Kapitel 29

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Da ich gestern Abend offensichtlich nicht mehr joggen gegangen war entschied ich mich das am frühen Morgen direkt nachzuholen. Es gehörte zu meiner Abendroutine und wenn ich es mal nicht tat aus gewissen Gründen wollte ich es aber nachholen. Da war ich wirklich etwas streng mit mir selbst. Ich war extra früh aufgestanden, damit ich wieder zurück war, wenn George aufwachen würde.

Während ich am joggen war bekam ich eine Nachricht von George.
,,Verdammt'' fluchte ich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er so früh aufwachen würde.
Es war gerade mal kurz nach sieben. Ehe ich auf seine Nachricht klicken konnte kamen immer mehr von ihm. Irritiert klickte ich drauf und was ich las ließ mein Herz für einen Moment gefrieren.

,,Deine Eltern sind hier!''
,,Deine Mutter packt deine Sachen, ich weiß nicht was los ist...wo bist du?!''
,,Die Direktorin ist auch hier...''
,,Fuck Clay wo steckst du, ich mach mir verdammt Sorgen, was ist hier los?!''

Wieso waren meine Eltern hier? Wieso packten sie meine Sachen? Ich hatte selber von nichts eine Ahnung. Mit rasendem Herzen rannte ich so schnell wie möglich zurück und kam in einem durchwühlten Zimmer an. Meine Mutter hatte alle meine Klamotten aus den Schränken gerissen und sie in die Koffer geschmissen, während mein Vater mit der Direktorin am diskutieren war.

Meine Augen fielen zu George, der wie angewurzelt in der Ecke vor seinem Bett stand und alles mit ansah. Als er mich sah, kam er sofort auf mich zugelaufen.
,,Was ist hier los?'' fragte er mich.
,,Ich weiß es nicht'' antwortete ich ihm.

,,Da bist du ja, mach dich fertig. Wir fahren gleich'' kam es stumpf von meiner Mutter.
,,Was? Wohin?''
,,Du kommst auf ein Internat, in dem Regeln und Gottes Glauben auch wirklich durchgesetzt werden!'' rief sie, ich verstand kein Wort von dem, was sie sagte.
,,Frau Conner, wir nehmen unsere Regeln durchaus ernst. Bitte beruhigen Sie sich doch erst einmal und lassen Sie uns in meinem Büro ausführlich darüber sprechen'' kam es von der Direktorin.

,,Das Gespräch hätte schon längst stattfinden müssen! Hätte uns Frau Koller nicht angerufen und darüber informiert, was sich hier abspielt, würde unser Sohn immer mehr die Hölle betreten!''
,,Finden Sie nicht, dass Sie ein wenig mit dieser Aussage übertreiben?''
,,Schämen sollten Sie sich'' zischte meine Mutter.

,,Kann mich einer mal aufklären, worum verdammt es hier geht?!'' schrie ich durch den Raum und bekam schon verstörte Blicke von meinen Eltern, gerade von meiner Mutter. Sie hatten mich noch nie so schreien, geschweige handeln gesehen.
,,Sehen Sie sich an, was Sie mit meinem Sohn angestellt haben!''
Die Direktorin kehrte ihr den Rücken zu und kam auf mich zu. Sie machte mit mir einen Schritt aus dem Zimmer heraus, George war an meiner Seite.

,,Frau Koller hat ohne meine Erlaubnis deine Eltern kontaktiert, von dem Vorfall in der Bibliothek und dem Herausschleichen auf das Dach berichtet. Ehe ich in der Lage war deine Eltern zu informieren waren sie schon hier'' erzählte sie. Ich schaute zu George, dessen Augen sich schon mit Tränen füllten, die er versuchte zurückzuhalten. Ich nickte der Direktorin zu, ehe sie wieder hineingegangen war und drehte mich zu George.

Ich umfasse sanft sein Gesicht mit meinen Händen und schaute ihm direkt in die Augen.
,,Es ist unter keinen Umständen deine Schuld, hast du das verstanden?'' entgegnete ich ihm, da ich genau wusste, dass er sich Vorwürfe machte.
,,Ganz egal was passiert, wir bleiben zusammen, versprochen'' versicherte ich ihm, wodurch er seine Tränen nicht mehr unterdrücken konnte und sich an mich klammerte.

Auch mir fiel es verdammt schwer meine Tränen zurückzuhalten, doch ich versuchte stark zu bleiben, für uns beide. Ich wollte meinen Eltern nicht zeigen, was für eine Macht sie noch um mich hatten. Mein 18ter Geburtstag würde erst in zwei Wochen sein, ich konnte bis dahin nichts anrichten.

,,Ich liebe dich'' flüsterte ich ihm zu, woraufhin er seine Arme noch fester um mich klammerte.
Ich wusste, dass ich nichts tun konnte. Ganz egal was ich versuchen würde. Hier war unsere gemeinsame Reise vorerst zu Ende, doch nicht für immer, dafür würde ich sorgen. Wo auch immer sie mich hinschicken würden, die Macht dafür zu Sorgen, dass ich keinerlei Kontakt zu George aufnehmen konnte hatten sie nicht.

,,Los'' ertönte die Stimme meines Vaters neben mir, während er an meinem Arm zerrte, um George von mir loszubekommen, doch er hatte sich so stark an mich geklammert, dass es schon begann weh zu tun. Jedoch waren die Schmerzen an Emotionen das, was mich zerriss und das Gefühl aus den Armen einer geliebten Person wortwörtlich gerissen zu werden.

Mein Vater zog nun so stark an mir, dass ich schon beinah zurückgefallen wäre. Mit schnellen Schritten lief er und meinen Arm dabei nicht eine Sekunde los. George wollte uns hinterherrennen, doch er wurde von Nick zurückgehalten, der anscheinend alles mit angesehen hatte. Sein Blick verriet mir, dass auch er wusste, dass es nichts außer nur noch mehr Leid bringen würde.

,,Lass mich los!''
,,Clay!'' rief George mit brüchiger Stimme so laut, dass es vermutlich durch das ganze Gebäude geschallt hatte. Mehrere Schüler hatten von all dem mitbekommen, doch das war mir egal. Nick musste nun mehr denn je für George da sein, für mich. Doch ich hatte keinerlei Zweifel, dass er es nicht sein würde.

Als wir im Auto saßen und losfuhren, fühlte sich alles in mir taub an. Meine Eltern sprachen auf mich ohne Unterbrechung ein, doch ich vernahm kein einziges Wort. Meine Gedanken kreisten sich einzig und alleine um George.

Die Art, wie zerbrochen er nach mir gerufen hatte.
Die Art, wie verzweifelt und verloren er mich angeschaut hatte.
Mich festgehalten hatte als würde sein Leben davon abhängen.
Und ich rein gar nichts tun konnte.

,,Glaubst du, dass wir in 10 Jahren wirklich noch zusammen sind?'' kam die Frage von ihm.
,,Glaubst du das etwa nicht?'' fragte ich.
,,10 Jahre ist eine lange Zeit, vieles kann bis dahin passieren. Aber ich hoffe, dass wir es sind.''
,,Werden wir'' versicherte ich ihm und gab ihm einen Kuss seitlich auf die Stirn.

Tränen liefen meine Wange hinunter, die sich wie reines Feuer anfühlte. Was auch immer passieren mochte, wo auch immer wir sein würden, ich würde uns nicht aufgeben. Ich hoffte, dass er das wusste. Dass er wusste, wie sehr ich mich in diesen Idioten verliebt hatte. Wie dankbar ich war ihn kennenlernen zu dürfen, denn er hatte mir gezeigt, dass ich mich nicht verstellen musste, um akzeptiert zu werden. Gezeigt, wie schön Liebe sich anfühlen konnte.

Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Es war nicht vorbei mit uns, so sehr meine Eltern auch versuchen würden mich von ihm fernzuhalten. Ich war schon lange nicht mehr ihr kleines perfektes Spielzeug, dass sich nicht einmal traute in ihrer Gegenwart zu fluchen. Diese Zeiten waren vorbei.


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Crazy Ende, sogar ich hab fast geheult😂

Also ja, schon ein sad ending, doch viel mehr ein offenes - weshalb?
Für den Fall, dass es eines Tages einen zweiten gibt, sofern ihr diesen wollt! :P 


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