Alexander hat für uns beide entschlossen, dass wir den Tag außerhalb des Krankenhauses verbringen. Er möchte mich aufheitern und mich von den Sorgen um meine Großmutter ablenken. Während ich also meinen Eltern Bescheid gebe, instruierte er das Krankenhaus uns zu benachrichtigen, sollte es Veränderungen irgendeiner Art geben. Nach meinem Telefonat schalte ich mein Handy aus.
Wir haben einiges zu besprechen und dabei möchte ich von Niemandem gestört werden. Vor einem Restaurant halten wir und Alexander steigt aus, umrundet das Auto und öffnet mir die Beifahrertür, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein. Ich strahle ihm freudig entgegen.
Das gleiche Spiel wiederholt sich an der Eingangstüre des Restaurants, wo uns die Hostess sieht, von ihrem Pult aufspringt und uns lächelnd entgegen kommt. Als sie Alexander entdeckt, wird ihr Lächeln breiter und ihre Augen funkeln vor Vergnügen. Meine Anwesenheit scheint sie vergessen oder absichtlich ausgeblendet zu haben.
„Guten Tag. Haben sie einen Tisch reserviert?", frägt sie in meiner Muttersprache und einer, meiner Meinung noch, viel zu piepsigen Stimme. Über ihr Gesicht legt sich eine leichte Röte, die die Aufregung in ihren Augen nur noch unterstreicht. Um ihre Aufmerksamkeit von ihm wegzulenken, hake mich bei Alexander ein, möchte ihr damit zeigen, dass sie keine Chance hat und der Mann neben mir, zumindest für die nächste Zeit, schon vergeben ist. Als ich dann zu einer Antwort ansetze, werde ich von Alexander unterbrochen.
„Einen Tisch für Zwei, bitte." Als Alexander ihr in meiner Muttersprache antwortet, bin ich total vor den Kopf gestoßen. Er hat einen starken Akzent, der ihn unverkennbar als Amerikaner brandmarkt, doch er spricht deutsch. Als Bewegung in unsere kleine Truppe kommt, erwache ich wieder aus meiner Starre. Natürlich bin nur ich verwundert, schließlich weiß die Dame vor uns nicht, dass er eigentlich in den USA wohnt und noch nie ein Wort über seine Sprachkenntnisse verloren hat.
Die Hostess führt uns zu einem Lichtdurchfluteten Fensterplatz. Sie möchte gerade die Stühle hervorziehen, um uns Platz nehmen zulassen, bis sie den missbilligenden Blick von Alexander sieht. Mit einem Gesichtsausdruck, der ihr Unbehagen deutlich zeigt, nickt sie wissend und führt uns zu einem schummrigen Separee. Wir erhalten die Speisekarten und ohne lange darin zu blättern, bestellt Alexander eine Flasche Wasser für uns Beide. Sobald wir unser Menü gewählt haben, möchte er sich einen Wein aussuchen, erklärt er.
„Du hast also besondere Sprachkenntnisse?", frage ich ihn in meiner Muttersprache und ziehe die Augenbrauen nach oben.
„Ja, neben einigen anderen." Sein Akzent ist unwiderstehlich und auch seine Stimmlage veränderte sich komplett, wenn er zu sprechen begann.„Wie gut?"
„Fließend.", antwortete er noch, ehe er wieder ins Englische rutschte. „Aber ich unterhalte mich wesentlich lieber in einer Sprache, derer ich weitaus mächtiger bin. Ich fühle mich damit wohler." Beim Wechsel der beiden Sprachen kommt auch wieder sein leicht rauer Unterton dazu. Amüsiert sieht er mir in die Augen. „Wir sollten bestellen."
„Ja", ich sehe in die Speisekarte, „ich schätze ich werde dir nichts übersetzen müssen?" Dass ich süffisant vor mich hin grinse, kann er sicher heraus hören.
„Vollkommen richtig." Der Schalk steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und es tut gut, wieder zu lächeln. Auch wenn noch immer Granny durch meine Gedanken geistert, hat er es geschafft mich aufzuheitern. In Ruhe lesen wir uns das Angebot durch. Die Kellnerin ist mit unserem Wasser zurück und nimmt sofort unsere Bestellung für Wein und Speisen auf.
***
Nachmittags fahren wir wieder zurück zum Hotel, wo er mir wieder beim Aussteigen zur Hand geht und mich in die Lobby führt. Im Fahrstuhl angekommen drückt er den obersten Knopf. Sein Arm liegt um meine Hüfte und er drückt mir einen zarten Kuss auf die Stirn, ehe wir aus der Kabine steigen. Diese Situation fühlt sich so vertraut an, dass ich schon zu zweifeln beginne, ob wir tatsächlich hier stehen, oder ob ich träume.
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Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1
General FictionMit ihrem besten Freund, ihrer Mum und ihrem Stiefvater wandert Marie nach New York aus und beginnt dort ihre neue Stelle in einer Werbeagentur. Das der 22-jährigen einer ihrer Klienten nicht mehr aus dem Kopf gehen würde, hätte sie nie für möglich...