meine Kamera ein. Es ist Alexander den ich mit einem Strahlen begrüße.

„Hey Kätzchen", als ich meinen Spitznamen aus dem Lautsprecher vernehme, heben sich meine Mundwinkel gleich noch etwas höher.

„Hi", strahle ich ihm entgegen.

„Tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde. Hier in New York ist einfach die Hölle los." Er sieht tatsächlich etwas abgespannt aus. „Ich freue mich wenn du endlich wieder da bist. Du fehlst mir."

„Oh du fehlst mir auch. Morgen Nachmittag fliegen wir los. Um 14.00 Uhr ist der Abflug, ich sollte dann so gegen 19:00 Uhr in meinem Apartment sein."

Im Hintergrund höre ich wie eine Tür geöffnet wird und jemand den Raum betritt. Alexander blickt denjenigen an der meint: "Sir wir müssen in den Club. Es gibt dort einige Probleme." Verständnisvoll nickt er und bittet um einen kurzen Augenblick. Ich dagegen frage mich, was Alexander um 6:00 Uhr morgens in seinem Club will.

"Marie, es tut mir leid, ich muss los. Ich freue mich auf heute Abend. Bis dann", und noch ehe ich mein "Ja bis heute Abend" Aussprechen kann, wird der Anruf beendet.

Ich schalte den Handybildschirm aus. Was macht Alexander so spät, oder besser gesagt so früh, schon im Club? Was für Probleme gibt es dort wohl? James wollte mir zu Alexanders Geschäften nichts Genaueres erzählen, nur dass es kein normaler Nachtclub sei, was auch immer das bedeuten soll.

***

Abgeschlafft trage ich meinen Koffer zu unserer Appartementtüre, an der James schon grinsend auf mich wartet. Typisch, er kommt mir nicht einen Schritt entgegen, aber das ist völlig nebensächlich, denn ich erwidere sein Lächeln und schmeiße mich in seine starken Arme.

"Ich hab dich so vermisst", nuschle ich an seine Brust.

Er hält mich nur noch fester. Ich schnuppere an seinem Shirt und bin verwundet nicht seinen üblichen Duft wahrnehmen zu können. Da höre ich es hinter ihm rascheln. Über seine Schulter hinweg kann ich Zack sehen, der es sich auf unserem Sofa bequem macht. Fragend hebe ich eine Augenbraue.

Doch James möchte wohl nicht näher darauf eingehen. Er packt sich meinen Koffer und verschwindet mit diesem in meinem Zimmer. Ich für meinen Teil werde mich von meiner schlechtesten Seite zeigen und dabei sollte sich Zack schon einmal warm anziehen. Bevor ich meine Inquisition starte steht er auf, begrüßt mich mit einer Umarmung und wir setzten uns gemeinsam wieder.

"So, also du und Jimmy, ja?", fange ich ohne eine große Einleitung an. Ich bin wütend, aber das darf ich nicht sein. Er wird mir meinen besten Freund schon nicht nehmen. Das ist doch der Grund, warum ich so verärgert bin, oder? Zacks verwundertes Gesicht spricht Bände. Er scheint verstanden zu haben, was jetzt kommen wird, denn er schaltet den Fernseher leiser, ehe er sich mir zuwendet.

"Was genau willst du wissen, Marie?"

"Ich will wissen wie ernst es mit euch beiden ist. Und vielleicht auch noch einige andere Dinge, die nicht gerade für meine gute Erziehung sprechen werden." Unsere Mundwinkel verziehen sich fast synchron zu einem Grinsen. Er nickt.

"Wir sind zwei erwachsene Männer die einvernehmlich Sex miteinander haben. Sag du mir wie ernst du so etwas nimmst."

Er geht sofort in die Verteidigung über, was mich in stutzig macht. Verheimlicht er etwas? Warum greift er mich an?

"Sieh mal, Zack, ich sage nicht, dass ihr beiden eine Beziehung führen müsst, heiraten sollt und ein glückliches 'Und wenn sie nicht gestorben sind...' verleben müsst. Ich will dir sagen, dass mir James wichtiger als jeder andere Mensch ist, neben meiner Familie versteht sich, und wenn du irgendetwas machen solltest, dass ihn verletzt, dann werden wir beide ziemlich aneinander rauschen." Letzteres habe ich mit meinem schönsten Lächeln hinzugefügt. "Nichts für ungut natürlich."

"Ich kann dich verstehen, Marie. Dein gesamtes Verhalten zeigt mir, wie... ernst es dir ist. Ich verspreche dir nichts, außer einer Sache. Ich werde dafür sorgen, dass es ihm mit mir gut geht und er gehen kann, sobald er das möchte."

Das ist noch lange nicht das was ich hören wollte, doch sein Ton scheint noch einiges mehr zu verbergen. Es scheint fast so...nein, ich muss mich täuschen, aber ich habe das Gefühl, dass Zack mehr empfindet und das er mir etwas ähnliches unterstellt.

Als Zeichen meiner Bereitwilligkeit reiche ich ihm meine Hand. Es soll ein Friedensangebot werden. Er ergreift sie und wieder lächeln wir. Diesmal kommt es von Herzen. Er hat ernste Absichten und er will James nicht wehtun, nicht vorsätzlich.

"Wie sieht es aus, könntest du jetzt auch einen Wein vertragen?"

Ohne eine Antwort abzuwarten gehe ich in die Küche, öffne den Wein, fülle ihn in ein Glas und begebe mich auf den Rückweg. Als ich im Flur zum Stehen komme, kann ich sehen, dass James wieder bei Zack ist. Er hat sich zu ihm gesellt und beide sehen in schummriger Atmosphäre fern. Es versetzt mir einen Stich, James nicht in meiner Nähe zu haben.

Während meiner Zeit in Deutschland hatte ich schon auf ihn verzichten müssen und wollte ihn wenigstens heute Abend nur für mich haben, aber er ist nun liiert. Von Liebe wollte ich noch nicht sprechen. Ich gehe ein paar Schritte vom Eingang des Zimmers zurück und rufe dann von meiner eigenen Zimmertüre aus: "Ich gehe doch schon ins Bett. Gute Nacht ihr Beiden."

Einen solchen Abend würde ich James nie verderben. Er hat jedes Glück der Welt verdient und wenn es Zack ist, den er will, dann muss ich das akzeptieren. Mein bester Freund war noch nie verliebt und auch, wenn ich davon noch nicht ausgehe, dass er schon verliebt ist, muss ich gestehen, dass es stark danach aussieht. Noch immer in Gedanken bei James, schlief ich ein.

Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt