„Potter. Weasley.“
Ich nicke den beiden Angesprochenen flüchtig zu, während ich mich dicht an Hermine stelle.
Dann lenke ich meine ganze Aufmerksamkeit auf sie.
„Hermine“, lächle ich sie so charmant wie möglich an und etwas nervös erwidert sie mein Lächeln.
Ich trete neben sie und lege ihr sanft die Hand auf ihren unteren Rückenbereich.
„Schön, dass ihr da seid und so weiter und so fort, alle anderen netten Floskeln könnt ihr euch jetzt denken“, sage ich knapp zu Potter und seiner Freundin. „Ihr kennt euch aus, ihr wisst wo die Bar ist... Bedient euch einfach. Ich würde ja sagen, fühlt euch wie Zuhause, aber das ist nicht ganz passend, das hier ist ja weder ein Schrank noch irgendein Bau... Naja, ihr wisst schon.“
Ich tippe mir beiläufig an einen imaginären Hut, während der Held der Zaubererwelt und das Wieselmädchen zeitgleich die Augenbrauen hochziehen.
Ich schiebe Hermine sanft mit mir und höre Ginny Weasley sagen: „Was zur Hölle findet sie eigentlich an ihm?“
Aber es ist mir egal.
Meine ganze Aufmerksamkeit liegt jetzt bei ihr.
Hermine.
Mein Mädchen, und jeder kann es ruhig wissen.
Ich hoffe zumindest, dass sie sich irgendwie zu mir zugehörig fühlt.
Ich kann immer noch nicht fassen, wie sie aussieht.
Seitdem das Schuljahr begonnen hat, habe ich sie immer wieder auf Partys gesehen, meist in ihrem eigenen Gemeinschaftsraum, manchmal auch bei den Ravenclaws und Hufflepuffs. Sie war nicht immer auf allen Feiern und hier bei uns war sie noch nie.
Was allerdings bisher gleich war: Sie war immer in schlichter Kleidung und recht alltäglich zurecht gemacht aufgetaucht.
Heute ist sie zwar genauso geschminkt wie sonst und trägt auch keinen Schmuck, aber sie hat ihr Haar locker hochgesteckt, nicht richtig schick, eher ein wenig verspielt, und es ist ein merkwürdig verführerischer Kontrast zu dem Kleid, das sie trägt.
Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass schwarz ihr so außerordentlich gut steht.
Das Kleid ist aus einem seidenen, leicht schimmernden Material, was sich angenehm unter meiner Hand anfühlt, die immer noch an ihrem unteren Rücken liegt, während ich sie zur Bar bugsiere.
Es ist nicht einmal ansatzweise unanständig kurz, es endet ziemlich genau mittig an ihren Oberschenkeln, auch hat es keinen tiefen Ausschnitt. Aber es hat nur sehr dünne Träger und ist am Rücken ziemlich tief ausgeschnitten.
Natürlich ist mir sofort aufgefallen, dass ich weder ein zweites Paar Träger sehen kann noch etwas an ihrem freiliegenden Rücken, was darauf hindeutet, dass sie oben herum unter ihrem Kleid etwas anhat.
Ich versuche, das Ziehen hinter meinem Nabel zu ignorieren, was bei dieser Erkenntnis ausgelöst wird.
Nein, ich werde sie bestimmt nicht verschrecken, indem ich mich vollkommen hemmunglos in irgendwelchen Trieben verliere und sie so anbaggere, wie ich es normalerweise bei einer anderen tun würde.
Aber ein bisschen flirten – das wird ja wohl erlaubt sein, oder?
Ich sehe, wie ein paar Leute die Köpfe zusammenstecken und tuscheln.
So, wie ich sie berühre, wie ich sie durch den Raum begleite, wird den meisten klar sein, dass da mehr zwischen uns läuft als Freundschaft.
Ich sehe auch ein paar Mädchen zickig gucken, was mich nicht weiter stört, während mich die Blicke irgendwelcher Kerle um einiges mehr tangieren.
Bei anderen Mädchen an meiner Seite, die um einiges aufreizender gekleidet waren als Hermine, haben mich die Blicke anderer Typen eher noch angespornt und ich habe mich über die offensichtlichen Reize der Mädchen gefreut. Bei ihr ist es anders. Kurz habe ich das Bedürfnis, mein Hemd auszuziehen und damit ihre Schultern und ihren Rücken zu bedecken, damit die anderen Jungs sie nicht so angaffen können. Und ganz kurz kann ich Weasley fast ein wenig verstehen.
Aber ich bin nicht Weasley. Sie kann tragen, was sie möchte, und letztendlich ist es ein weiterer Gedanke, der mir in diesem Moment in den Sinn kommt, der mein Herz ein wenig hüpfen lässt:
Sie hat sich bisher niemals so gekleidet.
Jetzt hat sie es getan – wo wir sozusagen verabredet gewesen sind.
Ich muss leicht schmunzeln, als ich begreife, dass sie sich vielleicht auch wegen mir so viele Gedanken über ihr Outfit gemacht hat.
„Du warst nicht sehr nett zu Harry und Ginny“, sagt sie vorwurfsvoll zu mir, als wir an der Bar ankommen.
„Ich möchte dich nicht enttäuschen, aber ich bin nicht nett“, grinse ich sie an.
Sie lacht.
„Ich finde schon.“
„Tatsächlich? Muss ich jetzt beleidigt sein? Ich meine, sagen die Muggel nicht, Nett sei der kleine Bruder von Scheiße?“
Sie lacht wieder.
„Draco Malfoy wirft mit Muggelsprichwörtern um sich, wer hätte das gedacht.“
Sie sieht mich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an.
Ok, ich überlebe es nicht, wenn ich diese Lippen heute Nacht nicht wenigstens einmal küssen darf.
„Naja“, sage ich und zwinkere leicht. „Ich habe fleißig gelernt. Ich meine, wenn ich nach Hogwarts dutzendfach die Muggelwelt besuchen werde, muss ich ja auch alles verstehen, oder?“
Sie lacht schon wieder.
Sie ist gut drauf heute, sehr schön.
Ja, sei einfach locker, Süße, denke ich ein wenig aufgeregt und mit leicht stolperndem Herzen.
„Du willst nach Hogwarts also die Muggelwelt besuchen“, sagt sie skeptisch.
„Klar“, sage ich und trete näher an sie heran, so dass sie zu mir aufsehen muss. Ohne, dass ich es überhaupt bemerkt habe, hat mein Körper in den Flirt-Modus geschaltet. „Zumindest, wenn du mich dabei begleitest.“
Ich sehe ihr intensiv in die Augen und bemerke, wie sie ernst wird und tatsächlich kurz die Luft anhält.
Ich schlucke.
Habe ich tatsächlich eine solche Wirkung auf sie?
„Was möchtest du trinken?“, frage ich sie sanft.
Ihr Mund klappt leicht auf, sie starrt mir immer noch wie hypnotisiert in die Augen und scheint einen Moment überfordert mit der Frage.
„Äh“, macht sie dann, reißt sich von meinem Anblick los und schaut zur Bar, neben der wir stehen. „Ich weiß nicht. Was gibt es denn?“
Ich lächle sie an.
„Soll ich dich mit etwas überraschen?“
Ihr Blick bleibt einen Moment erfreut an mir hängen.
„Ja“, sagt sie dann etwas perplex. „Gern.“
„Mit oder ohne?“, frage ich.
„Ähm... Alkohol?“ Sie scheint kurz zu überlegen. „Mit“, sagt sie dann zu meiner Überraschung entschlossen.
Ich schwinge kurz meinen Stab und sofort beginnen sich zwei Gläser zu füllen.
Für mich gibt es einen Feuerwhisky – dieses Mal einen großen – für sie mixe ich etwas, wobei ich darauf achte, nichts zu Hochprozentiges hinzuzufügen. Ich habe keine Ahnung, wieviel sie verträgt, und wenn ich etwas nicht will, dann sie abfüllen.
„Du siehst wirklich toll aus in dem Kleid“, sage ich nah an ihrem Ohr, während die Gläser sich füllen.
Ich meine es tatsächlich so und sie schenkt mir ein etwas verlegenes Lächeln nach meiner Aussage.
„Du siehst auch toll aus“, gibt sie das Kompliment zurück. „Ziemlich... lässig.“
Ihr Blick huscht flüchtig zu meinem Oberkörper und erst jetzt fällt mir wieder ein, dass Pansy mir vorhin die obersten drei Knöpfe geöffnet hat.
Oh Merlin, ich bringe diese aufdringliche Hexe um! Wie muss das jetzt wirken?
Aber dann sehe ich, wie Hermines Wangen rot werden, sie den Blick abwendet und sich kurz auf die Lippe beißt.
Gut, ich habe es mir überlegt, Pansy bekommt einen Strauß Blumen als Dankeschön.
Denn offensichtlich hat Hermine gefallen, was sie gesehen hat.
Die Getränke sind fertig und ich reiche Hermine ihr Glas.
Sie nippt.
„Mhm... das ist... gut.“
„Wirklich?“, hake ich nach.
„Ja, ich meine, ich schmecke den Alkohol schon ziemlich stark raus, aber ich bin ja auch nichts gewohnt“, sagt sie etwas verlegen. „Aber es schmeckt wirklich sehr gut.“
Ich bin erleichtert, ihren Geschmack getroffen zu haben.
Ihr Blick schweift umher, während sie immer wieder an ihrem Getränk nippt, und währenddessen kann ich nicht aufhören, sie anzustarren.
Schließlich bleibt ihr Blick an etwas hängen.
„Eure Fenster sind... unglaublich faszinierend. Darf ich mir die genauer ansehen?“
„Klar“, sage ich und lege meine freie Hand wieder an ihren Rücken, wobei ich es dieses Mal wage, nur zur Hälfte auf dem Stoff ihres Kleides zu bleiben und einen Teil meiner Hand auf ihrer nackten Haut zu platzieren, die sich warm und weich anfühlt.
Warm und weich – und viel zu gut.
Ich geleite sie durch die laute, trinkende, lachende und tanzende Menge zu dem Fenster, das uns am nähesten ist.
Erst, als wir angekommen sind, nehme ich meine Hand von ihrem Rücken.
Sie tritt nah an die Scheibe, ihr Blick huscht fasziniert über die Unterwasserwelt, die sich vor ihren Augen auftut.
„Man kann in der Nacht nicht sehr weit sehen“, erkläre ich ihr, während ich nah neben sie trete. „Eigentlich sind wir so tief unter der Wasseroberfläche, dass es immer fast vollkommen dunkel wäre, egal zu welcher Tageszeit. Die Wassermenschen sorgen aber für Beleuchtung, allerdings wird diese nachts stark gedimmt.“
Was zur Hölle rede ich da eigentlich? Habe ich vor, sie mit einem klugscheißerischen Monolog zu Tode zu langweilen?
„Tatsächlich?“ Ihre Augen werden vor Erstaunen größer und sie hebt ihre freie Hand, um sie auf das kühle, dicke Glas zu legen. „Kannst du mir mehr erzählen? Ich meine, ich habe natürlich viel über die Wassermenschen gelesen und in „Die Geschichte Hogwarts“ steht auch einiges über euren Gemeinschaftsraum, aber... Wie entsteht die Beleuchtung? Seht ihr häufig Wassermenschen? Kommunizieren sie irgendwie mit euch?“
Ich unterdrücke das Bedürfnis, erleichtert auszuatmen.
Ich scheine sie nicht zu langweilen. Gut.
Geduldig beginne ich, ihre Neugierde zu stillen.
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Friendship and other Disasters (Dramione)
FanfictionFreundschaft ist immer etwas Wunderbares - denkt man. Aber es gibt auch die Freundschaften, die nur in einer Katastrophe enden können. Oder in etwas anderem. // Dramione // Scharf gewürzt - und mit einer Prise Humor...