46

210 6 0
                                    

Ich weiß in dem Moment, in dem ich ihn sehe, dass Marcus auf Ärger aus ist.
„Wie geht’s? Ist ja ewig her, dass wir uns gesehen haben“, sagt er, zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette, lässt den Stummel fallen, tritt flüchtig mit dem Absatz darauf und lässt ihn einfach liegen.
Ich bin mir sicher, er macht es nur, weil er weiß, dass es mich ärgert, dass er das Grundstück meiner Eltern verdreckt.
„Ja, tatsächlich“, bestätige ich. „Das war glaube ich in der Nokturngasse, als du versucht hast, mich mit dem Cruciatus zu treffen, um unsere maskierte Begleitung zu amüsieren, richtig? Hallo, Adrian.“
Den letzten Satz habe ich an den Angesprochenen gerichtet, der immer noch neben Marcus steht und die Situation still und abwartend beobachtet.
Marcus lacht.
„Na, zumindest dein Gedächtnis hat nicht gelitten, wenn auch alles andere scheinbar“, sagt er.
„Naja, solche Dinge vergisst man nicht so schnell“, sage ich.
„Ach, Draco, komm, nimms nicht so ernst“, sagt Marcus gelassen.
„Natürlich nicht“, entgegne ich sarkastisch. „War ja nur ein dummer-Jungen-Streich, richtig?“
„Was soll das, Marcus?“, mischt sich Blaise ein. „Du redest hier mit einem der Gastgeber. Vielleicht hättest du einfach nicht kommen sollen.“
„Vermutlich“, sinniert Marcus. „Hätte ich gewusst, was hier so rumläuft, hätte ich keinen Fuß hierher gesetzt.“
Ich spanne mich an und fühle kurz Theos Hand in einer beschwichtigenden Geste auf meinem Rücken.
„Vorsicht“, knurre ich.
Marcus schüttelt fast angewidert den Kopf.
„Ich hätte selbst von dir nicht gedacht, dass du so tief sinken kannst“, sagt er. „Da kann man nur hoffen, dass dein Vater die richtigen Konsequenzen zieht.“
„Halt einfach den Rand, Marcus“, sagt Blaise ruhig.
„Bin schon ruhig“, grinst Marcus und tut so, als würde er seinen Mund mit einem Schlüssel verschließen. „Adrian und ich gehen jetzt noch ein wenig rein, nicht wahr?“
Zu meiner Überraschung reagiert Adrian nicht und weicht sogar Marcus' Blick aus.
„Ich meine“, fährt Marcus fort. „da drin laufen ja genug Mädchen rum, die eine saubere Hintergrundgeschichte mitbringen, wenn ihr versteht, was ich meine.“
Provokativ schaut er mich an.
„Hör auf, Anspielungen auf sie zu machen“, zische ich, ist mir doch klar, dass er auf Hermines „schmutzige“ Herkunft hinweisen will.
„Was meinst du?“, fragt Marcus so unschuldig, dass mir die Galle hochkommt. Und ich bin mir sicher, das nächste, was er sagt, kommt einfach nur von ihm, weil er ein Mistkerl ist und nicht, weil er uns bewusst provozieren möchte. „Wie auch immer. Wir wollten mal schauen, ob wir die Greengrass-Schwestern ansprechen. Unfassbar, was aus den beiden Mädchen geworden ist, oder? Gerade die Kleinere der beiden.“
Ihm ist nicht bewusst, auf welch dünnem Eis er sich gerade bewegt, dessen bin ich mir sicher.
„Ich meine“, fährt er fort. „habt ihr mal gesehen, was sie für ein Kleid anhat? Sie schreit ja förmlich danach, dass-“
Wir reagieren alle gleichzeitig und gerade rechtzeitig.
Blaise packt blitzschnell Gregs Arm, als dieser vorspringen will, während ich einen halben Schritt nach vorne und gleichzeitig zur Seite mache und mich so halb vor Greg positioniere, um zwischen ihm und Marcus zu stehen.
Theo steht scheinbar gleichgültig daneben und guckt beinahe gelangweilt, aber ich kenne ihn gut genug. Adrian und Marcus werden es nicht bemerkt haben, aber Theo hat ganz nebenbei sein Jackett geöffnet und die eine Seite beiläufig beiseite geschlagen, seine Hand liegt wie zufällig an seinem Gürtel direkt neben seinem Zauberstab.
„Salazar, was ist denn mit eurem Gorilla los?“, fragt Marcus abfällig. „Draco, halt mal deinen Wachhund kürzer an der Leine.“
„Achte du mal lieber auf dein Mundwerk“, knurre ich.
„Was ist dein verdammtes Problem? Geht es gerade um das Greengrass-Mädchen?“
„Ja“, sage ich drohend. „Sie kann tragen, was sie will, Marcus. Nichts gibt dir das Recht, so über sie zu reden.“
„Salazar, was ist eigentlich nicht ganz richtig bei dir, Draco? Ich hätte nie gedacht, dass du mal so ein Weichei wirst. Hat das Sch-, ich meine natürlich, diese Muggelgeborene dich dazu gemacht?“
„Ich denke, es ist besser-“, beginne ich.
„Gibt es ein Problem, die Herren?“
Wir alle haben ihn nicht kommen hören und ich starre meinen Vater überrascht an.
„Natürlich nicht, Mr Malfoy“, sagt Marcus mit einem süffisanten Grinsen.
„Das sehe ich anders“, knurre ich. „Du solltest sofort diese Veranstaltung verlassen, Marcus.“
„Draco! Mit welcher Begründung wirst du so unfreundlich zu unseren Gästen?“, fragt Vater.
„Abgesehen davon, dass Marcus Flint keine Manieren hat“, sage ich bemüht ruhig. „dulde ich keine Beleidigungen bezüglich meiner Freundin.“
Marcus schnaubt abfällig.
„Du wirst mir doch keinen Vorwurf daraus machen, dass ich gewisse Bedenken geäußert habe“, sagt er gespielt unschuldig. „Und so, wie ich deinen Vater kenne, unterschreibt er meine Äußerungen sofort.“
Kurz grinst Marcus siegessicher und will sich auf den Weg zurück in den Salon begeben, als mein Vater flüchtig seine Hand auf seinen Zauberstab legt.
„Sicherheitsdienst“, sagt er ruhig.
Mit einem leisen Ploppen erscheinen zwei unserer Angestellten.
„Mr Malfoy? Gibt es ein Problem?“
„In der Tat“, bestätigt mein Vater. „Mr Flint hier möchte unseren Kreis frühzeitig verlassen.“
„Sehr wohl, Sir.“
Mein Kopf ruckt zu meinem Vater, der aber den Sicherheitsbeauftragten anschaut.
Auch Marcus starrt ihn an.
„Das ist ein Scherz“, sagt er, und als unser Angestellter seinen Arm greifen will, weicht er aus. „Ich werde aus dem Hause Malfoy geworfen und... diese Person ist hier willkommen? Der Name Malfoy ist tatsächlich das Allerletzte.“
„Bitte begleiten Sie den jungen Herren doch hinaus“, sagt Vater ruhig.
„Keine Sorge, ich gehe freiwillig“, zischt Marcus und dreht sich ruckartig um.
„Was ist mit Mr Pucey?“, fragt Vater in meine Richtung, als Marcus sich entfernt hat.
Adrian, der bisher den Boden vor sich betrachtet hat, sieht auf und unsere Blicke verhaken sich kurz miteinander.
„Nichts“, sage ich. „Alles in Ordnung.“
„Dann können Sie gehen“, weist mein Vater den Sicherheitsdienst an.
Adrian schenkt mir ein flüchtiges, beinahe dankbares Lächeln und ich nicke ihm kaum bemerkbar zu.
Dann versuche ich, den Blick meines Vaters einzufangen, aber er sieht mich nicht an und geht schweigend zurück Richtung Haus.
„Was sollen wir davon jetzt halten?“, fragt Blaise mich leise.
„Keine Ahnung“, antworte ich ehrlich. „Aber lasst uns auch wieder reingehen.“
Ich habe plötzlich das dringende Bedürfnis, nach Hermine zu sehen.
Vielleicht wiege ich mich zu sehr in Sicherheit.
Nicht, dass doch jemand sie unangemessen anspricht.
Wir gehen meinem Vater hinterher, und ich suche sie sofort mit Blicken, kaum dass wir den Salon betreten haben.
Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich sie lachend zwischen etlichen anderen Gästen stehen sehe.
Als würde sie meinen Blick spüren, schaut sie in meine Richtung und unsere Blicke treffen sich.
Sie lächelt mich an und ich erwidere das Lächeln sofort.
„Ah, da bist du ja, ich habe dich schon gesucht.“
Hermines und mein Blickkontakt bricht ab und ich schaue Astoria an, die neben uns erschienen ist und Greg angesprochen hat.
„Ja, war kurz draußen“, brummelt Greg und scheint plötzlich nicht zu wissen, wo er hinschauen soll.
Blaise stellt sich hinter Astoria und macht, an Greg gewandt, ein paar auffordernde Handbewegungen.
„Tori... ähm... wollen wir... ich meine, du... Gehen wir ein Stück zusammen?“, stottert Greg. „Also draußen?“
Astoria lächelt.
„Gern.“
Vorsichtig hakt sie sich bei Greg unter und die beiden gehen Richtung Terrassentür.
„Da ist Daphne“, sagt Theo und Blaise schaut sich suchend um.
Auch ich schaue in die Richtung und stelle fest, dass Daphne zu uns herüber gesehen hat – wegen ihrer Schwester?
Blaise starrt sie an, und dann heben sich, fast ein wenig zögerlich und nahezu fragend, seine Mundwinkel minimal.
Selbst über die Entfernung sehe ich, dass Daphnes Wangen sich leicht rot färben, ehe sie beinahe erschrocken herumfährt und tatsächlich den Salon durch die Haupttür ins Gebäude verlässt.
„Bin gleich wieder da“, sagt Blaise geistesabwesend und Theo und ich beobachten, wie er Daphne hinterhereilt.
„Wow, es ist ihm echt ernst, was?“, stellt Theo erstaunt fest.
„Scheint tatsächlich so“, bestätige ich nicht minder überrascht.
Ich schaue wieder zu Hermine, die gerade einer älteren Hexe geduldig zuhört.
„Lass uns hinterhergehen“, sage ich.
„Was?“
„Lass uns hinterhergehen“, wiederhole ich. „Vielleicht braucht Blaise unsere Hilfe. Vielleicht können wir ihn unterstützen.“
Theo zuckt mit den Schultern.
„Ok.“
Wir verlassen mit raschen Schritten den Salon.
Von Blaise und Daphne ist nichts zu sehen.
„Und nun?“
„Da lang“, sage ich nach kurzem Überlegen und deute in die Richtung, in der auch die Toiletten liegen. Irgendwie vermute ich, dass Daphne auf die Damentoilette flüchten wollte.
Wir gehen den Gang hinunter, und gerade, als wir um die Ecke biegen wollen, hören wir es.
„... für einen Malfoy.“
Ich erstarre sofort, packe Theo am Arm und ziehe ihn in eine Nische.
Ich will hören, was da über mich geredet wird. Wird sich womöglich außerhalb der Party das Maul zerrissen?
Es war eine weibliche Stimme, die ich nicht zuordnen kann.
„Ja, finde ich auch“, bestätigt eine zweite, ebenfalls weibliche Stimme.
Theo schaut vorsichtig um die Ecke.
„Theo“, zische ich warnend, aber da hat er sich bereits wieder zurück gezogen.
„Draco, das sind die beiden heißen Ladies, auf die ich euch vorhin aufmerksam gemacht habe“, flüstert Theo. „Sie stehen vorm großen Wandspiegel und machen sich hübsch.“
„Schsch“, mache ich.
„Er sieht wirklich unfassbar gut aus“, kommt es von einer der beiden jungen Frauen. „Merlin, wurde mir warm, als ich ihn vorhin das erste Mal gesehen habe. Selbst über die Entfernung hat man diese ungewöhnliche Augenfarbe gesehen.“
„Wir haben Glück, dass Pansy das irgendwie hingekriegt hat, dass wir eingeladen werden. Sonst hätten wir den schicken Malfoy-Erben nicht zu Gesicht bekommen.“
„Naja, wir kennen ihn von früher“, kommt die prompte Antwort. „Aus der Schule.“
„Ja, verrückt, oder? Überleg dir das mal, er ist vier Jahre jünger als wir. Aber ehrlich? Würde der mich heute Abend irgendwohin entführen, ich würde nicht nein sagen.“
Die beiden lachen.
„Was aber nicht passieren wird“, höre ich wieder das andere Mädchen. „Er ist mit Hermine Granger zusammen, hast du doch gesehen.“
„Ja. Verrückt, oder? Denkst du auch, was manche vorhin gesagt haben? Dass er ihr nur den Kopf verdreht hat, um sich wieder in ein besseres Licht zu rücken?“
Ich spanne mich an und presse den Kiefer fest zusammen.
„Hm, weiß nicht. Pansy sagt, er ist wohl echt verliebt in sie. Und hast du mal gesehen, wie er sie anschaut? Und wie er mit ihr umgeht? Männer können ja eine Menge vorspielen, aber das ist echt, da kannst du mir sagen, was du willst.“
„Vermutlich hast du Recht. Eigentlich ist es ja total süß, wie er sie auf Händen trägt. Da kann man richtig neidisch werden. Aber für uns ist der Zug da wohl abgefahren.“
„Naja, dann müssen wir uns wohl an seine Freunde halten.“
„Stimmt. Merlin, Blaise Zabini ist ja wohl auch ein Traum von einem Mann geworden. Hast du dir den mal genau angeguckt?“
„Natürlich“, kommt sofort die Antwort. „Dir ist aber schon klar, dass er die ganze Zeit diesem Greengrass-Mädchen hinterhergerannt ist, oder? Der hatte ja nur Augen für sie... Aber eigentlich finde ich den jungen Nott viel interessanter.“
„Jetzt wird’s spannend“, wispert Theo kaum hörbar und ich muss grinsen.
„Ach, tust du das?“, hören wir weiter zu.
„Ja. Ganz ehrlich? Der Typ ist so heiß, der dürfte alles mit mir machen.“
Zuerst klappt Theo der Mund auf, so dass ich grinsen muss, ehe er ihn wieder schließt und die Augenbrauen auf eine Art hochzieht und so gedankenversunken schaut, als würden ihm da schon ein paar Dinge einfallen, die er gerne mit ihr machen würde.
„Na super“, redet wieder eine der beiden Frauen und sie klingt gespielt beleidigt. „Wenn du dir Theodore Nott angelst, wer bleibt denn dann noch für mich über für eine heiße Nacht?“
„Na, dann müssen wir ihn uns wohl teilen.“
Beide Mädchen lachen und ich sehe, wie Theos Augen riesig werden.
Ich kann ihn gerade noch so am Kragen packen und etwas weiter in den Schatten ziehen, denn in diesem Moment kommen die beiden jungen Frauen an uns vorbei, um zurück zur Party zu gehen.
Kaum, dass sie sich etwas entfernt haben, wendet Theo sich mir zu.
„Verfluchte Scheiße, Draco! Lass uns schnell Blaise suchen und ihm helfen, ich muss so schnell wie möglich auf diese verdammte Party zurück! Hast du gehört, was die beiden scharfen Mädels da eben gesagt haben?“
Theos Stimme überschlägt sich regelrecht vor Aufregung und ich muss leise lachen.
„Ist ja gut, beruhig dich, Theo.“
„Los jetzt“, zischt Theo und zerrt mich am Ärmel hinter sich her.
Wir müssen nicht weit gehen, ehe wir erneut leise Stimmen hören.
Ich bedeute Theo, dass wir uns gut hinter einer offenen Treppe positionieren können, die ins erste Stockwerk führt.
Von dort aus haben wir einen guten Blick auf Blaise und Daphne, die in einem eher dezent beleuchteten Teil des Ganges stehen.
Blaise redet so leise auf Daphne ein, dass wir kein Wort verstehen können, aber trotzdem höre ich deutlich seinen sanften Tonfall heraus.
Daphne wirkt lang nicht mehr so abweisend wie bisher.
Ich sehe deutlich, wie ihre Fassade zu bröckeln beginnt und sie immer wieder zögerlich zu Blaise aufsieht.
Ab und zu antwortet sie ihm, aber die meiste Zeit redet er.
Wir beobachten, wie Blaise zögerlich näher an Daphne rückt, immer noch auf sie einredet, sich ihr dabei aber so vorsichtig nähert, als sei sie ein scheues Tier, was er jederzeit mit einer unbedachten Bewegung verscheuchen könnte.
Dann hebt er die Hand, und Daphne zuckt leicht zusammen, als er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.
Seine Hand wandert sanft von ihrem Haar über ihre Schulter und ihren Arm, was sie leicht schaudern lässt, ehe er die Hand an ihre Taille legt und sich fast quälend langsam zu ihr hinabbeugt.
Ich muss lächeln, als die beiden sich küssen und Blaise auch seine andere Hand an Daphnes Taille legt, um sie näher an sich zu ziehen.
Nach einer Weile hebt er eine seiner Hände wieder, um sie in Daphnes Nacken gleiten zu lassen, und erstaunt stelle ich fest, dass seine Hand dabei tatsächlich leicht zittert.
Theo und ich tauschen einen raschen Blick.
Unsere Hilfe ist hier eindeutig nicht nötig.
Leise lassen wir unseren Freund in seinem persönlichen Himmel zurück.




Ich werde wach und merke sofort, dass irgendetwas nicht stimmt.
Wir sind erst gegen halb vier ins Bett gekommen, da Hermine lange in Gespräche verwickelt war und auch ich als Gastgeber immer wieder meine Präsenz zeigen musste.
Als wir schließlich ins Haus am Meer zurückflohten, war ich mir sicher, keine Sekunde Schlaf neben meiner hübschen Freundin zu finden, die nämlich innerhalb kürzester Zeit tief, ruhig und gleichmäßig atmete und sich nicht mehr rührte.
Überraschenderweise war ich aber scheinbar doch so müde, dass auch ich kurz nach ihr eingeschlafen sein muss.
Nun bin ich aber hellwach.
Ich höre das leise Rauschen des Meeres und fühle eine leichte Brise, die durch die geöffnete Terrassentür meines neuen Schlafzimmers hineinweht.
Ich brauche nur eine Sekunde, bis ich analysiert habe, was nicht stimmt:
Hermine liegt nicht mehr neben mir.
Beunruhigt richte ich mich auf und schaue mich schlaftrunken um.
Ich sehe sie im Zimmer nirgends, und instinktiv schweift mein Blick zur Dachterrasse.
Tatsächlich steht sie dort am Geländer und schaut in die Ferne.
Am Horizont ist minimal die erste Helligkeit zu erkennen, deutlich sieht man noch den Mond und die Sterne.
Sie kann nicht lange geschlafen haben.
Ich schlage die Bettdecke beiseite und gehe so, wie ich bin – barfuß und auch ansonsten nur mit einer Shorts bekleidet – zu ihr auf die Terrasse.
Ich stelle mich neben sie und schaue sie an. Ihr Blick ist auf den Horizont gerichtet. Sie trägt lediglich ihr dünnes Schlafshirt, was knapp ihren Po verdeckt.
„Hey“, sage ich leise. „Was ist los?“
Sie lächelt leicht und wirft mir einen flüchtigen Seitenblick zu.
Ich bin ein wenig unruhig, verstehe ich doch nicht ganz, warum sie hier steht.
„Ach, ich konnte nicht mehr schlafen.“
„Fühlst du dich unwohl?“, frage ich beunruhigt.
Hat der Abend ihr doch nicht gefallen? Oder fühlt sie sich womöglich nicht wohl bei mir?
Wieder lächelt sie.
„Nein, nein. Es ist alles gut. Es war nur alles so neu und aufregend und es ist auch merkwürdig, hier in deinem Haus zu sein und einfach so mit dir in einem Bett zu schlafen. Das hatten wir in Hogwarts alles nicht.“
Ich trete nah an sie heran.
„Gefällt es dir nicht?“
Mein Herz klopft aufgeregt.
Sie schaut mich an.
„Draco, natürlich gefällt es mir! Ich bin gerne hier. Es ist wunderschön. Und es ist wunderbar, neben dir zu liegen. Ich bin nur aufgeregt.“
Nun muss ich lächeln und ziehe sie in meine Arme, um sie festzuhalten und mein Gesicht in ihrem Haar zu vergraben.
Dabei fällt mir etwas auf.
„Du bist eiskalt“, flüstere ich erschrocken und drücke sie instinktiv noch näher an mich, ehe ich über ihren Rücken streiche. „Du frierst ja!“
Sie lacht leise.
„Alles gut, Draco. Mir ist nicht sehr kalt. Vermutlich ist meine Haut von dem frischen Wind ausgekühlt.“
„Komm wieder ins Bett“, murmle ich und als ich ihr den Arm um die Schultern lege, lässt sie sich widerstandslos ins Schlafzimmer führen.
Wir legen uns beide wieder unter die Decke, drehen uns zueinander, und wieder ziehe ich sie fest in meine Arme.
Ich bin erstaunt, wie müde ich immer noch bin, aber ich zwinge mich, wach zu bleiben, bis ihr Atem wieder ruhig wird und ihre Umarmung sich lockert.
Erst, als ich sicher bin, dass sie fest schläft, schließe auch ich meine Augen.

Friendship and other Disasters (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt