All My Sins

Kapitel 2

Es machte mich wahnsinnig, wie ich seinen Blick auf mir pausenlos spürte, während ich in Ruhe versuchte meine Koffer auszupacken. Wieso wurde ich ausgerechnet mit so einem Vollpfosten in ein Zimmer gesteckt? Es klopfte an der Zimmertüre, kurz darauf kam ein etwas kleinerer hellblonder Junge herein.
,,Hallo, bist du Clay Conner?'' fragte er mich sichtlich nervös.
,,Ja, wieso?'' entgegnete ich ihm und legte mein Shirt, welches ich in der Hand hielt, zur Seite.
,,Ich bin - '' fing er an zu sprechen, doch wurde von meinem Zimmergenossen unterbrochen, der seinen Arm um ihn legte.
,,Niel, mein guter Freund. Ich denke nicht, dass dich jemand hereingebeten hat.''

Ich musterte die beiden, Niel wirkte ziemlich angespannt und unwohl.
,,Tut mir leid George, ich soll - ''
,,Hm? Was sollst du?'' unterbrach George ihn erneut. Was war sein Problem?
,,Ich soll den Rundgang mit Clay machen'' wurde Niel leiser und senkte seinen Blick.
,,Ich glaube nicht, dass er deinen Arm um sich haben will'' wandte ich nun ein.

George schaute mich mit einem Grinsen auf seinen Lippen an, welches nach Provokation schrie.
,,Niel und ich sind Freunde, nicht wahr?'' richtete er seinen Blick wieder auf ihn.
Niel nickte, doch es wirkte gezwungen.
,,Ich bin hier sofort fertig, dann können wir los'' entgegnete ich Niel, der mir ein kurzes Lächeln widmete, ehe George von ihm ab und sich wieder auf sein Bett fallen ließ.

Nachdem wir losgegangen waren herrschte zunächst Stille, er wirkte bedrückt.
,,Ist alles in Ordnung?'' fragte ich ihn.
,,Oh, ja. Tut mir leid'' entschuldigte er sich sofort.
,,Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Das weißt du, oder?''
Er schaute mich mit geweiteten Augen an, als hätte er zum ersten Mal so etwas gesagt bekommen.

,,Es ist offensichtlich, dass er nicht dein Freund ist'' entfuhr es mir nun.
,,Hm?'' machte er.
,,George.'' Wieder senkte er seinen Blick und nickte nur schweigend.
,,Belästigt er dich?'' fragte ich nun.
,,Es ist nicht nur er, viele hier tun das'' erzählte er.
,,Wieso unternimmst du nichts dagegen?'' fragte ich.
,,Damit es schlimmer wird?'' entgegnete er kopfschüttelnd.

Er fing an vom Internat zu erzählen und lenkte somit vom Thema ab.
,,Auf der linken Seite des Gebäudes befinden sich die ganzen Unterrichtsräume oder auch Räume, in denen man einfach seine Zeit verbringen kann. Auf der rechten befinden sich die Zimmer, wie du bereits weißt. Unter anderem auch die Duschen.''

,,Die Duschen sind nicht im Zimmer?'' entfuhr es mir verwundert. Ich hatte noch keine Gelegenheit mir das Badezimmer anzuschauen, daher war mir das nicht bewusst gewesen.
,,Ja, leider. Ab 22 Uhr herrscht auch Ausgangsverbot, daher solltest du dich nach 22 Uhr nicht mehr woanders als deinem Zimmer aufhalten. Wird man erwischt, bringt das Konsequenzen mit sich.''

,,Gibt es sonst noch etwas, worauf ich achten sollte?'' fragte ich nach. Er schien an etwas zu denken, doch zögerte es auszusprechen.
,,Du solltest dich von George fernhalten, er ist kein Freund und hackt auf anderen nur herum...''
,,Das ist mir bereits bewusst, aber danke'' lächelte ich ihn an.

Es war offensichtlich, dass George auf Leuten herumhackte, gerne zu provozieren schien und nach Aufmerksamkeit strebte. Natürlich musste ich mit genau so jemanden ein Zimmer teilen. Jemand wie Niel wäre mir da schon viel lieber gewesen, er schien unkompliziert gewesen zu sein.

,,Ich verschwinde dann mal, wir sehen uns'' zwinkerte George mir zu, ehe er ruckartig ging. Nachdem er gegangen war konnte ich endlich einmal tief ausatmen und mich für einen Moment nicht anstrengen den netten spielen zu müssen - jedenfalls in seiner Gegenwart. Denn er war eine echte Herausforderung, die an meinen Nerven zog.

Noch am selben Abend stellte er mich erneut auf die Probe, denn wieder hatte er seine Klamotten im ganzen Zimmer verteilt und auch auf mein Bett gelegt. Ich sammelte sie alle ein und schmiss sie auf sein Bett. Ich versuchte zwar den netten zu spielen, doch das hieß nicht, dass ich mir alles gefallen lassen musste.

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