Kapitel 5

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Clays PoV

Es gab eine Cafeteria im Gebäude, bei der man sich sein Frühstück, Mittag sowie Abendessen holen konnte. Ich saß mit Niel gerade beim Frühstück als ich George von weitem schon den Raum betreten sah. Instinktiv stieß ich ein ein Seufzen aus.
,,Alles okay?'' fragte Niel mich sofort, woraufhin ich nur nickte. Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite und sah George ebenfalls, was ihn zum Nachdenken brachte.

,,Ich hoffe du hast meinetwegen keine Probleme mit ihm'' kam es unsicher von ihm.
,,Hm? Nein, wieso?'' Er zuckte mit den Schultern.
,,Es wirkt so, als würde er auch dir eine harte Zeit geben.''
,,So ist er halt, schätze ich'' lächelte ich ihn an, damit er sich keine Sorgen machte.

,,Was willst du dann von mir?''
,,Dass du aufhörst jemanden vorzugeben, der du nicht bist. Wenn ich eins nach Luschen nicht abkann, dann Hochstapler''

Seine Worte hatten mich zugegeben getroffen. Denn ich wusste, dass ich ein Hochstapler war. Dass ich mich verstellte und die meiste Zeit jemand vorgab zu sein, der ich nicht war. Doch was er nicht wusste war, dass mir keine andere Wahl blieb. Bei Eltern wie meinen konnte ich eine Wahl nicht einmal in Erwägung ziehen.

Zudem ich nicht verstand, was wirklich sein Problem war. Selbst wenn er solche Menschen nicht leiden konnte, konnte es ihm dennoch egal sein. Er musste mit mir schließlich nichts zu tun haben. Wir waren nur Zimmergenossen, nicht mehr und nicht weniger.

,,War er eigentlich schon immer so?'' fragte ich Niel, während ich George beobachtete. Er saß bei zwei anderen Typen am Tisch. Mit einem von ihnen hatte ich ihn schon was öfters gesehen, Nick musste sein Name gewesen sein.
,,Meinst du, ob er schon so drauf war als er herkam?'' Ich nickte.
,,Ja, er war schon immer so'' antwortet er nun.

Ich schaute von George wieder auf mein Teller, ich wollte ihn nicht beobachten.
,,Es ging mal das Gerücht herum, dass er wegen seines Vaters so wäre'' kam es von Niel.
,,Wieso wegen seines Vaters? Wie kommt man darauf?'' hackte ich nach.
,,Sie sollen anscheinend kein gutes Verhältnis miteinander haben. Einmal war sein Vater sogar hier, das war beim Vorfall mit seinem letzten Zimmerpartner'' erzählte er.

,,Was ist passiert?'' fragte ich.
,,Er war gerade mal zwei Tage hier, bevor er gegangen ist. George hat ihn rund um die Uhr bis aufs letzte fertig gemacht.'' Also ähnlich wie bei mir, wobei ich es relativ harmlos fand. Bei seinem alten Zimmergenossen musste er also wirklich draufgelegt haben.

,,Wer ist der Typ vor ihm?'' fragte ich. Niel wagte einen kurzen Blick über seine Schultern.
,,Das ist Nick, er ist eigentlich ganz in Ordnung. Wie er sich mit jemanden wie George herumschlagen kann weiß so ziemlich niemand, aber sie sollen sich anscheinend auch schon vorher gekannt haben. Sie kamen beinah zeitgleich zum Internat.''

,,Du weißt ganz schön viel über die Leute hier, oder?'' scherzte ich.
,,Man sagt doch, man soll seinen Freunden nah und seinen Feinden noch näher stehen'' scherzte er, woraufhin ich auflachte.
,,Vieles bekommt man auch so mit, Gerüchte und sowas verbreiten sich hier schnell'' fügte er hinzu.

Aus dem Augenwinkel sah ich George aufstehen und auf uns zukommen. Es hatte so ausgesehen als hätte Nick versucht ihm davon abzuraten herzukommen. Er ließ sich neben Niel nieder und legte dabei seinen Arm wieder um ihn. Dabei schaute er jedoch mir direkt in die Augen, denn er wusste, dass ich es nicht mochte, wenn er sich an Niel vergriff. Zudem ich ihn gebeten hatte es zu lassen.

,,Was machen die Turteltäubchen denn so?'' kam es von ihm.
,,Turteltäubchen?'' sprach ich ihm mit hochgezogener Augenbraue nach.
,,Ja, man sieht euch immerhin nur noch zu zweit'' grinste er.
,,Eifersüchtig?'' grinste ich ebenfalls, doch schaute ihn dabei nicht an. Als ich meinen Blick wieder anhob hatten sich seine Augen zu Schlitze geformt.
,,Hättest du wohl gerne'' kam es von ihm.
Eine merkwürdige Anspannung machte sich breit und das schien auch Niel zu bemerken.

Sobald irgendetwas mit George zu tun hatte vergaß ich, dass ich nett bleiben sollte, doch bei ihm war es einfach nicht möglich. Er konnte den Teufel aus einem nur herausholen. Irgendwo blieb ich zwar trotz allem nett, doch nicht so, wie ich es normalerweise gewesen wäre. Meine Präsenz hier war wirklich anders als außerhalb des Internats und es gefiel mir, dass ich mich weniger verstellte.

Mir war bewusst, dass George mein wahres Ich sehen wollte, daher strengte ich mich bei ihm auch schon gar nicht mehr an. Sollte er es jedoch meinen bei mir zu weit treiben zu müssen, würde er mich von einer ganz anderen Seite kennenlernen.


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Von Kapitel zu Kapitel legt Clay seine nette Fassade ab  - epic

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