Kapitel 17

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Emily kommt mir schon im Foyer entgegen.
"Guten Morgen, Marie. Diese Woche starten wir den Endspurt." Ich kann mir vorstellen, wie froh sie darüber sein muss, dass am Ende dieser Woche das Four Seasons Dinner stattfindet und sie anschließend eine Last weniger zu stemmen hat.
"Morgen Emily. Kann ich dir gleich helfen? Bis heute Mittag habe ich den vorläufigen Sitzplan fertig, brauchst du sonst noch etwas?" Lächelnd legt sie mir einen Arm um die Schultern.
"Ganz ehrlich Marie du bist ein Schatz. Eventuell könntest du die letzten Arrangements mit dem Caterer treffen?" Ich freue mich über ihr Vertrauen und stimme nickend zu. Grinsend steigen wir beide in den Fahrstuhl.
An meinem Schreibtisch angekommen, mache ich mich an die letzten Vorkehrungen für den Sitzplan, schreibe Emily noch neue Daten zu unseren Klienten auf und kümmere mich um die Informationssammlung neuer Werbeaufträge. Der Arbeitsaufwand lässt die Zeit wie im Flug vergehen. Um 12 Uhr packe ich meine sieben Sachen für eine Mittagspause. Ob James nun Zeit hat oder nicht, er wird sich einer Inquisition gegenüber sehen.
Im Foyer von Peterson & Sons grüße ich die Empfangsdame. Sie ist etwa 60 Jahre alt, hat jedoch noch richtig Pfeffer im Hintern. Ihr Hosenanzug ist auffällig rot, ohne jedoch grell oder billig zu wirken. Er steht ihr hervorragend. Mit einem kleinen Winken schickt sie mich weiter zu James. Dieser blickt zu mir hoch und kann das Strahlen seiner Augen nicht schnell genug verbergen. Mit einem kleinen Schmunzeln setze ich mich auf seine Schreibtischkante und warte bis er gesteht. Still und abwartend. Ich beobachte seinen Adamsapfel als es schluckt.
"Hatten wir eine Verabredung zum Mittagessen, die ich vergessen habe?"
"Ach Jimmy, brauche ich denn eine Verabredung, um mich mit meinem besten Freund zu treffen?" Reuevoll schaut er mich an.
"Natürlich nicht. Sollen wir dann gleich los?" Ich nicke zur Bestätigung. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einem Imbissstand, um die Ecke. Als wir beide unsere Mahlzeit in den Händen halten, sehe ich James wieder eindringlich an. Er verzieht das Gesicht, ehe er anfängt zu reden.
"Ich habe letzten Freitag jemanden kennengelernt."
"Das dachte ich mir bereits", murmle ich.
"Für mich ist es ganz neu, Marie. Ich war das ganze Wochenende dort. Du kennst mich, dass ist nicht meine Art."
"Stimmt, für gewöhnlich fliehst du nach einer Nacht." Irgendwie scheint ihn dieser Sachverhalt, dass er sich nicht wie sonst verhält, zu bedrücken.
"Jimmy, lass' dir nicht alles aus der Nase ziehen. Sprich mit mir!" Meine Finger schließen sich um seine.
"Es ist so anders dieses Mal. Ich glaube ich empfinde etwas. Es war nicht einfach nur Sex. Es hat mich umgehauen." Ich lächle ihn an, auch wenn es mir gleichzeitig einen kleinen Stich versetzt. James verknallt? Kaum vorstellbar, ich hätte meinen Hintern verwettet, dass er der ewige Casanova bleiben würde. Mit dem Alter wird er also doch noch weich. Bei dem Gedanken kichere ich vor mich hin und James wirft mir einen bösen Blick zu.
"Wie heißt sie denn?", will ich von ihm wissen.
"Za...Zoe", stottert er, ehe wir uns auf eine Parkbank setzen.
"Wirklich?", hake ich noch einmal nach, da ich ihm schon immer ansehen konnte, wenn er log und in diesem Moment konnte ich das trügerische Funkeln in seinen Augen sehen, dass ihn mir gegenüber enttarnte. Er versucht mir etwas zu verheimlichen. Zoe? Was konnte mit ihr sein, dass er mir nicht die Wahrheit sagen wollte.
"Ja, Zoe. Sie war in diesem Club. Blacks Nachtclub du weißt schon und..."
"Blacks Nachtclub?"
"ähm...ja? Ich hab dir wohl nicht erzählt, dass wir die Karten von ihm hatten, oder?" Mir fällt die Kinnlade herunter.
"Nein. Mit keiner Silbe." Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich verraten und verkauft von meinem besten Freund, der ihm nicht nur Auskunft gegeben hat, sondern mich noch in diesen Club geschleift hat.
"Er kam an dem Tag zu uns in die Kanzlei. Ganz stolz hat er von dem Club erzählt und mir dann noch die Karten angeboten. Es klang so Exklusiv und du solltest ihn vergessen. Was wäre besser geeignet gewesen, als eine Nacht in einem Club?"
"Nein, James, eine Nacht in seinem Club. Verdammt hörst du dir gerade überhaupt zu?" Die Worte kamen schon fast als Zischlaute aus meinem Mund, so wütend war ich. "Black hat mir an dem Abend laufend Nachrichten geschickt und du hast mich auch noch in die Falle tappen lassen, trotz deines Versprechens, du würdest mich ihn vergessen lassen. Ich glaub das einfach nicht", maule ich und springe auf.
"Marie, beruhig dich doch. So schlimm wird's schon nicht gewesen sein. Ist ja nicht so, als würdest du nicht unendlich scharf auf ihn sein. Früher oder später hättest du ihn so oder so besprungen."
"Woher..." Mir fehlen die Worte. Woher weiß er das?
"Ich kenn dich, Süße, und ich weiß wie du nach einer wilden Fummelei aussiehst." Er lächelt, doch seine Augen blicken traurig zu Boden und weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll, sehe auch ich beschämt den Kieselsteinen entgegen. Ich mag vielleicht die Lügen von James aufspüren, aber er ist wie ein Bluthund, wenn es um Sexgeschichten und den üblichen Gossip geht.
"Tut mir Leid, ehrlich Marie. Ich dachte uns beiden würde das gut tun. Ich mach's wieder gut, versprochen!" Er zieht mich an der Hand wieder nach unten, ehe er seinen Arm um mich legt. Kuschelnd lasse ich mich sinken.
"Er hat mir ein Angebot gemacht." James sieht mich erschrocken an.
"Ein unmoralisches?", hakt nun er nach. Ich bin mir sicher, er weiß, um was es geht, doch er hat genug Anstand, es mich selbst erzählen zu lassen.
"Es ist Black, natürlich ist es unmoralisch", schmunzle ich. "Er möchte so eine Sex-ohne-Gefühle-Kiste. Und ich habe darauf eingeschlagen." Nun scheint es, als konnte ich ihn doch noch überraschen, denn mein bester Freund sieht mich erstaunt an.
"Du weißt, dass so etwas nie gut geht, Marie. Entweder er oder - was ich viel eher glaube – du, wirst dir verdammt nochmal die Finger verbrennen. Gefühle stellen sich automatisch ein, sobald man mehr als einmal mit einer Person schläft. Genügend Bücher, Filme und Songtexte erzählen davon." Dieser Einwand schwirrte mir auch durch den Kopf. Es hatte mich zögern lassen, doch in gleicher Weiße hatte es erst dazu geführt, dass ich zugestimmt habe. Ich wollte sehen wie Black sich die Finger verbrennt. An mir. Ich konnte nur beten, selbst ohne Brandblasen davon zu kommen.
Oder zumindest ohne ein gebrochenes Herz.

Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt