Kapitel 28

206 25 20
                                    

Noch in derselben Nacht hatten wir uns aus dem Zimmer und aufs Dach geschlichen. Frische Luft brauchten wir nach unserem gemeinsamen ersten Mal definitiv beide. Normalerweise half George mir am Fenster immer etwas hoch, doch diesmal war ich derjenige, der ihn hochzog.

,,Gehts?'' entgegnete ich ihm.
,,Hättest du nicht wie ein wildes Tier gerammelt, hätte ich womöglich auch weniger Schmerzen'' zischte er, konnte sich jedoch kein Grinsen verkneifen.
,,Tut mir leid'' entschuldigte ich mich mit einem Luftküsschen.
,,Du wolltest es immerhin so'' grinste ich, während ich bereits vorlief.

Inzwischen waren wir schon so oft auf dem Dach gewesen, dass wir uns selbst mit wenigem Handylicht dort zurechtfanden. Was wir nur nicht wussten war, dass uns jemand beim Herausschleichen gesehen hatte. So auch auf das Dach steigen.

Wir ließen uns auf unserem Platz nieder, die kühle Luft zog sofort an uns vorbei. Ich bemerkte, dass George leicht zitterte. So zog ich meine Strickjacke aus und gab sie ihm, die er sich überzog.
,,Ist dir jetzt nicht kalt?'' fragte er.
,,Ich glühe noch genug von vorhin'' zwinkerte ich ihm zu, woraufhin er beschämt lächelte.
,,Das war aber nicht dein erstes Mal mit einem Jungen, oder?'' fragte er nun vorsichtig nach.

,,Ich habe zuvor noch nie mit einem geschlafen, wenn du das meinst'' antwortete ich.
,,Aber du hattest was mit einem?'' Ich nickte. Bevor ich zum Internat gekommen war gab es einen Jungen mit dem ich auf einer Hausparty von Karl etwas gehabt hatte, jedoch keinen Sex.
,,Wohl doch nicht so ein lieber Junge gewesen, was?'' scherzte er.

,,Wissen deine Eltern - ''
,,Nein'' fiel ich ihm ins Wort.
,,Sie wissen nicht, dass ich auf Jungs stehe.''
,,Würden sie es wissen, würden sie mich bis aufs letzte verachten. Du weißt ja, sehr religiös und der ganze Kram.''
,,In anderen Worten, sie sind Homophob?'' fragte er.
,,Könnte man auch sagen, ja. Macht für mich keinen Unterschied, sagen und handeln tun sie gleich.''

,,Und dein Vater?'' fragte ich nun, er zuckte nur mit den Schultern.
,,Alleine das Wort Vater fühlt sich schon fremd an.''
Ich legte meinen Arm um ihn und zog ihn an mich heran, er stützte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.

,,Weißt du, wo ich uns in 10 Jahren sehe?'' fing ich an.
,,Hm?'' machte er.
,,In einem Haus irgendwo an einem See mit zwei Hunden'' fuhr ich fort.
Er fing an zu lachen.
,,Und darüber streiten, dass du dich im Bett zu breit machst'' fügte er hinzu.
,,Mach ich gar nicht'' versuchte ich mich zu verteidigen.

,,Glaubst du, dass wir in 10 Jahren wirklich noch zusammen sind?'' kam die Frage von ihm.
,,Glaubst du das etwa nicht?'' fragte ich.
,,10 Jahre ist eine lange Zeit, vieles kann bis dahin passieren. Aber ich hoffe, dass wir es sind.''
,,Werden wir'' versicherte ich ihm und gab ihm einen Kuss seitlich auf die Stirn.

Er hatte recht, 10 Jahre war eine lange Zeit. Doch eine Zeit, die ich mir mit niemand anderen vorstellen konnte. Klar, wir waren noch jung und der ganze Kram, doch ich wollte auch niemand anderen außer ihn an meiner Seite haben, da war ich mir ziemlich sicher mit.

Es überraschte mich, dass er sich bereits Sorgen darum machte, ob wir in 10 Jahren noch zusammen waren. Doch das zeigte mir auch, dass er sich selbst keine Zukunft ohne mich vorstellen konnte. 


-----------------------------------------------------

Langsam nähern wir uns dem Ende, das heißt jedoch nicht, dass nichts mehr passieren kann ;)

All My SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt