„Wenn du das Haus wirklich bekommst, ist es besser, wenn du dort wohnst und nicht bei deinen Eltern“, sagt Theo.
„Und du solltest dann sofort einen Apparierschutz aufs Gelände legen, damit sie nicht unangekündigt vor der Tür stehen“, ergänzt Blaise.
Ich habe den beiden und Greg vorhin nur kurz vom Gespräch mit meinen Eltern erzählt und einige Details verschwiegen, da ich erstmal meinen Geburtstag genießen wollte.
Tatsächlich haben wir fast den ganzen Tag in der Luft auf unseren privaten Besen verbracht und sind auf dem Gelände herumgeflogen, wobei wir auch lachend ein paar waghalsigere Manöver ausprobiert haben.
Jetzt sitzen wir im Gemeinschaftsraum, es ist früher Abend, wir haben gerade gegessen und es ist relativ leer.
„Vermutlich habt ihr Recht. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass sie immer noch nicht begriffen haben, dass ich jetzt erwachsen bin.“
Natürlich ist mir klar, dass ich immer ihr Kind bleiben werde, aber ich bin kein kleiner Junge mehr.
Was mich nach wie vor beschäftigt, ist die Tatsache, dass Mutter offensichtlich weiß, dass ich mit Hermine zusammen bin. Ich muss mich über die ganzen Jahre wirklich verplappert haben. Auch, wenn ich nicht gut von ihr geredet habe, muss meine Mutter wohl zwischen den Zeilen gelesen haben.
In diesem Moment betreten die Greengrass-Schwestern den Gemeinschaftsraum.
Während Daphne uns nur flüchtig zunickt, strahlt Astoria und grüßt uns freundlich.
Ich sehe deutlich, wie Blaise die beiden beim Vorbeigehen eingehend mustert und kaum seine Augen von ihnen lassen kann.
Oha, diesen Blick kenne ich von Blaise und ich weiß, was er zu bedeuten hat.
„Hey Tori“, erwidert Greg den Gruß des Mädchens ebenso freundlich.
Wir schauen alle verblüfft zu Gregory.
„Tori?“, wiederholt Theo perplex.
Greg schaut ihn irritiert an und zuckt mit den Schultern.
„Was denn?“, brummt er. „So nennen alle ihre Freunde sie.“
„Aha“, macht Theo tonlos und sieht tatsächlich vollkommen ungläubig aus.
„Apropos Astoria“, knüpfe ich an. „Mein Vater will, dass ich auf dieser dämlichen Party, die er plant, mit ihr flirte.“
Gregs Kopf ruckt zu mir herum und auch Theo und Blaise lenken ihre Aufmerksamkeit auf mich.
„Was?“, entfährt es Blaise. „Doch nicht etwa für gute Publicity?“
„Doch“, sage ich genervt.
„Wann hast du vor, ihnen das mit Hermine zu sagen?“, fragt Theodore.
„Gleich, wenn ich sie das erste Mal sehe. Keine Ahnung, wie ich es rüberbringen soll, aber irgendwie schaffe ich das schon.“
„Wird haarig“, stellt Blaise fest.
„Absolut“, bestätige ich.
Blaise grinst.
„Ganz ehrlich: Wenn du Hermine nicht hättest, würde dir ein ordentlicher Flirt mit Astoria sicher nicht wehtun. Ich kann nach wie vor nicht glauben, dass sie und ihre Schwester solche heißen Feger geworden sind.“
Auch ich muss grinsen, wird mir doch klar, wie gut ich Blaise' Blick eben gedeutet habe.
„Uh, Blaise geht mal wieder auf Jagd“, stellt Theo lachend fest.
Blaise zuckt mit den Schultern.
„Mal schauen.“
„Oh bitte überleg dir das aber mit Astoria noch mal“, grinst Theo. „Ich habe mich gerne zurück gehalten, weil ich tatsächlich dachte, dass das mit Draco und Hermine nur schwer was werden kann und er sich irgendwann doch auf die kleine Greengrass einlässt, aber da das Thema vom Tisch ist und das Mädchen selber auch endlich ihre Schwärmerei für unseren Drachen hier aufgegeben zu haben scheint, würde ich gerne mal mein Glück versuchen.“
„Hm“, macht Blaise unbestimmt und Greg neben mir verlagert sein Gewicht.
„Ihr wisst hoffentlich, dass Astoria kein Mädchen ist, was sich einfach so auf jeden einlässt“, mische ich mich ein. „Und ihr werdet ihr hoffentlich keine falschen Hoffnungen machen.“
Tatsächlich ist es so, dass ich in Bezug auf Astoria einen gewissen Beschützerinstinkt verspüre, seitdem ich sie unabsichtlich belästigt habe und sie so unfassbar großartig mit der Situation umgegangen ist. Ich stelle überrascht fest, dass ich sie mittlerweile tatsächlich sehr gerne mag.
„Ah, Draco, ich bitte dich, natürlich nicht“, echauffiert sich Theo. Dann grinst er hinterhältig. „Ich hatte eigentlich vor, ihr ziemlich deutlich klar zu machen, was ich von ihr möchte.“
Ich höre Greg neben mir laut einatmen.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
„Wir reden hier von dem gleichen Mädchen, ja?“, vergewissere ich mich. „Astoria Greengrass? Du denkst ernsthaft, sie lässt sich einfach mal so von dir flachlegen, ohne irgendwelche ernsten Absichten?“
„Draco, du bist süß“, stellt Theo fest. „Du denkst tatsächlich, dass jedes anständige Mädchen nicht auch gewisse Bedürfnisse hat und, wenn man die richtigen Knöpfe drückt, nicht doch einfach mal Bock auf was Unverbindliches für eine Nacht hat? Ernsthaft?“
„Theo hat Recht“, bestätigt Blaise. „Die Greengrass-Schwestern springen sicherlich nicht mit jedem ins Bett, aber auch sie sind hier eingesperrt und sie haben, wie Theo schon sagte, auch Bedürfnisse. Und wir reden hier schließlich nicht von irgendjemandem, sondern von Theo und mir. Wir werden sie schon von unseren Vorzügen überzeugt bekommen.“
Theo grinst.
„Dein Wort in Merlins Ohr. Also: Auf die Greengrass-Schwestern!“
„Auf die Greengrass-Schwestern“, bestätigt Blaise.
„Wenn wir jetzt was zu Trinken hätten, würde ich mit dir anstoßen“, sagt Theo.
Gegen meinen Willen muss ich über meine beiden Freunde und ihr überdimensional großes Ego lachen.
„Was zu Trinken zum Anstoßen? Na, da komme ich wohl genau richtig!“
Es ist Malcolm, der plötzlich bei uns steht und sich aufs Sofa zwischen mich und Greg quetscht.
„Dave? Holst du mal die Kiste?“, ruft er über die Schulter, ehe er mir freundschaftlich den Arm um die Schultern legt.
„Na, Geburtstagskind? Wo hast du den ganzen Tag gesteckt? Glückwunsch jedenfalls. Wir haben eine Kiste Butterbier auf unserem Zimmer, Dave holt sie gerade und bringt sicher die anderen Jungs mit. Ein wenig wollen wir deinen Neunzehnten ja wohl feiern, du alter Sack.“
Ich lache und versuche den Ärger über meine Eltern für diesen Abend zu vergessen.
Tatsächlich wurde es ein lustiger und gemütlicher Abend, wenn auch mit einem überraschenden Abschluss.
Ich saß mit der kleinen Gruppe Jungs eine ganze Weile zusammen, redete, lachte und trank Butterbier. Später kamen wir sogar noch einmal auf die Greengrass-Schwestern zu sprechen und Malcolm sagte, dass sich Theo und Blaise da zwei ziemlich harte Nüsse ausgesucht hätten, er selbst hätte es bei beiden schon versucht, wäre aber auf Granit gestoßen.
Und das will etwas heißen.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der jüngere Malcolm uns früher nachgeeifert hat. Wir sind seit der Vierten mit ihm befreundet und er hat anfänglich, da wir ein Jahrgang über ihm waren, sehr zu uns aufgesehen – und irgendwann kam der Punkt, wo er rasant in der Beliebtheit gestiegen ist, insbesondere bei den Mädchen. Tatsächlich hat er dieses Schuljahr sogar Blaise den Rang abgelaufen, was dieser neidlos anerkennt und wir alle kaum fassen können, stand Blaise doch etliche Jahre ganz hoch im Kurs bei den weiblichen Wesen an unserer Schule und Theo und ich witzelten manchmal, dass es kaum ein Mädchen in Hogwarts gab, das nicht mal verknallt in ihn gewesen war.
Nicht, dass Theo und ich jemals Grund gehabt hätten, uns zu beschweren. Auch wir standen stets hoch im Kurs.
Aber wir haben anfänglich tatsächlich von Blaise gelernt. Keine Ahnung, woher Blaise das hat oder ob es ihm einfach in die Wiege gelegt wurde, aber er wusste schon immer, was er sagen oder tun musste, um von einem Mädchen zu bekommen, was er wollte. Und es funktionierte. Jedes verdammte Mal. Und Theo und ich beobachteten genau. Wir schafften es, innerhalb kürzester Zeit Blaise' Tricks auch umzusetzen.
Jedenfalls sagte Blaise plötzlich, als der Abend etwas weiter fortgeschritten war, es wäre endlich Zeit für mein Geschenk. Ich schimpfte, da wir uns eigentlich nichts schenken, aber Blaise winkte nur ungeduldig ab und erklärte, dass Theo, er und Greg sich viele Gedanken gemacht hatten und ich es einfach annehmen sollte.
Erst da fiel uns auf, dass Greg aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden war und wir gar nicht mitbekommen hatten, wann er gegangen war.
Trotzdem drückte Blaise mir einen Zettel in die Hand.
Ich lachte und fragte ihn, was das für ein bescheuertes Geschenk sei, aber er erklärte mir, dass auf dem Zettel das Passwort für das Vertrauensschülerbad stünde und ich meinen Geburtstag mit einem entspannten Bad ausklingen lassen sollte.
Blaise hatte neben den Vertrauensschülern als Quidditch-Kapitän die Möglichkeit, das Bad zu nutzen und er weiß, dass ich es einfach liebe und mich häufig beschwert habe, dass ich nicht wirklich die Möglichkeit habe, es zu nutzen.
Trotzdem finde ich es ein merkwürdiges Geschenk, aber es ist schon eine nette Geste.
Natürlich bin ich nun also auf dem Weg in den fünften Stock.
Vor der Tür angekommen ziehe ich den Zettel aus der Hosentasche und falte ihn auf.
„Was für ein bescheuertes Passwort“, murmle ich.
Ich hebe meinen Blick wieder und schaue auf die geschlossene Tür vor mir.
„Sommer“, sage ich.
Nichts passiert.
Eigentlich müsste die Tür leise aufschnappen.
„Sommer“, wiederhole ich.
Nichts.
Ich runzle die Stirn und drücke probeweise gegen die Tür, aber sie bewegt sich keinen Millimeter.
Ich schaue noch einmal auf den Zettel und wende ihn auch, aber ich habe nichts übersehen.
Hat Blaise sich vertan? Oder ist das ein Scherz?
„Witzig, Jungs“, murmle ich.
Gerade überlege ich, wieder in den Kerker zurück zu gehen, als ich Schritte höre.
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Friendship and other Disasters (Dramione)
FanficFreundschaft ist immer etwas Wunderbares - denkt man. Aber es gibt auch die Freundschaften, die nur in einer Katastrophe enden können. Oder in etwas anderem. // Dramione // Scharf gewürzt - und mit einer Prise Humor...