Nach diesem ereignisreichen Tag, bin ich froh nach Hause zu kommen. Ich stelle mich unter die Dusche und wasche mir den Stress ab. Das heiße Wasser lockert meine Muskeln. Langsam lasse ich meine Schultern kreisen und sauge den aromatischen Duft meines Duschgels durch meine Nase ein. Das Gespräch mit James hat mir etwas den Wind aus den Segeln genommen und die Euphorie, über heißen Sex mit Black, ist fast abgeflaut.
Als ich fertig mit dem Duschen bin, steige ich heraus und trockne meinen Körper ab. James hat mir vorhin noch eine SMS geschrieben, dass er heute erst spät Zuhause sein wird. Scheinbar ist er viel mit dieser Zoe unterwegs. Ich hoffe, dass er sich nicht zu fest an sie klammert. Sollte es mit den Beiden nicht klappen, wäre er fix und fertig. Er versucht zwar immer den harten Kerl zu spielen, doch wer ihn so gut kennt, wie ich, weiß wie zerbrechlich er in mancher Hinsicht ist. Zumindest ist er hier ohne Familie hergekommen, ohne Rückhalt oder eine helfende Hand seiner Familie. Ich habe immer noch meine Mum und Steve, er aber hat außer mir Niemanden hier.
Manchmal fühle ich mich schuldig, dass ich ihn dazu überredet habe mit mir hierher zu kommen. Eigentlich hat James ein super Verhältnis zu seinen Eltern. Erst als er ihnen seinen Plan erläutert hat, mir zu folgen, begann eine endlose Fehde. Und ich war schuld daran. Er könnte jetzt in Deutschland bei seiner Familie sein, seinen Freunden. Er würde nicht allein in New York mit einer Zoe unterwegs sein...oh mein Gott. Bin ich etwa eifersüchtig auf Zoe? Ich glaub es ja nicht.
Nein Marie, Zoe wird dir James nicht ausspannen. Er hat versprochen für immer bei dir zu sein. Dein bester Freund zu sein. Und auch wenn manch anderer seine Versprechen nicht halten kann, James kann es.
Langsam aber sicher werde ich verrückt. In der Küche angelangt koche ich mir Spaghetti mit Tomatensoße, um mich von meiner kleinen Eifersuchtsattacke abzulenken. Zuhause bei meiner Mum hatten wir immer ein riesiges Gewürzregal, das ich in dieser eher sterilen Küche sehr vermisse. Eigentlich vermisse ich so einiges aus Deutschland. Mein altes Bett. Das alte Haus. Meine Granny - so soll ich sie nicht nennen. Sie meint seit Steve bei uns wohnt würden wir alles amerikanisieren. Sie kann es eindeutig nicht leiden, wenn ich sie so nenne, doch sie duldet es.
Bevor ich mit dem Kochen fertig bin, schnappe ich mir den Telefonhörer und wähle die Landeskennzahl für Deutschland und anschließend ihre Nummer. Wie lange ich auch weg sein würde aus Deutschland, diese Nummer hatte sich für immer in mein Gehirn gebrannt. Es klingelt ein paar Mal, ehe sie abnimmt.
"Sturm am Apparat."
"Granny! Oh, wie ich deine Stimme vermisst habe", rufe ich durch den Hörer. Kleine Tränen schleichen sich in meine Augenwinkel.
"Marie? Marie! Wie geht es dir, Kindchen?" Typisch Granny, für sie werde ich immer ihr kleines Enkelkind sein. Egal wie alt oder wie erfolgreich oder wie verdorben ich bin. Für sie bleibe ich ein unschuldiges Kind. Das Kücken der Familie.
"Gut, mir geht es wirklich gut. Jimmy und ich haben uns hier schnell eingelebt. Um ehrlich zu sein; James hat sich hier etwas zu schnell eingelebt. Er trifft sich mit Jemandem." Ich kann die Verwunderung meiner Oma förmlich spüren. Sie kennt James mittlerweile so gut, wie mich, hat ihn ebenfalls schon als Enkelkind akzeptiert. Seine Großmutter starb als er ein Kleinkind war und Granny wollte immer mehr als ein Enkelchen, was ihr leider nicht vergönnt war.
"Er trifft sich mit Jemandem?"
"Ja. Aber er will nicht so richtig raus mit der Sprache. Irgendetwas verheimlicht er mir. Nun jedenfalls sein Job gefällt ihm sehr gut. Er schwärmt richtig davon. Nun eigentlich nicht nur von der Arbeit, ebenfalls von der Wohnung, dem Land, der Stadt..."
"Marie, genug von James. Wie gefällt es dir denn?" Ich muss schmunzeln. Sie durchschaut mich jedes Mal. Über James zu reden ist leicht. Doch von mir und meinen Gefühlen zu sprechen, ist etwas ganz anderes. Schon als kleines Mädchen habe ich lieber meine Barbies für mich sprechen lassen. Als uns dann mein Vater verlassen hatte wurde es nur noch schlimmer. Meine Mutter traf diese Entwicklung wirklich schwer. Sie redete sich immer weiter in eine Spirale der Schuldgefühle. Sie machte sich verantwortlich dafür, dachte sie hätte ihre Ehe, um meiner Willen, retten müssen. Doch eine Ehe wie diese, konnte nichts mehr retten. Vor allem aber meinen Vater konnte man von seinem Egoismus nicht mehr heilen.
"Ich bin begeistert. Ich liebe meinen Job, meine Chefin, das Apartment, die Stadt, das Land, einfach alles hier. Das Einzige, was die Stimmung etwas trübt, ist der Gedanke daran, dass du nicht hier bist. Ich vermisse dich wirklich sehr, Granny."
"Ich vermisse dich auch sehr, mein Schätzchen." Eine angenehme Stille entsteht. Wir beide wissen, was wir einander bedeuten. In dieser kleinen Sprachpause sagen wir uns genau das und viel, viel mehr.
"Wirst du uns zu Weihnachten in den Staaten besuchen?" Obwohl meine Stimme hoffnungsvoll klingt, kenne ich die enttäuschende Antwort schon.
"Marie, was ist denn los? Ist sicher alles in Ordnung mit dir? Komm schon, Kindchen, du bist doch sonst nicht so sentimental", sie kichert durch den Hörer. Der Klang ihres Lachens lässt die leichte Depression abfallen. Sie hat Recht, so bin ich nicht. Nicht James ist weich geworden, nein, ich werde weich.
"Ja, ich bin in Ordnung", erkläre ich mit fester Stimme. "Grams, ich habe noch etwas auf dem Herd stehen. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich die Nächsten Tage einmal anrufe?"
"Aber nein, Schätzchen. Bis bald, ich liebe dich."
"Ich dich auch, Granny. Bis bald."***
Als ich endlich ins Bett komme ist James noch immer unterwegs. Ich hoffe es geht ihm gut. Natürlich geht es ihm gut. Im Gegensatz zu dir legt er heute jemanden flach, schimpft mein Unterbewusstsein und ich verfluche es dafür. Ich weiß selbst nur zu gut, dass ich gerade niemanden habe, der mich in den Schlaf vögeln könnte. Die Vibration meines Handys holt mich aus meinen deprimierenden Gedanken.
Ich wäre jetzt gerne in dir. - Alex
Ich hätte dich jetzt gerne in mir. Ich muss jedoch meinen Schlafmangel nachholen und dabei helfen Sie mir ganz und gar nicht, Mr. Black. - Marie
Oh ich habe so meine Methoden. Ich würde dich komatös vögeln. - Alex
Warum glaube ich dir das? Schlaf schön, Alex. - Marie
Bald schon wird mein Name über Deine Lippen rollen, während ich in dir bin. Das verschafft mir sicher süße Träume. - Alex
"Arroganter Schnösel", schmunzle ich. Verdammter Black schafft es schon, dass ich wie ein Teenager meinem Handy entgegen Lächle. Nein, viel mehr strahle ich wie der verdammte Tannenbaum am Rockefeller Center an Heiligabend. Genervt von mir und meiner inneren Stimme verdrehe ich die Augen, ehe ich die Decke über meinen Kopf schlage. Vielleicht sollte ich mir morgen etwas Brandwunden-Salbe besorgen, die Blasen an meinen Fingern werden überdimensional sein, wenn er mit mir fertig ist. Doch bis dahin werde ich das Lodern zwischen uns genießen.
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Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1
Fiction généraleMit ihrem besten Freund, ihrer Mum und ihrem Stiefvater wandert Marie nach New York aus und beginnt dort ihre neue Stelle in einer Werbeagentur. Das der 22-jährigen einer ihrer Klienten nicht mehr aus dem Kopf gehen würde, hätte sie nie für möglich...