Kapitel 19

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Nachdem ich am Abend vom Joggen wiedergekommen war, sah ich George auf meinem Bett schlafen. Er war den ganzen Tag über schon relativ müde gewesen. Ich hatte mich extra mit dem Joggen beeilt, nun konnte ich wohl entspannt duschen gehen. Während ich mir frische Klamotten aus dem Schrank bereitlegte schaute ich immer wieder zum schlafendem George hinüber. Wenn er schlief, wirkte er wie der friedlichste Mensch der Welt.

,,Du bist der erste der es geschafft hat zu ihm durchzudringen, zerstör das nicht.'' Die Worte seines besten Freundes hatten sich wie eine Narbe in mein Hirn gebrannt. Worte, die mir sagten, was ich tun sollte - bei ihm bleiben. Natürlich wollte ich ihn nicht verlassen, das hatte ich auch nie vor, doch für mich stand von Anfang an schon nicht zur Debatte hier bleiben zu wollen und das wusste George auch oder hatte er es inzwischen schon verdrängt?

Ein Seufzen entfuhr mir, während ich das Shampoo aus meinen Haaren wusch. Wollte ich denn wirklich noch so unbedingt zurück? Dort würde dieses ganze Verstellen wieder beginnen und da war ich inzwischen schon total herausgewachsen, denn hier konnte ich ich sein. Natürlich gab es hier genauso Regeln, die einfach nur zum Kotzen, doch nichts im Vergleich zu meinen Eltern waren. Es war keine einfache Entscheidung.

Als ich die Duschkabine verließ, lief ich zu meinem Spind, der neu in den Duschräumen eingeführt wurde. Ich nahm meine Klamotten sowie mein Handy heraus und sah, dass Karl mir geschrieben hatte.
,,Ist alles geregelt, sollte am Samstag um 11 Uhr da sein'' hatte er geschrieben.
Übermorgen würde er also herkommen.

Ich hörte wie jemand den Duschraum betrat, so neigte ich meinen Kopf zur Seite und sah Nick. Er widmete mir einen kurzen Blick und lief zur anderen Seite zu den Spinden. Ich fühlte eine gewisse Anspannung zwischen uns, vor allem seit wir das erste Mal wirklich miteinander gesprochen hatten.

,,Ich weiß, dass ich dir keine Rechenschaft schuldig bin, aber ich würde George niemals mit Absicht verletzen wollen. Das wollte ich nur klarstellen'' entgegnete ich ihm. Er drehte sich zu mir um und schaute mich an, sagte jedoch nichts und betrat eine der Duschkabinen. Irritiert starrte ich ihm hinterher. Konnte es sein, dass er mich gar nicht mochte? Doch weshalb?

Als ich wieder im Zimmer ankam, war George noch immer am schlafen. Ich ließ mich auf sein Bett fallen. Ich entsperrte mein Handy und öffnete die Nachricht von Karl, da ich ihm noch nicht darauf geantwortet hatte.
,,Cool, kann's schon kaum abwarten!''
Gerade als ich mein Handy zur Seite legen wollte vibrierte es.
,,Also gibst du zu, dass du deinen Schatz vermisst?''
,,Immer doch, was würde ich nur ohne dich tun?'' antwortete ich grinsend.

,,Vergiss nicht deinen Slip zu tragen, den wir zusammen gekauft haben'' schrieb er mit einem zwinker Emoji. Bei der Nachricht musste ich laut loslachen und stoppte mich selbst, um George nicht zu wecken. Karl sein Humor war schon immer einzigartig gewesen.
,,Den schwarzen oder den weinroten?''
,,Natürlich den weinroten, passt zu deinen süßen blonden Haaren''
Darauf antwortete ich nur mit einem zwinker Emoji.

Ich streckte mich beim Gähnen. Meine Augen wurden allmählich schwer und fielen mir zu. Das Joggen hatte mich ziemlich müde gemacht. Während ich einschlief, bemerkte ich nicht, dass mein Handy mir aus der Hand fiel und auf dem Boden landete.


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