Kapitel 25

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Gemeinsam mit Alexander betrete ich die Lobby des Four Seasons. Obwohl ich physikalisch gesehen dazu nicht in der Lage bin, spüre ich jeden Luftzug an meiner unverhüllten Möse. Jeden Schritt den ich tätige erregt mich. Das Alexanders Hand auf meinem Rücken, knapp über meinem Hintern, liegt, entschärft die Situation nicht. Ganz im Gegenteil. Emily kommt mit einem Megawattlächeln auf uns zu. Ihr ist nicht anzumerken, wie sie mein Erscheinen mit Black findet. Ich vermute, dass es nicht gerne gesehen wird, wenn die Praktikantin mit einem der besten Klienten anbandelt. Mir bleibt nur zu hoffen, dass es kein Kündigungsgrund ist. Ich mache das Beste aus diesem Abend, wappnet sich mein Unterbewusstsein und reibt sich verführerisch an Black.
"Du musst dich ja auch nicht der Realität stellen", murmle ich vor mich hin und ernte dafür schräge Blicke.
"Was meintest du?", fragt mich Emily, doch ich schüttle nur den Kopf und winke ab.
"Nichts, nichts."
Alexander verschwindet kurz nach unserer Begrüßung an die Bar - das zumindest vermute ich. Emily reicht mir eine Liste auf der alle Gäste plus deren Sitzplätze verzeichnet sind und erklärt mir, dass ich jeden zu seinem angedachten Platz führen muss. Sie erklärt mir, dass sie auch noch die ein oder andere Änderung hatte vornehmen müssen, ehe sie und eine Hostess des Hotels mir helfen die Gäste zu geleiten. Nach kurzem Überfliegens der Liste kann ich keine große Veränderung feststellen. Sie muss mit meinem vorläufigen Plan also fast zufrieden gewesen sein. Ich lächle vor mich hin.
Immer mehr Gäste erscheinen. Einige erkenne ich durch die gut geführten Kundenakten, die Emily mir gegeben hat, und kann durch mein Wissen punkten. Lächelnd führe ich unsere Kunden zu ihren Plätzen und kontere geschickt auf einige Bemerkungen. An Witz oder Charme gegenüber Klienten hat es mir noch nie gefehlt.
Einige der reichen Männer flirten schamlos, obwohl ihre Frauen neben uns gehen, doch auch das wickle ich professionell und zumeist mit einem flotten Spruch ab. Alexander habe ich während meiner Arbeit komplett aus den Augen verloren. Ich frage mich was er wohl treibt. In einigen Minuten werden die Türen zum Saal geschlossen und das Event beginnt. Ich hoffe, dass mit unserem Caterer alles klappt. In meinem Kopf gehe ich alle vereinbarten Details - mit den Veranstaltern, der Band, dem Parkservice und Weiteren - noch einmal durch. Mein Unterbewusstsein drückt die Daumen und lehnt sich dann entspannt zurück. Mich selbst jedoch durchläuft das Adrenalin. Ich atme ein paar Mal kräftig durch. Neben den Türen gehe ich letztendlich in Stellung, warte dort auf weitere Anweisungen. An der Bühne kann ich Emily erkennen, die mit unserem Geschäftsführer spricht. Sicher gehen auch die Beiden noch einmal alle notwendigen Details durch. In meiner kleinen Umhängetasche vibriert mein Telefon.

Du hättest dieses Kleid nicht anziehen sollen. Die Blicke aller männlichen Anwesenden sind dir sicher. - Alex

Die aufkommende Hitze, die sich auf meinen Wangen ausbreitet, kann ich nicht mehr aufhalten. Ebenso wenig mein Lächeln. Ich fühle mich wieder wie das kleine 14-jährige Mädchen, dass ihrem Schwarm SMS sendet. Ohne zu antworten verstecke ich mein Handy wieder in der Tasche. Konzentriere dich auf deine Aufgabe, Marie. Meine innere Stimme hat recht, daher versuche ich erneut Blickkontakt zu Emily herzustellen. Als sie aufsieht nickt sie mir zu und ich schließe die Doppeltüren des Saales. Die Musiker, des engagierten Orchesters, verstummen und Mr. Castilliano - der Gründer unserer Agentur - betritt die Bühne. Der etwa fünfzig Jährige Mann ist extrem groß. Seine braunen Augen mildern jedoch seinen einschüchternden Anblick erheblich. Jeder der Mr. Castilliano kennt weiß, er würde keiner Fliege etwas zu Leide tun. Mein Einstellungsgespräch hatte ich mit ihm persönlich. Er ist ein sehr großzügiger Mann und hält ebenfalls große Stücke auf Emily.
"Meine sehr verehrten Kunden, Partner, Kollegen, Mitarbeiter, Freunde und Bekannte. Es ist mir auch in diesem Jahr wieder eine Ehre, Sie alle hier begrüßen zu können. Wir haben weder Kosten noch Mühen gescheut, Sie heute Abend gebührend unterhalten zu können. Unseren Erfolg und den Wachstum unseres Unternehmens haben wir Ihnen, hier vor Ort, zu verdanken. Und wie könnte ich meinen Dank besser zur Geltung bringen, als mit einem feinen Essen, einer hervorragenden Band und der Aussicht auf kostenlose Alkoholika?" Die Lacher sind auf seiner Seite. "Diesen Abend haben wir aber nicht nur Ihren zahlreichen Aufträgen, Ihrer Unterstützung und Ihrer Mitarbeit zu verdanken, sondern zwei besonders fleißigen Damen. Diese beiden haben ein rundum perfektes Dinner für Sie zusammengestellt. Ich, nein, viel mehr wir sollten ihnen dafür danken. Einen kräftigen Applaus für unsere langjährige, engagierte Mitarbeiterin, Emily Fine, und ihre ebenfalls hart arbeitende Assistentin, Marie Sturm." Ich blicke mich im Saal um, nicke höflich und habe mein professionelles Lächeln aufgesetzt. Über die Tische hinweg sehe ich Emily die mich zu sich winkt. Unter dem Applaus der Leute bahne ich mir einen Weg zur Bühne.
"Bitte komm kurz mit mir da rauf. Ich schaff das nicht alleine", fleht mich Emily an, als ich sie erreicht habe. Ich nicke. Niemals hätte ich Emily als schüchtern eingestuft. Mein Lächeln wird breiter, denn meine Vorgesetzte ist mir eben noch sympathischer geworden. Sie stellt sich nervös vor das Podium, dass Mr. Castilliano eben noch benutzt hat und nickt den Gästen unter uns zu. Der Applaus verebbt und sie räuspert sich.
"Vielen Dank. Marie und ich hoffen, dass Ihnen der heutige Abend entspricht. Sollte es Ihnen an etwas fehlen, scheuen Sie sich nicht, uns darum zu bitten." Ihr Blick wandert über die Köpfe der Anwesenden. "Kommen wir nun zu den Worten, die heute Abend jedes Feinschmeckerherz höher schlagen lassen. Lasst das Dinner beginnen." Die Meute lacht und applaudiert Emily. Sie lächelt schüchtern. "Lassen Sie es sich schmecken. Wir wünschen Ihnen einen wundervollen Abend." Mit diesen Worten verlassen wir beide wieder die Bühne. Am Ende der Stufen greife ich nach Emilys Hand und ziehe sie an mich.
"Das hast du toll gemacht", rufe ich euphorisch.
Ihr Lachen klingt hell in meinen Ohren wider.
"Danke Marie und zwar in jedem erdenklichem Sinne." Wir strahlen uns entgegen bis uns ein Räuspern unterbricht. Mr Castilliano hat sich hinter uns aufgebaut.
"Meine Damen", nickt er. "Ms. Sturm dürfte ich mich einen kurzen Augenblick allein mit Ms. Fine unterhalten?"
"Entschuldigen Sie. Selbstverständlich." Ich drücke Emilys Arm leicht zur Unterstützung, ehe ich gehe. Ich persönlich vermute innigere Gefühle zwischen den Beiden, auch wenn ich noch keine Bestätigung für meinen Verdacht habe, habe ich sehr wohl Augen im Kopf. Allein die Blicke die sie sich zuwerfen, sprechen eine eindeutige Sprache. Eventuell wissen sie noch nichts von ihren jeweiligen Gefühlen füreinander. Das romantisch veranlagte Mädchen in mir reibt sich die Hände und möchte sofort Amor spielen. Doch Business-Marie stellt sich ihr in den Weg. Um ehrlich zu sein hat sie Recht. Das geht mich nichts an. Die Beiden sollen das unter sich regeln, ich werde jedoch ein Auge auf sie haben.
Ich ziehe die Liste mit Namen und Platzanweisung aus meiner Tasche. Dieses wunderbare Menü, von dem Castalliano geschwärmt hat, möchte ich schließlich nicht verpassen. Als ich meine Platznummer entdecke runzle ich die Stirn. Das kann nicht sein. Alle Mitarbeiter sitzen im Block G, ziemlich am Ende Saals. Jedoch steht mein Name unter den Gästen des Blocks A. Unsere besten Kunden und Partner sitzen in diesem Block. Natürlich auch Mr. Castalliano und Emily, aber mein Name war ganz sicher im G Block eingeteilt.
Ich entdecke Emily, die sich - wie vorher geahnt - einen Tisch mit unserem Boss teilt. Scheinbar sitze ich am selben Tisch. Was jedoch nicht vorhersehbar war, ist die Tatsache, dass Alexander sich mit ihnen am selbigen unterhält. Als er mich entdeckt schenkt er mir ein strahlendes Lächeln. Den Abend werde ich dann wohl in Gesellschaft der Highsociety, Emily, Mr. Castalliano und Alexander verbringen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir auch mein "unbekleideter" Zustand wieder ein. Hmpf. Bitte, lass es gut enden.

Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt