Kapitel 17

255 30 25
                                    

Clays PoV

Wir waren im Gemeinschaftsraum und saßen jeweils auf der gegenüberstehenden Couch. George hatte seine Füße auf den kleinen Tisch zwischen uns gestellt und war zum ersten Mal wirklich im Lernen vertieft. Ich beobachtete ihn dabei, wie er an seinem Stift herumknabberte und nachdenklich wirkte.

,,Hungrig?'' entgegnete ich ihm. Irritiert schaute er zu mir auf bis er es selbst realisiert hatte und grinste vor sich hin. Ich hätte ihn nicht ansprechen sollen, denn nun war seine Konzentration davon geflogen. Er schloss das Buch und ließ es neben sich auf die Couch fallen.

,,Ich hab keine Lust mehr'' ächzte er beim Strecken. Normalerweise hätte ich ihn dazu motiviert weiterzulernen, doch auch ich hatte keine Lust mehr. Immerhin saßen wir seit zwei Stunden schon hier, eine ganze Weile.

Ich schloss ebenfalls das Buch, welches ich aus einer der Regale geholt hatte und stand auf, um es zurückzubringen. Während ich mich zwischen den Regalen der vielen Bücher befand, sah ich George durch das Regal auf der anderen Seite stehen. Er streckte seine Hand in das Regal hinein und hielt meine Hand fest.

,,Hast du auch vor mich wieder loszulassen?'' fragte ich ihn, nachdem er meine Hand nach einer Weile noch immer festgehalten hatte. Er grinste und lehnte sich mit seinem Gesicht ebenfalls etwas hinein, davor hatte er die Bücher, die im Weg standen, zur Seite geschoben.
,,Bei einem Kuss überlege ich es mir.''
,,Du nutzt es aber auch immer aus, kann das sein?'' schüttelte ich grinsend meinen Kopf. Er nahm jede Gelegenheit, die sich ihm anbot.

,,Wieso kommst du nicht gleich her?'' Das ließ er sich nicht zweimal sagen, meine Hand los und kam zu mir hinters Regal. Ich legte meine Hände an seine Hüfte und deutete ihn leicht gegen das Regal, während ich meine Lippen auf seine presste. Seine Hände fuhren durch meine Haare und verweilten an meinem Hinterkopf. Es machte mich verrückt, wie er sanft und doch kraftvoll an meinen Haaren zog. Mir zeigte, dass er nicht genug von mir bekam.

Aus dem einfachen Kuss wurde mehr, viel mehr. Instinktiv kamen unsere Zungen zum Einsatz, spielten miteinander herum und kamen nicht mehr voneinander los. Intuitiv presste sich mein Körper lustvoll gegen seinen, was ihn ein sanftes Stöhnen entfuhren ließ. Ich löste mich aus dem Kuss und starrte ihn mit geweiteten Augen an.

Seine Lippen waren geschwollen, seine Wangen gerötet und seine Augen so dunkel wie die Nacht mit so viel Verlangen, wie ich es noch nie in den Augen eines Menschen gesehen hatte. Seufzend fuhr ich mir durch die Haare, ich musste mich zusammenreißen. Doch wie sollte ich das können, wenn er mich so anschaute? Sich mir so präsentierte und mir nur mit seinen Augen befahl mich wieder auf ihn zu stürzen?

Seine Hand fuhr über meinen Brustkorb und blieb am Saumen meines Shirts hängen. Ruckartig zog er mich wieder zu sich und presste erneut seine Lippen auf meine. Diesmal war auch er derjenige, der seinen Körper begehrlich gegen meinen presste. Uns ging immer mehr die Luft aus, doch niemand wollte aufhören. Es war das erste Mal, dass wir uns so intim küssten.

,,Ich glaube mein Schwein pfeift!'' ertönte plötzlich so laut eine Stimme neben uns, dass wir vor Schreck auseinander zuckten. Frau Koller, eine der Lehrkräfte, starrte uns fassungslos an.
,,Sowas wird hier nicht geduldet und das auch noch im Gemeinschaftsraum! Schämt ihr euch denn nicht?'' rief sie so laut, dass es womöglich alle anderen im Raum mitbekamen.
,,Das wird auf jeden Fall der Direktorin gemeldet und jetzt sieht zu, dass ihr hier verschwindet!''

Ich war mit der Situation so überfordert, dass ich weder etwas sagen noch reagieren konnte. Denn alles, was sich in meinem Kopf wie eine Schallplatte wiederholte, war ihr letzter Satz.
,,Das wird auf jeden Fall der Direktorin gemeldet!''  Hieß das, dass meine Eltern informiert wurden? Das würde meinen Untergang bedeuten, die Chance verbauen nächsten Monat nach Hause zu können. Meine Eltern wussten nicht, dass ich auf Jungs stand und wie religiöse strenge Eltern tickten, würden sie es nicht für gutheißen. Daher hatte ich es auch vor ihnen geheim gehalten.


-----------------------------------------------------

All My SinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt