Kapitel 16

247 28 17
                                    

Georges PoV

,,Pssht'' machte ich und rüttelte an Clay, um ihn zu wecken. Manchmal war es beinah unmöglich ihn zu wecken, wenn er einmal fest und tief schlief. Es waren mehrere Tage nach unserem ersten Kuss bereits vergangen. Tage, in denen wir eine noch engere Bindung zueinander aufgebaut hatten.

Grübelnd wälzte er sich im Bett umher.
,,Clay'' rief ich seinen Namen, doch er reagierte noch immer nicht. Gut, wenn es nicht auf die sanfte Tour ging, dann eben die harte. Ich steckte mir den Finger in den Mund und wollte ihm diesen in sein Ohr stecken, doch als hätte er es geahnt umfasste seine Hand mein Handgelenk.
Mit verschlafenen und doch warnenden Augen schaute er mich an, ich widmete ihm nur ein Grinsen.

,,Wirst du mich jemals eine Nacht durchschlafen lassen?'' Er klang wirklich müde und trotz der Raue in seiner Stimme klang sie so sanft wie Seide.
,,Ich will dir was zeigen'' erklärte ich ihm. Meine Hände stützten sich neben ihm auf dem Bett ab. Seine Hand, die zuvor mein Handgelenk umfasste, hatte er auf meine Rechte gelegt.

Langsam richtete er sich auf.
,,Wir haben mitten in der Nacht, was willst du mir da denn zeigen?'' rieb er sich auflachend über die Augen. Ich musterte ihn, sein zerzaustes Haar stand ihm am besten. Es ließ ihn so unperfekt wirken und genau das mochte ich an ihm, statt sein gespieltes perfektes.

,,Auf dem Dach'' Seine Augen weiteten sich.
,,George'' sagte er meinen Namen.
,,Du hast mich doch jetzt nicht mitten in der Nacht geweckt, um dich aus dem Zimmer und auf das Dach zu schleichen, oder?'' er neigte seinen Kopf zur Seite und wartete auf eine Antwort, doch die war offensichtlich.

,,Ich dachte sich nach 22 Uhr woanders aufzuhalten würde Konsequenzen mit sich tragen?''
,,Nur wenn man sich erwischen lässt'' zwinkerte er.
,,Ich habe mich schon öfters herausgeschlichen, ist ganz einfach'' versicherte ich ihm stolz.
,,Es ist doch nicht mal mehr Licht im vierten Stock'' sagte er und das war mein Stichwort.
,,Die hab ich aus dem Hinterhof mitgehen lassen'' hielt ich eine Lampe vor seine Nase.
,,Du bist unglaublich'' lachte er kopfschüttelnd.
,,Ich weiß'' grinste ich.

Ich starrte ihn abwartend an.
,,Also, kommst du?''
Er stieß ein Seufzen aus, doch stieß seine Decke zur Seite und stand auf.
,,Ich kann nicht glauben, dass ich das tue.''
,,Es wird sich lohnen, versprochen'' versicherte ich ihm.

Es war wirklich einfach unbemerkt in den vierten Stock zu kommen, denn niemand hielt sich auf den Fluren auf. Es gab Lehrkräfte, die sich abwechselnd in den Nächten für die Aufsicht einteilten, doch es war niemand zu sehen. Das machte es für uns natürlich umso einfacher.

Auf das Dach zu unserem Platz zu klettern war mit weniger Licht zwar kniffliger und auch gefährlicher, doch das hatte ich ein paar mal schon getan. Daher war es schon reine Übung für mich im Gegensatz zu Clay. Daher ließ ich seine Hand nicht los bis wir saßen.

,,Und was wolltest du mir jetzt zeigen?'' fragte er, während er seine Hände in den Jackentaschen seiner Strickjacke verschwinden ließ. Es war etwas kühl auf dem Dach, kühler als sonst.
Ich schaute auf mein Handy.
,,Warte noch zwei Minuten.''

,,Da!'' rief ich und zeigte mit meinem Finger in die Richtung, obwohl man es deutlich sehen konnte. In der Ferne gab es ein großes Feuerwerk. Ja, mitten in der Nacht um zwei Uhr Morgens. Das hatte ich durch Zufall vor wenigen Tagen gelesen und wollte es unbedingt mit ihm zusammen anschauen. Soweit ich wusste, gab es dort wo es herkam eine große Feier.

Er schaute sich fokussiert das Feuerwerk an, doch mein Fokus lag auf ihm.
Ich war froh, dass es ihm gefiel.
,,Ich weiß, kitschig oder?'' nun schaute ich es mir ebenfalls richtig an, jedenfalls bis er mein Gesicht zu sich drehte und mich küsste.
,,Ist das auch kitschig?'' hauchte er, nachdem er sich für einen Moment gelöst hatte, ehe er seine Lippen wieder auf meine legte. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

Vor zwei Monaten hätte ich die Person ausgelacht und gehänselt, wenn sie mir gesagt hätte, dass ich nachts während einem Feuerwerk auf dem Dach mit meinem Zimmergenossen küssend sitzen würde. Der Zimmergenosse, der Gefühle in erweckte, wie es sonst niemand tat. Es war schon keine Frage mehr, ich hatte mich verliebt. In jemanden, den ich zuvor weder bei mir haben noch leiden konnte. Wie alle anderen, doch er war keines Weges wie alle anderen.


-----------------------------------------------------

Dieser innerliche Drang irgendetwas einzubauen, dass diesen Moment zerstört 😂 (wir lieben Drama)

All My SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt