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Sie kommt um die Ecke, den Zauberstab fest in der Hand und mit einem irgendwie harten Gesichtsausdruck, der sich aber sofort entspannt, als sie mich neben der Statue von Boris dem Bekloppten stehen sieht.
Sie senkt ihre Zauberstabhand und kommt gezielt auf mich zu.
Wir haben uns nur vorhin kurz beim Abendessen gesehen, wo sie mir herzlich gratuliert und mir zugewispert hat, dass sie mir mein Geschenk in Ruhe morgen geben würde. Ich war überrascht, überhaupt ein Geschenk von ihr zu bekommen und sie hat nur verlegen die Schultern gezuckt. Eine Reaktion, die mich schon neugierig auf das Geschenk werden ließ.
Dass sie jetzt hier ist, wundert mich.
Und ein leiser Verdacht macht sich in mir breit.
„Hey“, begrüße ich sie. „Was machst du hier?“
Hermine steckt ihren Stab weg.
„Aha, dachte ich mir doch, dass der Zettel nicht von dir ist.“
Sie zieht ein zusammengefaltetes Stück Papier aus ihrer Hosentasche und hält es mir hin.
Ich nehme den Zettel und falte ihn auseinander.
Acht Uhr beim bekloppten Boris, steht da auf dem Zettel – scheinbar in meiner Handschrift.
Natürlich sehe ich sofort die Feinheiten, die darauf hinweisen, dass ich es nicht wirklich selber geschrieben habe. Man kennt seine eigene Handschrift natürlich am besten. Aber sie ist schon verdammt ähnlich und ich bin mir sicher, dass es Theo war, der mit einem Zauber die Buchstaben kopiert hat.
Unter dem Satz, ganz unten in der Ecke, steht noch ein Wort: Nacht.
„Diese Mistkerle“, murmle ich, aber meine Mundwinkel zucken.
„Du hast eine Idee, wer das geschrieben hat?“, fragt Hermine.
Ich sehe zu ihr auf.
„Na, die Jungs natürlich“, erkläre ich. „Und dir war klar, dass er nicht von mir ist und du bist trotzdem alleine gekommen?“
Hermine seufzt.
„Ich habe erst überlegt, Ginny mitzunehmen, aber dann sagte ich mir, dass ich nicht paranoid sein sollte, der Krieg ist schließlich vorbei.“
Ich grinse.
„Aber deinen Stab hattest du in der Hand.“
Auch sie grinst.
„Natürlich.“
Dann wird ihr Blick fragend.
„Was hat es nun mit dem Zettel auf sich? Da hat jemand deine Handschrift fast perfekt mit einem Zauber kopiert.“
„Die Jungs haben gesagt, mein Geburtstagsgeschenk ist ein entspannendes Bad im Vertrauensschülerbad. Sie haben mir einen Zettel mit dem Passwort gegeben, was aber nicht funktioniert, und anscheinend haben sie dafür gesorgt, dass du herkommst.“
Wieder muss ich grinsen.
„Anscheinend wollen sie, dass wir das Bad zusammen nutzen.“
Hermine verdreht die Augen.
„Jungs“, sagt sie nur.
Natürlich, ihr Geschenk war nicht der Eintritt ins Bad, sondern ein paar schöne Stunden mit Hermine. Diese gerissenen Dreckssäcke.
Wieder muss ich schmunzeln.
Klar, ich habe mich ja auch oft genug in ihrer Gegenwart beschwert, dass ich keine Zeit mit meiner Freundin verbringen kann. Zumindest nicht solche Zeit.
„Aber wie sollen wir das Bad nutzen, wenn das Passwort nicht funktioniert?“, frage ich mich selbst leise.
Hermine rückt näher.
Klar, es gibt ein Rätsel zu lösen, da ist sie natürlich sofort dabei.
„Wieso funktioniert es nicht?“, fragt sie.
Ich zeige ihr meinen Zettel, auf dem „Sommer“ steht.
„Ich habe es gesagt. Zweimal. Aber die Tür geht nicht auf.“
Wir starren beide gleichzeitig auf Hermines Zettel, ehe sich unsere Blicke treffen.
Wir haben zeitgleich verstanden.
Unsere Blicke richten sich auf die Tür.
„Sommernacht“, sagen wir, und sofort ist das Klicken zu hören, mit dem die Tür aufspringt.
„Diese Füchse! Sie wollten wohl sichergehen, dass wir nur zusammen da rein kommen“, sage ich.
Seite an Seite mit Hermine betrete ich das Vertrauensschülerbad.
Klackend fällt die Tür hinter uns wieder ins Schloss.
Die Jungs müssen Vorbereitungen getroffen haben, denn der kleine Pool ist bereits mit Wasser gefüllt, das durch einen Zauber warm gehalten wird, und bunter Schaum bedeckt die gesamte Oberfläche.
Am Beckenrand schweben etliche, verzauberte Kerzen und direkt am Einstieg in den Pool steht eine Weinflasche in einem Weinkühler, auf dem Boden darum verstreut liegen Rosenblätter.
„Wow, das ist schon ein bisschen kitschig“, lacht Hermine. „Ich hätte deinen Freunden gar keinen Sinn für Romantik oder so was ähnliches zugetraut.“
„Ich auch nicht“, gestehe ich. „Aber ich dachte, Mädchen finden sowas nicht kitschig.“
„Hm, die meisten vermutlich nicht. Ich schon ein bisschen. Aber gemütlich ist es irgendwie schon.“
Wir gehen zum Becken hinüber.
Einen Moment schauen wir beide schweigend aufs Wasser.
Fast ist mir die Situation ein wenig unangenehm.
„Hm, naja, dann wollen wir deine Freunde mal nicht enttäuschen“, befindet Hermine, zieht ihren Zauberstab, flüstert einen Verhütungszauber und schlüpft aus Schuhen und Socken.
Einen Augenblick bin ich vollkommen perplex und starre sie fassungslos an, während sie beginnt, ihre Bluse aufzuknöpfen.
Ich starre auf ihre Finger und auf die Haut, die nach und nach freigelegt wird.
Dann blinzle ich und mache zwei rasche Schritte, um direkt bei ihr zu stehen.
Blitzschnell schließe ich meine Hände um ihre, damit sie die geöffnte Bluse nicht abstreifen kann.
„Warte“, flüstere ich rau.
Sie sieht mich überrascht an.
Merlin und Morgana, ich könnte durchdrehen, wenn sie aus ihren großen, dunklen Augen so zu mir aufschaut.
„Warte“, wiederhole ich trotzdem. „Nur, weil meine bekloppten Freunde der Meinung sind, dich mir sozusagen zum Geburtstag zu schenken, heißt das nicht, dass du den Scheiß mitmachen musst, Hermine.“
Ihr Blick wird erst erstaunt, dann überraschend sanft.
Sie lächelt.
„Das ist lieb von dir“, sagt sie.
Ich räuspere mich.
„Also, wenn du gehen möchtest... Kein Problem. Oder wir stoßen mit einem Glas Wein auf meinen Geburtstag an und gehen dann zurück in unsere Gemeinschaftsräume. Wie du möchtest.“
Sie legt den Kopf leicht schräg und betrachtet mich lächelnd.
„Oder wir nehmen jetzt zusammen ein Bad und machen einfach das, was wir spontan möchten“, sagt sie schulterzuckend. „Wie du magst.“
Ich spüre, wie mein Herzschlag sich beschleunigt.
„Ok“, flüstere ich und lasse ihre Hände los.
Sie macht einen Schritt von mir weg und ich beobachte beinahe fasziniert, wie sie sich langsam vor mir entkleidet.
Verflucht, das ist ein echt erregender Anblick.
Sofort schickt mein verräterischer Körper Blut zwischen meine Beine.
Merlin, an den Anblick könnte ich mich echt gewöhnen.
Erst, als sie ihr letztes Kleidungsstück abstreift, erwache ich aus meiner Starre und beeile mich, ebenfalls aus meinen Klamotten zu kommen.
Ich ziehe mir rasch mein T-Shirt über den Kopf, ehe ich aus Schuhen, Socken, meiner Hose und meiner Unterwäsche schlüpfe.
Wie Hermine lasse ich meine Sachen als unförmiger Haufen am Beckenrand liegen.
Hermine ist derweil bereits im Wasser und sieht zu mir.
Ihr Blick gleitet kurz über meinen Körper und ihre Wangen färbt ein Hauch Rosa, als sie die aufkommende Härte zwischen meinen Beinen sieht.
Ich folge ihr ins Wasser, das ich fast als zu warm empfinde, aber ich bin mir sicher, es hat genau die richtige Temperatur, mit der sie sich wohlfühlt.
„Hattest du bisher einen schönen Geburtstag?“, fragt sie, als ich bei ihr ankomme.
Kurz schießt mir das Gespräch mit meinen Eltern durch den Kopf, aber irgendwie habe ich keine Lust, eine potentiell erotische Situation zu verderben, indem ich über meine Erzeuger spreche. Daher beschließe ich, ihr nichts von der Situation in McGonagalls Büro zu erzählen.
„Tatsächlich ja“, antworte ich. „Ich hoffe, du geißelst mich nicht dafür, dass ich heute nicht für die Prüfungen gelernt habe.“
Sie lacht.
„Es sei dir heute ausnahmsweise verziehen“, sagt sie großzügig.
Sie stellt sich auf die Erhöhung am Beckenrand – bedauerlicherweise sind ihre Brüste immer noch gerade so bedeckt – und lehnt sich an, ehe sie die Augen schließt und den Kopf genießerisch leicht in den Nacken legt.
Verdammt noch mal, wie kann sie so ruhig bleiben? Mädchen ticken scheinbar tatsächlich anders. Ich könnte durchdrehen bei ihrem Anblick. Ob ich einen Annäherungsversuch starten sollte?
„Das warme Wasser tut so gut“, sagt sie in diesem Moment. „Ich bin so verspannt, mein Nacken tut ununterbrochen weh, wusstest du das?“
„Tatsächlich?“, sage ich überrascht. „Dreh dich mal um.“
Sie öffnet die Augen und tut dann sofort das, worum ich sie gebeten habe.
Ich stelle mich hinter sie, nicht auf die Erhöhung, so dass unsere Köpfe fast auf gleicher Höhe sind.
Da ihre Haare zu einem hohen Zopf gebunden sind, liegt ihr Nacken frei und ich lege eine Hand darauf, um ihn abzutasten.
Sie zischt leise.
„Tut das etwa schon weh? Ich habe kaum gedrückt.“
„Ja, schon“, gesteht sie.
„Weißt du, woher das kommt?“, tadel ich sie. „Das kommt davon, dass du deine Nase permanent in Bücher steckst. Für die Schule und jetzt noch mehr für die Prüfungen. Und privat liest du ja auch ununterbrochen. Und immer sitzt du in dieser zusammengekauerten Haltung da. Davon würde ich auch Nackenschmerzen kriegen.“
Sie zischt erneut schmerzvoll auf, als ich vorsichtig beginne, ihren Nacken mit beiden Händen zu massieren.
„Kannst du dich beim Lesen nicht hinlegen oder gerade hinsetzen oder so?“
„Nein“, verteidigt sie sich. „Das ist alles immer so interessant oder so spannend oder beides, da kann ich nicht anders, als so zu sitzen.“
Ich verdrehe die Augen.
„Du spinnst“, stelle ich fest.
Anscheinend hat sie keine Lust auf eine Diskussion, denn sie schweigt.
Oder sie genießt nun doch meine Nackenmassage.
Langsam lasse ich meine Hände zu ihren Schultern gleiten und knete nun dort.
„Merlin! Weißt du, wie verspannt und hart du bist? Da solltest du echt was gegen unternehmen. Ich zeige dir die Tage mal ein paar einfache Übungen für Rücken- und Schultermuskulatur.“
„Du und dein Sport“, mault sie.
„Nix ich und mein Sport. Auf Dauer kriegst du noch Rückenprobleme.“
Sie brummelt, widerspricht aber nicht mehr.
Während ich sie massiere, merke ich tatsächlich, wie ihre Muskulatur unter meinen Händen weicher wird.

Friendship and other Disasters (Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt