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„Sag mal Greg, hast du keinen Hunger mehr?“
Blaise lugt auf Gregs leere Schüssel, aus der dieser eine verschwindend geringe Menge an „Cheeri-Owls“ zum Frühstück gelöffelt hat, während wir drei anderen Müsli und Brötchen verspeisen.
„Nee, bin satt“, brummt Greg knapp.
Ok, Greg war schon immer nicht der gesprächige Typ, aber mir fällt auf, dass er in den letzten Tagen ziemlich wortkarg gegenüber Theo und Blaise ist.
„Alter, das ist nicht mal ein Achtel von dem, was du sonst isst“, sagt Blaise und legt die Stirn in Falten.
Greg reagiert nicht.
Blaise' Augen verengen sich, während er Greg mustert, ehe er sich enthusiastisch über den Tisch lehnt und nach einer großen Schüssel angelt.
„Guck mal, Greg“, säuselt er und wedelt mit der Schüssel unter Gregorys Nase rum. „Die Elfen haben Schokokugeln gemacht!“
Wir alle wissen, Greg würde sterben für diese riesigen Schokokugeln, während wir anderen sie schon recht abartig finden mit ihrer Erbeermousse- und Schlagsahnefüllung.
„Hab echt keinen Hunger.“
Blaise stellt die Schüssel weg, packt Greg an den Schultern und dreht ihn zu sich, so dass er ihm intensiv in die Augen schauen kann. Greg erwidert seinen Blick gleichgültig.
Blaise lässt ihn wieder los und schaut zu Theo und mir.
„Leute, Greg ist kaputt“, stellt er todernst fest und Theo prustet.
„Sag mal, du hast aber nicht Sorgen wegen der Prüfungen?“, hakt Blaise nach. „Du isst seit Tagen nicht mehr richtig.“
Wir stecken mitten in der Prüfungsphase und es ist tatsächlich etwas stressig.
„Nö“, kommt es kurz angebunden von Greg.
„Lass ihn“, sage ich zu Blaise und dessen Kopf ruckt sofort zu mir.
„Was weißt du, was wir nicht wissen?“, fragt er.
„Greg möchte sich körperlich verändern“, sage ich vorsichtig und sofort kommt Leben in Greg.
„Pssst!“, macht er erschrocken.
Ich schaue mich um.
Es ist total laut beim Frühstück und keiner schenkt unserem Gespräch Beachtung.
„Wie? Du willst abnehmen?“, fragt Blaise überrascht.
„Pssst!“, macht Greg wieder und klingt dabei nun fast panisch.
Kurz schweigen wir.
„Vielleicht solltest du dann mit uns laufen kommen“, sagt Blaise dann.
„Hab ich ihm auch schon gesagt“, sage ich.
„Ja, mach ich, ok? Aber jetzt haltet die Klappe“, zischt Greg.
Blaise zeigt sich unbeeindruckt.
„Wenn das dein Ernst ist“, sagt er. „sind die ab jetzt aber untersagt.“
Er hebt demonstrativ die Packung „Cheeri-Owls“ hoch und stellt sie weiter weg von Greg.
„Weißt du, wie die voll Zucker stecken? Iss lieber was Vernünftiges, aber dafür dann auch eine normale Portion davon.“
„Wie?“, fragt Greg verwirrt und schaut ihn an.
„Na, es geht in erster Linie nicht darum, wieviel du isst, sondern was du isst“, sagt Blaise und klingt dabei so oberlehrerhaft, dass Theo und ich einen Blick tauschen und anfangen zu lachen. „Du musst gesunde Sachen essen, die satt machen.“
„Zum Beispiel?“, fragt Greg skeptisch.
„Zum Frühstück zum Beispiel Porridge“, erklärt Blaise und klatscht Greg tatsächlich auch sofort eine Kelle in die leere Schüssel.
„Haferbrei?“, fragt Greg leicht angewidert.
„Hey, ich esse den oft, der ist lecker“, sagt Blaise beleidigt. „Am besten machst du dir noch ein paar Nüsse drüber. Und mittags viel Hülsenfrüchte essen.“
Er schaut böse zu Theo und mir.
„Was ist so witzig?“, fragt er, da wir die ganze Zeit lachen.
„Nichts, Professor Zabini“, witzel ich und Theo lacht noch mehr.
„Hä? Seid ihr bescheuert?“, fragt Blaise.
Neben ihm fängt Greg zögerlich an, sein Porridge zu essen.
„Sorry, aber wir wussten nicht, dass an dir ein Lehrer für Ernährung oder so verloren gegangen ist“, grinse ich.
„Na hör mal“, erwidert Blaise beleidigt. „Meinst du, als Quidditch-Kapitän beschäftigt man sich nicht auch mit Ernährung?“
„Ist ja gut“, sage ich amüsiert.
„Warum willst du das eigentlich plötzlich, Greg?“, fragt Theo neben mir interessiert.
Greg hebt seinen Blick vom Porridge und schaut Theo flüchtig etwas giftig an – vermutlich schmeckt ihm das Essen tatsächlich nicht – ehe er wieder stur in seinen Brei schaut.
„Nur so“, brummt er abweisend.
„Wie ist eigentlich euer Gefühl für die heutige Prüfung?“, frage ich, in erster Linie, um von Greg abzulenken, denn ich habe das Gefühl, das ganze ist ihm unangenehm.
„Puh, ich hoffe das wird was“, sagt Theo leicht beunruhigt. „Wenn viel aus den vergangenen Jahren abgefragt wird, haben wir echt die Arschkarte.“
Blaise nickt bestätigend.
Auch ich bin etwas nervös.
Eigentlich habe ich das Gefühl, auf alle Prüfungen sehr gut vorbereitet zu sein, aber Muggelkunde ist so eine Sache.
Wir haben es dieses Jahr als Pflichtfach aufgebrummt bekommen, was mittlerweile eigentlich sogar ok für mich ist, hat es mir doch irgendwie geholfen, Hermines Welt ein wenig mehr zu verstehen.
Aber in den Abschlussprüfungen wird eben nicht nur das abgefragt, was in diesem Schuljahr dran kam.
Klar, es wurde auch noch mal flüchtig vor den Prüfungen das im Unterricht wiederholt, was in den letzten Jahren wichtig war, aber es ist eben nicht das gleiche.
Ich weiß, dass im Lehrerkollegium heiß diskutiert wurde, ob wir überhaupt die Prüfung in dem Pflichtfach ablegen sollen – eben genau aus diesem Grund: Weil es eigentlich unfair ist. Die, die das Fach schon die ganzen Jahre belegt haben, haben natürlich einen klaren Vorteil. Aber dann wurde doch beschlossen, dass wir die Arbeit schreiben sollen, um zu vermeiden, dass manche von uns vielleicht ihre Zeit in dem Kurs sonst nur absitzen würden.
Wir schreiben die Prüfung gleich nach dem Frühstück, und mit einem etwas flauen Gefühl betrete ich schließlich den Prüfungsraum.
Hermine hat mich nach dem Frühstück kurz abgefangen, meine Hand gedrückt und mir zugeflüstert, dass sie mir Glück wünscht und ich das schon schaffe. Ich habe jetzt noch das Gefühl, ihren flüchtigen, liebevollen Händedruck zu spüren.
Ungeduldig starre ich schließlich das Pergament vor mir an, was so herum auf meinen Tisch geschwebt ist, dass ich die Rückseite sehen kann.
„Wenn Sie gleich die Pergamente umdrehen, vergessen Sie nicht, auf jede Seite Ihren Namen zu schreiben“, höre ich nebenbei die Ansage. Dann: „Sie können jetzt starten.“
Allgemeines Rascheln ist zu hören, als alle ihre Pergamente umdrehen.
Mein Blick fällt auf die erste Seite und ich muss flüchtig grinsen.
Dort steht:
Erklären Sie mit eigenen Worten die folgenden Muggelsprichwörter:
1. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Muggelsprichwörter habe ich tatsächlich außerordentlich gut verinnerlicht, die erste Aufgabe ist für mich also sozusagen geschenkt.
Ich blättere hastig die anderen Seiten durch.
Nach hinten hin wird es immer schwieriger. Es wird nach Muggel-Medizin und Muggel-Technik gefragt, nach den Geldwerten und später dann nach der politischen, religiösen und allgemeinen Struktur in der Muggelwelt. Aber ich entdecke auf den ersten Blick nichts, was ich nicht weiß.
Zufrieden tauche ich meine Feder in die Tinte.




Friendship and other Disasters (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt