Steve und meine Mum waren vor etwa einer Stunde gefahren. Ich saß immer noch an Grannys Bett, konnte sie einfach nicht alleine zurücklassen. Das hatte ich schließlich schon einmal getan und nun liegt sie hier. An Schläuche angeschlossen, von Apparaturen umgeben, in einem Zimmer das nach Desinfektionsmittel riecht. Ihr Parfüm ist nicht mehr auszumachen. Alles ist überzogen mit diesem klinischen Geruch.
Meine Granny war jedoch nicht die Einzige, um derer wegen ich mir Gedanken machte. Alexander bekomme ich ebenfalls nicht mehr aus meinem Kopf . Warum ist er überhaupt nach Deutschland gekommen? Will er mir wirklich beistehen? Wenn ja, habe ich mich ihm gegenüber wie das letzte Schwein verhalten.Das monotone Piepen der Geräte bringt mir Kopfschmerzen. Leise stehe ich auf, mache mich auf dem Weg nach Draußen. Ich kann ihr nicht helfen. Ich bin machtlos gegen das Herz das in ihrem Körper immer wieder zu versagen droht. Ich bin machtlos gegen die Gefühle die Alexander mir angeblich entgegenbringt. Ich bin machtlos wenn es darum geht meine eigenen Gefühle für ihn zurückzudrängen. Vor dem Eingang des Krankenhauses komme ich wieder zur Besinnung, bemerke wo ich bin.
Meine Mum hat Recht, ich sollte mich wirklich etwas zur Ruhe legen. Morgen Früh ist Granny sicher wieder wach. Ich rufe mir ein Taxi, lasse mich zum Hotel bringen. Meine Mum hat mir den Schlüssel für mein Zimmer hinterlegen lassen, sodass ein langes einchecken hinfällig ist. In meinem Zimmer stehen sogar schon mein Koffer und meine restlichen Sachen. Müde lasse ich mich auf das Bett sinken, schließe die Augen und schlafe vor Erschöpfung ein.***
Mein Nacken ist steif als ich aus meinem komatösen Schlaf erwache. Ich ziehe meine Klamotten aus und schleife meinen Körper ins Badezimmer. Unter der Dusche entspannen sich meine Muskeln langsam und ich fühle mich bereit, meiner Granny gegenüber zu treten. Alexander dagegen schiebe ich komplett aus meinen Gedanken.
Nach der Dusche putze ich mir die Zähne, ziehe mich an um mich auf den Weg zu meiner Großmutter machen zu können. Gerade als ich das Zimmer verlasse, sehe ich wie sich die Aufzugstüren schließen.
"Halten Sie bitte den Fahrstuhl an", rufe ich. Ich steige nach einem kurzen Sprint ein und sehe mich Alexander gegenüber. "Du hast mich verstanden?", frage ich immer noch in meiner Muttersprache und ernte dafür ein fragendes Gesicht.
Ich lächle in mich hinein, versuche wieder ernst zu werden. "Danke für das Aufhalten der Türe."
"Ich dachte du wärst jemand Anderes." Er dreht sich weg von mir. Sein abwesendes Verhalten ist verletzend und es brennt sich wie Säure mitten durchs Herz. Lange habe ich mich nicht mehr so abgelehnt gefühlt.
"Hör zu Alexander. Ich wollte dich nicht verletzten. Ich kann nur nicht verstehen, warum genau du hier bist." Er kommt einen Schritt auf mich zu, beugt sich mit seinem Gesicht nahe an das Meine.
"Lass es mir dir noch einmal erklären. Ich bin hier weil ich dachte, du könntest einen Freund gebrauchen. Ich konnte dich nicht alleine nach Deutschland fliegen lassen. Ich wollte bei dir sein, wollte dir beistehen. Hätte ich geahnt wie sehr du meine Anwesenheit verabscheust, wäre ich in den USA geblieben", er klingt verletzt. Verständlich nach dem, wie ich ihn gestern Abend behandelt habe.
"Es tut mir wirklich leid", flüstere ich. Alexander kommt immer näher. Seine Lippen sind nur noch einen Atemzug von meinen entfernt. Sein markanter Duft umhüllt mich. Sofort werde ich feucht und mein Herz schlägt schneller.
"Das muss es nicht, solange du mich jetzt sofort küsst." Seine Stimme klingt rau. Kaum hat er es ausgesprochen, schlinge ich meine Arme um ihn und komme seiner Bitte nach. Seine weichen Lippen liegen auf meinen, seine Zunge verlangt nach Einlass. Das "Ping" des Aufzuges holt mich zurück in die Wirklichkeit. Schnell löse ich mich wieder von ihm, trete hinaus in die Lobby. Er greift sofort nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
Es ist eine banale Geste etwas ganz alltägliches und obwohl es für mich alles andere als normal ist, lasse ich es zu, dass er meine Hand hält und mich nach draußen begleitet. Er übergibt dem Parkservice seine Nummer, ehe der junge Mann loslauft. Ein Schauer durchfährt mich,als mir klar wird das Alexander mich beobachtet. Eine Augenbraue nach oben gezogen sehe ich ihm in die Augen, fordere ihn heraus.
"Darf ich dich mit ins Krankenhaus begleiten?", überrascht er mich. Seine Stimme klingt fest, doch ich spüre die Verunsicherung in seiner Frage. Nach einer kurzen Denkpause nicke ich. Sollte er wirklich meinetwegen nach Deutschland gekommen sein, muss ich ihm dieses Recht gewähren. Wenn ich mir doch bloß sicher sein könnte, dass seine Absichten gut sind. Das er mich nicht einfach fallen lassen wird.Ich löse meinen Griff um seine Hand und sehe zu Boden. In dem Moment wird sein Auto vorgefahren. Alexander - ganz Gentelman alter Schule - öffnet mir die Beifahrertür. Ich steige in den Wagen. Er umrundet das Fahrzeug, steigt neben mir ein und startet den Motor. Die Fahrt bis ins Krankenhaus ist still und unangenehm. Um ein Gespräch vermeiden zu können, starre ich regelrecht aus dem Seitenfenster.
Als er das Auto auf den Parkplatz lenkt und es dort zum Stehen bringt, dreht er sich zu mir und nimmt meine Hand in seine.
"Marie, ich möchte dir einen Vorschlag machen. Bitte hör mir bis zum Ende zu, ehe du eine Entscheidung triffst." Ich nicke, um ihm klar zu machen, dass ich abwarten werde.
"Ich möchte das wir beide zusammen sind. Nicht in einer verdrehten Variante von Freundschaft plus, sondern als richtiges Paar. Ich weiß du hast Angst davor dich zu binden und ich weiß zu wenig über diese Angst. Aber ich bitte dich darum es zu versuchen. Ich möchte dich meiner Familie, meinen Freunden und Geschäftspartnern als meine Freundin vorstellen", seine Stimme ist tiefer als sonst und seine Bitte klingt verzweifelt, aber aufrichtig. "Ich möchte dich bei mir haben, dich Nachts in meinen Armen halten. Ich will für dich da sein, möchte dich beschützen. Ich verehre dich und deinen Körper, Marie. Ich will das du mir gehörst, mir ganz allein." Das Bernstein seiner Augen flackert und ich erkenne die Feuchtigkeit in ihnen. Ich spüre wie tief sein Wunsch reicht. Ich kann fühlen das sein Wunsch der Wahrheit entspricht. Er möchte mit mir zusammen sein.
Mit geschlossenen Augen lehne ich meinen Kopf gegen die Kopfstütze. Sein Daumen streichelt über meinen Handrücken. Es vergehen ein paar Sekunden oder Minuten, wer weiß das schon, bis seine Lippen sich wieder über meine legen. Sein Kuss ist zärtlich, kaum zu spüren. Mit seiner freien Hand streichelt er über meine Wange. Ich lehne mich an ihn, genieße seine Nähe. Mit seiner Nase streift er meine. Er versteckt sein Gesicht in meiner Halsbeuge, atmet mich tief ein. Eine Ewigkeit bleiben wir beide so nah aneinander sitzen.
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Mr. Blacks geheime Leidenschaft | BAND 1
Ficción GeneralMit ihrem besten Freund, ihrer Mum und ihrem Stiefvater wandert Marie nach New York aus und beginnt dort ihre neue Stelle in einer Werbeagentur. Das der 22-jährigen einer ihrer Klienten nicht mehr aus dem Kopf gehen würde, hätte sie nie für möglich...