Kapitel 1

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Clays PoV

Der Wind zog während der Autofahrt durch das Fenster an meinen Ohren vorbei. Ich ließ mich in den Sitz zurückfallen und schloss die Augen. Obwohl ich mich bemüht hatte, den perfekten Sohn für meine Eltern, den perfekten Schüler für meine Lehrer und den perfekten Nachbarsjungen zu spielen, schien es nicht genug gewesen zu sein. Ich war nie in Probleme verwickelt und legte ein beinah makelloses Verhalten da bis zu diesem einen Augenblick, der ein Dolch in den Augen meiner Eltern war, den sie nun versuchten mit dem Internat für Jungen zu beseitigen.

Ich saß mit Freunden, die meine Eltern offensichtlich nicht kannten, eines Abends in unserem Hintergarten, während sie nicht da waren. Sie sollten für das Wochenende eigentlich verreisen, doch die Reise wurde kurzfristig abgesagt, weshalb sie wieder nach Hause kamen. So hatten sie mich mit ihnen beim Trinken und Kiffen erwischt. Etwas, das eine große Sünde in ihren Augen war, da sie ziemlich Religiös waren. Sie waren der Meinung, dass mich das Internat wieder hinbiegen und meine Sünden austreiben würde. Wenn sie nur wüssten, dass ihr ach so perfekter Sohn alles andere als perfekt war.

Ich wusste nicht viel über dieses Internat, aber das wollte ich auch gar nicht. Ich war es inzwischen sowieso leid den perfekten Sohn spielen zu müssen, doch leider blieb mir bis zu meinem 18ten Geburtstag noch keine andere Wahl. Vier Monate musste ich noch durchhalten bis ich mich endlich von ihnen lösen konnte und diese vier Monate würde ich wahrscheinlich auf diesem Internat verbringen müssen. Es sei denn ich konnte meine Eltern früher davon überzeugen wieder im Reinen mit mir selbst stehen zu würden.

Schon eine Weile fuhren wir in einem Waldgebiet umher. So stellte ich daran fest, dass das Internat wohl abgekapselt von den nächsten Städten oder Dörfern lag und einzig und alleine umzingelt von Bäumen war.

Nach weiteren 10 Minuten Fahrt kamen wir endlich an der Toreinfahrt an. Sie fuhren durch und hielten vor dem Gebäude. Als ich ausstieg, staunte ich nicht schlecht, es schien ein altes Schloss gewesen zu sein. Das machte das ganze schon etwas interessanter.

,,Hol deine Koffer und steh nicht nur herum'' ertönte die Stimme meines Vaters aus dem Auto, der es nicht mal zum Aussteigen brachte. Ich holte meine Koffer aus dem Kofferraum und stellte sie etwas weiter abseits ab. Nun stieg meine Mutter aus und kam auf mich zu. Sie legte ihre Hände an meine Wangen und schaute mich hoffnungsvoll an.
,,Du weißt, dass wir dir nur helfen wollen'' sagte sie.
,,Lehne diese Hilfe nicht ab'' war das letzte was sie sagte, ehe sie wieder ins Auto stieg und sie davon fuhren.

Ich verdrehte die Augen, schnappte mir meine Koffer und lief zum Eingang. Nun stand ich in auf einer riesigen Fläche im Eingangsbereich. Jeweils Links und rechts gab es eine große Treppe, auf der vereinzelt Leute entlang liefen. Sofort war mir aufgefallen, dass sie Uniformen trugen, was mich erneut die Augen verdrehen ließ - auch das noch.

Ich richtete meinen Blick gerade aus und sah dort eine Fensterscheibe, hinter der eine etwas ältere Frau saß. Ich vermutete, dass dort so etwas ein Empfang oder Rezeption war. Mit meinen Koffern in den Händen lief ich auf sie zu.

Als ich vor der Scheibe stand, räusperte ich mich, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, obwohl sie mich bereits bemerkt hatte. Mit einem genervten Blick schaute sie mich an.
,,Ja?'' kam es von ihr. Bei solchen Menschen musste ich mich doppelt zusammenreißen.
,,Guten Tag, Clay Conner mein Name. Heute ist mein erster Tag hier'' entgegnete ich ihr in einem freundlichen Ton mit einem leichten aufgezwungenem Lächeln.

Sie senkte ihren Blick und tippte auf der Tastatur vor ihrer Nase herum. Dadurch bemerkte ich den Computer seitlich vor ihr. Sie schien mich wohl im System zu suchen.
,,Clay Conner?'' wiederholte sie fragend meinen Namen.
,,Ja'' antwortete ich. Erneut tippte und klickte sie für einen Moment herum, ehe sie mir einen Schlüssel mit einem Band und einem Schild aus Holz unter die Scheibe schob.

,,Das ist dein Schlüssel für Zimmer 104. Du nimmst die rechte Treppe in den ersten Stock und läufst durch die linke Glastüre den Flur bis zu deiner Zimmerzahl entlang. Verlierst du den Schlüssel, kostet es dich 40 Euro für einen neuen. Verlierst du ihn ein zweites Mal bekommst du einen neuen erst nach drei Monaten und dieser kostet dich dann 60 Euro.''
Starrend nickte ich nur und versuchte die ganzen Informationen in meinem Hirn zu behalten.

Ich nahm den Schlüssel, meine Koffer und machte mich auf den Weg zum Zimmer. Ich konnte es kaum abwarten mich endlich in Ruhe aufs Bett zu legen, nachdem meine Eltern mich die letzten Tage und vor allem heute Morgen so verrückt gemacht hatten. Kaum hatte ich das Zimmer betreten fiel mir sofort auf, dass es kein Einzelzimmer war und mein Zimmergenosse schien nicht viel von Ordnung zu halten.

Selbst auf meinem Bett lagen irgendwelche Klamotten, die ich angewidert auf das andere hinüberwarf, ehe ich meine Koffer zur Seite stellte.
,,Das sind meine'' ertönte plötzlich eine Stimme mit einem schon provozierendem Unterton hinter mir.

,,Richtig. Also sorg das nächste Mal dafür, dass sie auch auf deiner Seite bleiben'' entfuhr es mir, woraufhin ich sofort realisierte, dass ich hier einen kühlen Kopf bewahren musste, um wieder nach Hause zu können.
,,Ich meine, es wäre sehr nett, wenn du ab sofort darauf achten würdest'' drehte ich mich mit einem weiteren aufgezwungenem Lächeln zu ihm um.

Mit seinen Händen in den Hosentaschen setzte er ein spottendes Grinsen auf, ehe er unbekümmert zu seinem Bett lief und sich hinauf fallen ließ. Es war ihm bereits anzusehen, dass er mir ein Dolch im Auge sein würde.


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Ihr wolltet wieder Dnf - hier habt ihr wieder Dnf! :P

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