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Der Wasserstrahl ist voll aufgedreht, wodurch eine Lautstärke im Bad herrscht, die mich vergessen lässt, dass im Nebenraum die anderen sich fertig machen, damit sie gleich zum Frühstück gehen können.
Vielleicht sind sie auch schon aus unserem Schlafsaal verschwunden und auf dem Weg zur Großen Halle.
Es ist Wochenende, und ich bin heute als Letzter ins Bad gekommen. Ich habe die anderen gebeten, nicht auf mich zu warten sondern zum Frühstück vorzugehen, und vermutlich können sie sich denken, warum ich diese Bitte geäußert habe, aber es ist nicht so, dass sie nicht alle vollstes Verständnis haben. Wir alle kennen das Problem hier in Hogwarts, von wegen Privatsphäre und so.
Ich liebe diese Momente.
Momentan vermisse ich Sex so sehr, dass es mich auch zwischendurch so überkommt, dass ich nicht mit dem warten kann, was ich gerade tue. Trotzdem habe ich mich natürlich immer noch mehr unter Kontrolle als Greg, den es nicht kümmert, wenn Theo, Blaise und ich ihm zuhören müssen.
Einmal war Theo so sauer – und bei ihm dauert es wirklich, bis er so aus der Haut fährt – dass er, nachdem Blaise und ich Greg bereits ermahnt hatten, mitten in der Nacht aufgesprungen ist, das Licht angeschaltet und Gregs Bettdecke beiseite gezogen hat, ehe er ihn anranste, gefälligst im Bad weiter zu machen, was dieser dann auch schamlos tat.
Aber das sind Dinge, für die in meinem blutleeren Hirn gerade nicht wirklich Platz ist.
Immer wieder zwischendurch ist der Drang so stark, dass ich in den Pausen für ein kurzes Rendezvous mit meiner rechten Hand auf dem Klo verschwinde. Gelegentlich reizt mich Hermines Anwesenheit so sehr, wenn wir beispielsweise zusammenarbeiten und dicht nebeneinander sitzen, dass ich mich sogar unter dem Vorwand, zur Toilette zu müssen, kurz aus dem Unterricht verabschiede. Natürlich gehe ich dann tatsächlich in die Toilettenräume, aber für etwas anderes als das, was die Lehrer denken.
Aber dann muss es schnell und leise gehen, schließlich will niemand blöd angestarrt werden, wenn er vom Klo wiederkommt.
Hier habe ich Zeit.
Denn eigentlich hasse ich es, mich dabei abzuhetzen.
Nein, ich mag es lieber, mir Zeit zu nehmen, meine Gedanken schweifen zu lassen.
Manchmal frage ich mich, was Hermine dazu sagen würde, wenn sie wüsste, an was ich denke, während ich es mir unter der Dusche selber mache. Vermutlich wäre ich ruckzuck einen Kopf – oder ein anderes Körperteil – kürzer.
Und ich frage mich, während ich meine Hand rhythmisch bewege, ob sie die Dinge, die ich mir vorstelle mit ihr zu tun, in der Realität genauso genießen würde wie in meiner Vorstellung.
Wenn es schnell gehen muss, in der Pause oder während des Unterrichts bei meinen angeblichen Toilettengängen, dann sind auch meine Fantasien schnell und hart.
Aber das ist es eigentlich nicht, wie ich es gerne mit ihr tun würde.
Nein, ich würde es gerne so mit ihr tun, wie ich es mir gerade vorstelle.
Ich würde sie langsam, Kleidungsstück für Kleidungsstück, ausziehen. Und dann würde ich sie verwöhnen, von Kopf bis Fuß, mit Händen, Lippen und Zunge. An jedem verdammten Zentimeter ihres Körpers.
Bei der Vorstellung wird die Bewegung meiner Hand schneller.
Ich stelle mir vor, wie ich sie kommen lasse, nicht nur einmal, sondern mehrmals, bis sie ein zitterndes und wimmerndes, vollkommen hilfsloses Bündel unter mir ist. Erst dann tue ich das, worum sie mich die ganze Zeit anfleht, und schlafe mit ihr.
Der Gedanke, mich in ihr zu bewegen, gibt mir wie immer den Rest.
Meine Hand, mit der ich mich an den kühlen Fliesen abstütze, ballt sich zur Faust.
Ich kann ein erleichtertes Aufstöhnen nicht unterdrücken, als ich endlich das ersehnte Kribbeln und Ziehen in der Lendengegend spüre.
Mit einem Seufzen lehne ich erschöpft meine Stirn an die Fliesen, während ich mich wieder einmal frage, warum ein so verflucht gutes Gefühl nur so scheiße kurz anhalten muss. Vielleicht müsste man es gar nicht so häufig tun, wenn der Moment mal länger anhalten würde.
Obwohl... Vielleicht wäre der Reiz dann sogar noch größer.
Ich spüle die Fliesen sauber und wasche mich dann selbst, ehe ich mich gründlich abtrockne.
Währenddessen frage ich mich, ob das Wiesel es ihr so macht, wie sie es verdient hat. Ich kann ihn mir tatsächlich nicht als befriedigenden Liebhaber vorstellen, aber vielleicht sind das auch nur meine falsche Wahrnehmung und meine Vorurteile, keine Ahnung.
Ich rede mir zumindest ein, dass Hermine süchtig nach mir werden würde, wenn sie einmal den Vergleich haben würde. Aber leider wird es dazu wohl niemals kommen.
Kurz darauf betrete ich die Große Halle.
Es ist wie ein innerer Zwang, dass ich im Vorbeigehen zum Gryffindor-Tisch schaue.
Ich frage mich, ob es jedes Mal Zufall ist, dass sie zum Eingang blickt, wenn ich später zum Frühstück komme.
Ein gemeiner, verräterischer Teil in mir hofft, dass sie es mit Absicht tut.
Dass sie zum Slytherin-Tisch schaut, ob ich da bin.
Und dass sie wartet, bis meine Jungs die Halle betreten. Sich dann fragt, warum ich nicht dabei bin. Und dann gespannt darauf wartet, wann ich auftauche.
Schwachsinn, natürlich. Kompletter Schwachsinn.
Sie hat das Wiesel, das auch jetzt neben ihr sitzt und mit einer Hand Essen in sich reinschaufelt, während er mit der anderen über ihren Rücken streicht.
Ich bekomme Brechreiz.
Dieser verfliegt aber sofort, als sich meiner und Hermines Blick miteinander verhaken und sie mich anlächelt.
Meine Mundwinkel heben sich ohne mein Zutun.
Weasley sieht auf und natürlich bemerkt er es.
Seine Hand wandert von ihrem Rücken zu ihrer Schulter und dreht sie zu sich.
Unser Blickkontakt bricht ab.
Ich beeile mich, zum Slytherin-Tisch zu kommen und mich zu setzen.
Wortlos starre ich wieder zu ihr hinüber.
Weasley redet aufgebracht auf Hermine ein, während sie vehement den Kopf schüttelt und genervt wirkt.
„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Sonnenschein.“
Ich reiße meinen Blick von dem Goldenen Heldentraumpaar los und fixiere Blaise.
„Morgen“, brumme ich mit Verspätung.

Friendship and other Disasters (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt