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„Hey, Parkinson!“
Ich bin eigentlich auf dem Weg zu meiner Verabredung mit Hermine, als ich im Gemeinschaftsraum Pansy zusammen mit Millicent und ein paar anderen Mädchen zusammensitzen sehe.
Ich gehe zu der Gruppe hinüber und sehe deutlich, wie Pansy etwas auf dem Ledersofa zusammensackt, ehe sie sich ihrer Reaktion wohl bewusst wird und sich wieder aufrichtet sowie rasch das Kinn anhebt.
Sie versucht eindeutig, sich nicht verunsichert zu zeigen. Als wenn sie mir etwas vorspielen könnte.
„Was willst du?“, fragt sie misstrauisch, als ich bei der kleinen Gruppe ankomme.
„Ich denke, wir haben etwas zu besprechen“, sage ich.
Hastig springt sie auf und stellt sich nah an mich.
„Mach hier keine Szene“, zischt sie leise und ich sehe die Beunruhigung in ihren Augen. „Lass uns irgendwo hingehen... Wobei ich nicht weiß, was jetzt immer noch dein Problem ist. Ich habe... du weißt schon was entsorgt. Und keine Ahnung, was Granger dir erzählt hat, aber-“
„Hör zu“, unterbreche ich sie. „Dir ist hoffentlich immer noch klar, dass du richtig Mist gebaut hast. Es war eine dumme, nicht durchdachte, gefährliche Aktion von dir, klar?“
Pansys Blick huscht beunruhigt hin und her, ich sehe deutlich, sie hat sowohl Angst, dass jemand mitbekommen könnte, dass sie illegale Tränke gekauft hat, als auch dass ich in irgendeiner Form grob werden könnte.
„Es ist mir klar“, flüstert sie. „Aber bitte, Draco-“
„Ach, sei ruhig“, falle ich ihr erneut ins Wort. „Jetzt hör mir genau zu. Noch mal so eine hirnrissige Geschichte und ich rede nie wieder ein Wort mit dir, Pansy Parkinson. Haben wir uns verstanden?“
„Ja, Draco“, sagt sie rasch und wringt nervös die Hände. „Bitte, ich-“
„Aber“, fahre ich leise fort. „ich muss mich auch bei dir bedanken. Du hast Hermine dazu gebracht, wieder auf mich zuzugehen, und das bedeutet mir viel. Also: Danke, Pansy.“
Pansy starrt mich einen Moment lang vollkommen irritiert an.
„Äh... Gern geschehen?“, erwidert sie und sie sagt es so überrascht, dass es fast wie eine Frage klingt.
„Gut, dann wäre das geklärt“, stelle ich fest und wende mich ab, bleibe nach zwei Schritten aber wieder stehen und drehe mich um.
„Ach, noch eine Kleinigkeit: Meine Freundin wird nicht im Klo ertränkt, ist das klar?“
Pansy wird blass und starrt mich einfach an.
„Pass ihr gegenüber in Zukunft ein bisschen auf deine Wortwahl auf, Pansy, ja?“
Ich zwinkere ihr zu und verlasse nun endgültig den Gemeinschaftsraum.


Hermine kommt gerade die Treppe herunter, als ich am verabredeten Treffpunkt ankomme.
Und sie wirkt aufgebracht.
„Hey, alles ok?“, frage ich sie, als sie bei mir ankommt.
„Ja“, schnaubt sie, ohne mich anzusehen. „Lass uns bitte erstmal irgendwohin gehen.“
Sie schaut flüchtig über die Schulter, fast so, als erwarte sie, dass jemand ihr folgen könnte.
„Ok“, sage ich und gehe gemeinsam mit ihr los.
Ich passe mich einfach ihrem Tempo an und überlasse ihr auch die Richtung, in die wir gehen.
Nach wie vor schweigt sie und sie macht den Eindruck, als würde irgendetwas sie aufwühlen.
Ich lasse ihr die Zeit, die sie offensichtlich benötigt.
Überrascht stelle ich allerdings nach einiger Zeit fest, dass ihre Schritte uns an den Rand des Verbotenen Waldes geführt haben, in die Nähe der Hütte dieses Halbriesen, Hagrid.
„Ähm... Was genau machen wir hier, Hermine?“, frage ich vorsichtig.
„Was? Ach, es tut mir leid, Draco. Ich war gerade so in Gedanken versunken und... Weißt du, wenn ich mich in den vergangenen Jahren über Harry oder Ron geärgert habe... Naja, es gab nicht viele Möglichkeiten, wohin ich gehen konnte, mit wem ich reden konnte... Und meistens war ich dann auf einen Tee bei Hagrid.“
„Ok“, sage ich langsam und gedehnt und werfe einen skeptischen Blick auf die Hütte.
„Oh, wir müssen jetzt nicht zu ihm“, versichert Hermine rasch. „Ich glaube, ich war nur so in Gedanken, dass meine Füße mich von ganz alleine hierher getragen haben.“
„Wie kommt es, dass du mit dem Halbriesen über deine Streitigkeiten mit Freunden redest?“, frage ich vorsichtig nach.
„Ach weißt du, das liegt glaube ich daran, dass Hagrid und ich gegenseitig für den jeweils anderen in schwierigen Situationen da waren. In der Dritten ging es mir zeitweise sehr schlecht. Ich war sehr belastet, durch ein... besonderes Lernprogramm, was Professor McGonagall mir ermöglicht hat, sowie den ständigen Streitigkeiten mit Ron wegen meines Katers und seiner... angeblichen Ratte, und außerdem habe ich mich mit ihm und Harry wegen eines Besens gestritten. Sie haben zeitweise kein Wort deswegen mit mir geredet und-“
„Potter und Weasley... Also deine beiden besten Freunde haben wegen eines Besens nicht mehr mit dir geredet?“, frage ich irritiert.
Ich habe sowieso Probleme, ihr zu folgen, da ich keine Ahnung habe, was das für ein merkwürdiges Lernprogramm gewesen sein soll und auch der Rest ist leicht verwirrend für mich.
„Ja, komplizierte Geschichte... Ich dachte, der Besen sei von Sirius Black, und ich dachte, Sirius wolle Harry mit einem verhexten Besen umbringen, und ich habe das Professor McGonagall gemeldet, und die hat den Besen vorerst konfisziert, also konnte Harry ihn nicht fürs Quidditch-Spiel nutzen, und sie meinten, es sei sowieso alles Schwachsinn, aber am Ende hatten wir im Prinzip alle Recht, denn es war wirklich Schwachsinn, der Besen war nicht verhext, aber es stimmte, dass er von Sirius kam, was meine Theorie dann doch bestätigt hat.“
Sie hat es ohne Luft zu holen runtergerattert und ich blinzle irritiert.
„Äh... Und deswegen haben sie die Freundschaft zu dir eine Weile auf Eis gelegt? Ist das nicht etwas... radikal?“
„Naja, Draco, sie waren dreizehn, ich glaube, da haben sie über vieles nicht richtig nachgedacht. Aber Hagrid hat ihnen damals den Kopf wieder gerade gerückt. Er fand es auch absolut nicht gut von ihnen, dass sie mich so mit Ignoranz bestrafen, wo ich mich doch nur um Harry gesorgt habe, und nachdem Hagrid mit ihnen gesprochen hat, war auch wieder alles in Ordnung zwischen uns. Es hat mir damals sehr gut getan, mit Hagrid zu sprechen, er sieht die Dinge immer in ihrer Einfachheit, während ich sie häufig viel zu kompliziert mache, und so hatte er immer tröstende Worte für mich. Und er ist mir seit der Dritten auch unglaublich dankbar, denn obwohl ich so viel Stress hatte und es mir so schlecht ging, habe ich mich damals sehr in den juristischen Fall rund um seinen Hippogreif Seidenschnabel reingehangen und-“
Sie bricht ab, beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich beinahe erschrocken an.
„Was?“, frage ich verwirrt.
Immer noch qualmt mir der Kopf von den vielen Informationen, die sie mir um die Ohren gehauen hat, während wir am Rande des Verbotenen Waldes spazieren gehen.

Friendship and other Disasters (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt